Holger Volland kennt die kreative Macht der Maschinen

Holger Volland beschreibt in seinem neuen Buch „Die kreative Macht der Maschinen“ wie sich die „Künstliche Intelligenz“ (KI) bereits in das Leben der Menschen und ihrer Kultur eingeschlichen hat – und was sie mit ihnen macht. Dabei beantwortet der Autor unter anderem folgende Fragen: Wo profitiert der Mensch von kreativen Maschinen? Wo lauern auf das Individuum Gefahren? Und was kann man tun, um Herr im digitalen Haus zu bleiben? Denn eines steht fest: Immer klügere Algorithmen beeinflussen, wen man liebt, welche Nachrichten man liest und ob man einen Kredit bekommt. Algorithmen haben sich scheinbar zu wahren Alleskönnern entwickelt, da die technischen Fortschritte von Künstlicher Intelligenz atemberaubend sind. Der Informationswissenschaftler Holger Volland lehrte an der Hochschule Wismar Gestaltung und kuratierte große Ausstellungen der Gegenwartskunst in Argentinien und Deutschland.

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Das Unbehagen am Kapitalismus ist weit verbreitet

Das unbestreitbar Neue am modernen Kapitalismus, wie er seit knapp zwei Jahrhunderten die westliche Wirtschaft formt, ist seine Dynamik. Sie entsteht, weil Unternehmen ihre Gewinne nicht anhäufen, sondern gleich wieder investieren, vorzugsweise in neue Technik, die dazu führt, dass noch mehr und noch billiger produziert und noch mehr Geld verdient wird. Und so weiter. Auf diese Weise wuchs das Vermögen, vermehrte sich die Masse der Konsumgüter, wuchs die Wirtschaft in einem bisher nie gekannten Maße. Allerdings kam es dadurch auch zu einer völlig neuen Ballung ökonomischer Macht. Heute benutzen den Begriff „Kapitalismus“ fast nur noch seine Kritiker. Vor allem bündelt der Begriff das Unbehagen am aktuellen Wirtschaftssystem. An der Tendenz, allem einen Preis zu geben. An dem Trend, für den wirtschaftlichen Vorteil jede Moral beiseite zu stellen.

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Georg Pieper beschreibt die neurotische Gesellschaft

Eine wirklich angstvolle, neurotische Gesellschaft reagiert in akuten Situationen der Bedrohung eher panisch als besonnen. Als Psychologe weiß Georg Pieper, dass ein angstgeprägter Mensch sich schnell angegriffen fühlt und zurückschlägt. Aus psychologischer Sicht ist es seiner Meinung nach nicht auszuschließen, dass eine neurotische, von Angst gelenkte Gesellschaft mit einer entsprechenden politischen Führung aggressiv wird und schlechte Entscheidungen fällt. Die Gesellschaft in Deutschland driftet auseinander, diese beunruhigende und bedrückende Entwicklung verfolgt Georg Pieper schon länger. In den vergangenen Jahren wurde die Kluft zwischen Arm und Reich ständig größer und im sozialen Klima immer deutlicher spürbar. Nun treibt die Angst vor Terror und anderen Unsicherheiten weitere Risse durch die Gesellschaft und ist auf dem besten Wege, sie in unversöhnliche Fraktionen zu spalten. Dr. Georg Pieper arbeitet als Traumapsychologe und ist Experte für Krisenintervention.

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Eine niedrige Geburtenrate ist ein großer Gewinn

Folgende Stimmungslage ist in Deutschland weit verbreitet: Dem Land gehen wegen der wenigen Geburten die Arbeitskräfte aus; das Land verliert an Innovationskraft und degeneriert zum Altersheim; die Renten werden bald nicht mehr bezahlbar, der Staatshaushalt leidet Not. Auf die Frage der Demoskopen nach den größten Gefahren für Deutschland antworteten 56 Prozent: Dies sei die Alterung der Gesellschaft. Für wünschenswert halten die Mahner mindestens 2,1 Kinder pro Frau. Mit dieser Durchschnittsgröße sei der Bestand des Volkes gesichert. Von diesem Zielwert sind die Deutschen jedoch weit entfernt. Wolfgang Kaden kennt die Zahlen: „Sie brachten es 1995 gerade mal auf 1,25 Kinder. Zuletzt war der Jubel groß, als die Geburtenrate für 2015 auf 1,5 gestiegen war.“ Wolfgang Kaden gehört zu den renommiertesten Wirtschaftsjournalisten des Landes.

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Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde die Leibeigenschaft aufgehoben

Das 18. Jahrhundert wird als „Pädagogisches Jahrhundert“ bezeichnet. Die Pädagogik etablierte sich in dieser Zeit als eigenständische wissenschaftliche Disziplin. Im Jahr 1779 gab es den ersten Lehrstuhl für Pädagogik. In der Zeit um das 18. Jahrhundert herum geschahen in Europa bedeutende Umwälzungen, die ganz entscheidend für das heutige vorherrschende ökonomische Bildungsverständnis sind. Thomas Damberger erklärt: „Die damalige, vormoderne Gesellschaft kann als eine Agrargesellschaft bezeichnet werden. Die meisten Menschen lebten als Bauern auf dem Land. Sie waren Leibeigene, das heißt, sie gehörten nicht sich selbst, sondern waren Eigentum ihres Feudalherrn.“ Das Land, das sie zu beackern hatten, gehörte ihnen ebenfalls nicht und auch nicht die Werkzeuge und Gerätschaften, mit denen sie tagtäglich arbeiteten. Dr. Thomas Damberger ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachbereich Erziehungswissenschaften der Goethe-Universität Frankfurt am Main.

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Karl Marx identifizierte sich mit den Arbeitern

Karl Marx war ein Anhänger des „Egalitarismus“: Er vertrat die Meinung, dass alle Menschen gleich behandelt werden sollten. Aber im kapitalistischen System wurden jene, die Geld besaßen – häufig durch Erbe – immer reicher. Und jene, die nichts als ihre Arbeitskraft zum Verkauf anbieten konnten, führten ein erbärmliches Leben und wurden ausgebeutet. Für Karl Marx stellte sich die Menschheitsgeschichte als ein Kampf zwischen diesen beiden Klassen dar: zwischen den reichen Besitzern von Kapital (dem Bürgertum) und der Klasse der Arbeiter (Proletariat). Nigel Warburton ergänzt: „Dieses „Klassenverhältnis“ hinderte die Menschen daran, ihr Potential voll zu entfalten und verwandelte die Arbeit in etwas Qualvolles statt in eine befriedigende Tätigkeit.“ Der Philosoph Nigel Warburton ist Dozent an der Open University. Er gibt außerdem Kurse über Kunst und Philosophie am Tate Modern Museum.

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Gary Becker betrachtet die Ehe und die Familie als Unternehmen

Ökonomen bezeichnen mit dem Wort Humankapital das Wissen und die Fähigkeiten sowie die persönlichen Eigenschaften von Menschen. Das Wort ist in der Wirtschaftswissenschaft positiv besetzt und signalisiert den Wert, die eine gute Ausbildung für die Menschen darstellt. Wie kaum ein anderer hat der amerikanische Ökonom Gary Becker das Humankapital erforscht. Im Jahr 1964 schrieb er ein Standardwerk, in dem er die Bedeutung des Humankapitals für das individuelle Wohlergehen einer Person analysierte. Gary Becker glaubte fest an die Fähigkeit eines jeden Menschen, seine Talente zu entfalten, wenn ihm die Möglichkeit dazu gegeben wird. Er fasste den Menschen dabei allerdings keineswegs nur als Wirtschaftsgröße oder Maschine auf. Im Jahr 1992 wurde er mit dem Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften ausgezeichnet. Gary Becker starb am 3. Mai 2014 in Chicago im Alter von 83 Jahren.

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Das 19. Jahrhundert bringt gesellschaftliche Änderungen hervor

Mit der Industrialisierung des 19. Jahrhunderts war in Europa ein noch nie dagewesener Zuwachs der Bevölkerung verbunden, der die Einwohnerzahlen der Industrieländer auf das Zwei- bis Dreifache emporschnellen ließ. Ein Hauptgrund dafür war die Zuwanderung von Menschen aus dem Agrarsektor und aus dem Handwerk. Abhängige Arbeitskräfte, die bis dahin vielfach zur Ehelosigkeit verurteilt gewesen sind, gründeten zumindest in der ersten Generation äußerst kinderreiche Arbeiterfamilien. Dazu kamen die Fortschritte der Hygiene der ärztlichen Versorgung, die zur Senkung der Sterblichkeitsrate und zur Verlängerung der Lebensdauer maßgeblich beitrugen. Diese neue Schicht der Proletarier schien unaufhaltsam zu wachsen und damit den Klassenkampf marxistischer Vorstellung unausweichlich zu machen. Es ist ein Kuriosum der Geschichte, dass zur selben Zeit, als die russische Revolution den gewaltsamen Weg zur klassenlosen Gesellschaft einschlug, sich die Prognose vom ungehemmten Wachstum der Arbeiterschaft als falsch erwies.

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Wolfgang Hetzer untersucht die Überproduktion im Kapitalismus

Die Entwicklung des Kapitalismus ist in den letzten 180 Jahren krisenhaft verlaufen. Nach wie vor ist es allerdings unter Ökonomen umstritten, wodurch diese Krisen verursacht wurden. Bei einer Wirtschaftskrise handelt es sich laut Wolfgang Hetzer um eine schwere Störung der ökonomischen Produktion einer Gesellschaft. Das bedeutet seiner Meinung nach nichts anderes, als dass ein großer Teil der produzierten Warenmenge nicht absetzbar ist, weil kein zahlungsfähiges Bedürfnis vorhanden ist. Wolfgang Hetzer erklärt: „Das Warenkapital lässt sich also nicht mehr vollständig in Geldkapital verwandeln. Das vorgeschossene Kapital wird immer schlechter verwertet. Die Akkumulation nimmt ab.“ Wolfgang Hetzer, Dr. der Rechts- und Staatswissenschaft, leitete von 2002 bis 2011 die Abteilung „Intelligence: Strategic Assessment & Analysis“ im Europäischen Amt für Betrugsbekämpfung (OLAF) in Brüssel.

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Die moderne Marktwirtschaft bedarf einer ethischen Grundlage

Über Weisheit verfügt nach den Vorstellungen der klassischen Ethik derjenige Mensch, der die Kräfte seines Gemüts unter Kontrolle hält und sich in einen harmonischen Ausgleich mit der Welt bringt. Wolfgang Kersting ergänzt: „Weise ist der Mensch, der seine Bedürfnisse den Gegebenheiten anpasst, in allen das natürliche Maß einhält und seine Seele durch ein vernünftiges Regime seines Begehrens ruhigstellt.“ Bändigung der Leidenschaften, Ruhe der Seele und Zügelung der Bedürfnisse lauten daher die Zielvorstellungen der klassischen Ethik. Wolfgang Kersting weist darauf hin, dass sie meisten modernen Individuen die Fähigkeit zur Seelenruhe verloren haben, denn die Gier nach immer mehr und immer Besserem ist ihnen zur zweiten Natur geworden. Wolfgang Kersting, emeritierter Professor für Philosophie an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel hat sich vor allem mit den Themen Sozialstaat, Gerechtigkeit und Gesellschaftsordnung beschäftigt. Er veröffentlichte Bücher über Platon, Machiavelli, Thomas Hobbes, John Rawls sowie über Immanuel Kants Rechts- und Staatsphilosophie.

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Der Beruf hat seine Sicherheit und Schutzfunktion verloren

Die Bedeutung, die die Arbeit in den westlichen Industriegesellschaften gewonnen hat, ist in der Historie beispiellos. Dieser starke Einfluss entsteht möglicherweise auch daraus, dass die Arbeitskraft die Grundlage der Sicherung der Existenz und gerade auch der individualisierten Lebensführung ist. Ulrich Beck schreibt: „Erwerbsarbeit und Beruf sind im Industriezeitalter zur Achse der Lebensführung geworden. Zusammen mit der Familie bildet sie das zweipolige Koordinatensystem, in dem das Leben in dieser Epoche befestigt ist.“ Das Erwachsensein steht seiner Meinung nach völlig unter den Sternen der Erwerbsarbeit – nicht nur allein aufgrund der zeitlichen Beanspruchung durch die Arbeit selbst, sondern auch deren Verarbeitung oder Planung in der Zeit außerhalb, sei es davor oder danach. Ulrich Beck war bis 2009 Professor für Soziologie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Seither ist er Gastprofessor für Soziologie an der London School of Economics and Political Science.

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John Stuart Mill tritt für die Frauenrechte ein

John Stuart Mill geht in seinen Schriften zur politischen Ökonomie von der Annahme aus, dass die ökonomische Entwicklung seiner Zeit allgemeine Mängel beseitigt habe, und es nur noch darum gehe, die erarbeiteten Güter menschlich verträglich zu verteilen. Die Arbeitervereinigungen sind für ihn ein unerlässliches Mittel zu Wahrung der Interessen der Menschen, die nichts außer ihrer Arbeitskraft anzubieten haben. Handlungen sind für John Stuart Mill moralisch richtig, wenn sie das Glück fördern, moralisch falsch, wenn sie das Gegenteil von Glück bewirken.

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Der Industrielle und Erfinder Werner von Siemens

Ernst Werner Siemens wurde am 13. Dezember 1816 in Lenthe bei Hannover geboren. Nach dem Besuch des Gymnasiums wollte Werner Siemens eigentlich Ingenieur werden, doch seine Eltern konnten ein Studium an der Berliner Bauakademie nicht bezahlen. Deshalb meldete sich Werner Siemens freiwillig zum preußischen Militärdienst und nahm eine technisch-naturwissenschaftliche Laufbahn über die Ausbildung beim Militär in Angriff. Schon im Herbst 1835 wurde er zur Vereinigten Ingenieur- und Artillerieschule abkommandiert.

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Ludwig von Mises sah den Untergang der Sowjetunion voraus

Den Untergang der Sowjetunion hatte ein österreichischer Ökonom schon im Jahr 1920, also drei Jahre nach der russischen Oktoberrevolution, prognostiziert. Ludwig von Mises erklärte, dass es in einer sozialistischen Gesellschaft keine Wirtschaftsrechnung geben kann. Diese ist aber zur effizienten Nutzung knapper Güter und Ressourcen unerlässlich. Im Sozialismus kann zur Verwirklichung des „gemeinsamen Willens“ nur ein einziges oberstes Kontrollorgan existieren. Dieses vereint in sich alle wirtschaftlichen und anderen staatlichen Funktionen. Thomas Mayer erläutert: „Durch die Arbeitsteilung sind Produktion und Nachfrage aber tief gegliedert. Produzenten tauschen ihre Güter untereinander und schließlich mit den Konsumenten, die ihre Arbeitskraft gegen Güter eintauschen.“ Sparer stellen durch Konsumverzicht frei gewordene Mittel gegen Entgelt Unternehmern zur Verfügung. Diese stellen damit Kapitalgüter zur Ausweitung der Produktionsmöglichkeiten her. Der promovierte Ökonom Thomas Mayer leitet das Research Institute der Vermögensverwaltung Flossbach von Storch.

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