Emissionen beschleunigen die Erderwärmung

Die Welt erwärmt sich seit der letzten Kaltzeit, deren Maximum vor circa 20.000 Jahren war. Zu dieser Zeit gab es auf der Welt ausgedehnte Gletscher, die große Mengen an Wasser banden und den Meeresspiegel um etwa 100 Meter absinken ließen. Ille C. Gebeshuber erklärt: „Nordeuropa, einschließlich der britischen Inseln, war von dicken Eismassen bedeckt. Seit dem Ende der Kaltzeit vor circa 12.000 Jahren befinden sich die Gletscher auf dem Rückzug.“ Da die CO2-Konzentration in der Atmosphäre einen Einfluss auf die nach wie vor stattfindende Erderwärmung hat, beschleunigen die massiven Emissionen der Menschheit diesen Prozess. Positiv ist die Erwärmung für die nördliche Hemisphäre. Dort können in Sibirien und Kanada mehr Landmassen für die Landwirtschaft erschlossen werden. Ille C. Gebeshuber ist Professorin für Physik an der Technischen Universität Wien.

Es droht keine Apokalypse

Extrem negativ ist, dass durch das Auftauen des ständig gefrorenen Bodens, des Permafrostbodens, gebundene Gase freigesetzt werden. Diese beschleunigen die Erderwärmung weiter. So nimmt man an, dass in den weltweiten Permafrostböden etwa doppelt so viel CO2 gespeichert ist wie in der gesamten Erdatmosphäre. Sollten die natürlich gespeicherten Mengen an Treibhausgasen in die Atmosphäre austreten, könnte sich der Klimawandel weiter beschleunigen. In der Folge käme es zu maßgeblichen Veränderungen des Weltklimas.

Ille C. Gebeshuber betont: „Die Ausmaße dieses Wandels könnten durchaus katastrophal sein. Dies bedeutet aber nicht, dass eine Apokalypse droht. Das Klima der Erde gerät nicht aus den Fugen, sondern bewegt sich nur in ein anderes Gleichgewicht.“ Das Problem dabei ist, dass unsere Zivilisation nicht darauf ausgerichtet ist, massive Klimaänderungen zu überstehen. Schon der Ausfall kleiner Teilbereiche kann die globalen Produktionsströme enorm stören. Dadurch könnte die Versorgung der vielen Milliarden Menschen zusammenbrechen.

Die Menschheit muss ihre Lebensweise radial verändern

Eine massive Reduktion des Ausstoßes von Treibhausgasen kann die natürliche Temperaturzunahme wieder verlangsamen. Das ist notwendig, denn die Durchschnittstemperatur der Erde in den letzten Jahrmillionen war um fünf Grad höher als heute. Es könnte durchaus sein, dass die nächste Warmzeit solche Temperaturen erreichen kann, zumal auch die Temperatur der Sonne mit der Zeit langsam zunimmt. Dabei handelt es sich um eine Veränderung, die aber nicht im Interesse der Menschheit liegt.

Leider wäre, um dieser Veränderung entgegenzuwirken, eine radikale Veränderung der Lebensweise notwendig. Allerdings ist die Motivation der Menschen, einer signifikanten Veränderung ihrer Lebensweise zuzustimmen, gering. Dies vor allem, weil langsame Entwicklungen wie der Klimawandel nicht als so erschreckend wahrgenommen werden wie plötzliche Ereignisse in Form von Erdbeben oder Vulkanausbrüchen. Angesichts der Selbstregelungs- und Heilungskräfte der Biosphäre macht es keinen Sinn in Panik zu verfallen. Aber eine ernste Sorge hinsichtlich der Zukunft der nächsten Generationen wäre durchaus angebracht. Quelle: „Eine kurze Geschichte der Zukunft“ von Ille C. Gebeshuber

Von Hans Klumbies