Die Hälfte der Leute sind mit ihren Freundschaften unzufrieden

Trotz vieler guter Freundschaften such der Psychotherapeut Wolfgang Krüger dennoch ständig nach neuen Freundschaften: „Weil ich sehe, dass der Freundeskreis kleiner wird, je älter man wird. Manche Freunde sind schon gestorben, andere weggezogen, einige fangen im Alter an, Menschen zu meiden. Und es gibt Freundschaften, aus denen die Luft raus ist. Man muss also immer wieder neue Freunde finden.“ Schon ab 30 schrumpft der Freundeskreis. Solange man im Kindergarten, Schule, Ausbildung, Studium ist, befindet man sich in festen Gruppen. Man begegnet dort immer den gleichen Menschen. Da haben auch Schüchterne Freundschaften. Schwierig wird es dagegen nach der Ausbildung, denn dann muss man selbst die Initiative ergreifen, um Freunde zu finden. Dr. Wolfgang Krüger, Psychotherapeut in Berlin, forscht über Freundschaften und bietet auch Freundschaftsberatung an.

Freundschaften machen selbstbewusster und glücklicher

Und zwischen 30 und 45 stehen Liebe, Familie und Karriere im Vordergrund. Freundschaften fallen dann oft hinten runter. In Umfragen zeigt sich, dass rund die Hälfte der Leute mit ihren Freundschaften unzufrieden ist. Da sei zu wenig Nähe, und man fühlt sich unverstanden. Wolfgang Krüger erklärt: „Oft sind die Freundschaften verflacht. Weil man nicht über die Konflikte gesprochen hat, die es in jeder Freundschaft irgendwann gibt. Weil man zu wenig Zeit investiert hat.“ Oder weil man mit sich selbst keine Freundschaft hat.

Wolfgang Krüger empfiehlt, zwei bis drei Stunden in der Woche für seine Freundschaften zu reservieren. Viele Menschen sehen Freundschaften gerne als Luxus, den sie sich erst dann leisten, wenn sie den Strudel des Alltags bewältigt haben. Dabei wird man durch Freundschaften reich beschenkt. Wolfgang Krüger haben seine Freundschaften immer ausgeglichener, selbstbewusster und glücklicher gemacht. Auch deshalb hat er viel Kraft, Zeit und Ideen in seine Freundschaften investiert.

Die meisten Menschen sehnen sich nach Freundschaften

Es ist nicht unbedingt schlecht, wenn ein Mensch vor allem Durchschnittsfreundschaften unterhält. Wolfgang Krüger nennt den Grund: „Wir brauchen nicht nur die allerbesten drei Freunde und Freundinnen als Inselchen im Ozean, wir brauchen auch soziale Dörfer, so was wie einen erweiterten Freundeskreis. Auch Durchschnittsfreundschaften können uns einiges geben, wenn man von diesen Freunden nicht zu viel erwartet.“ Sie rufen nun mal selten an und haben nicht so viel Interesse an ihrem Leben. Wolfgang Krüger rät, gemeinsam mit ihnen etwas zu unternehmen, denn Freundschaften brauchen Erlebnismaterial.

Wenn es in einer Freundschaft Kränkungen oder Konflikte gab, ist es Zeit für ein Freundschaftsgespräch. Jeder sollte dem anderen mitteilen, was er sich in Zukunft wünscht und was er gerne geändert hätte. Aber man sollte dem Freund gleichzeitig sagen, was einem an ihm gefällt. Die meisten Menschen haben Sehnsucht nach freundschaftlichem Kontakt, sind aber vorsichtig nach dem Motto: „Keine Sau ruft mich an.“ Sie erwarten, dass der andere das Risiko auf sich nimmt, den Kontakt herzustellen. Quelle: chrismon

Von Hans Klumbies