Große Probleme lassen sich nur global lösen

Auch beim Ausstoß von Treibhausgasen hat man erkannt, dass alles mit allem zusammenhängt. Malte Rubach fügt hinzu: „Handel macht nicht an Ländergrenzen halt, genauso wenig wie Treibhausgase. Die Biologie generell nicht, wie uns die weltweite Corona-Pandemie gelehrt hat.“ Große Probleme lassen sich nur durch globale Netzwerke und Zusammenarbeit lösen. Die Umsetzung muss aber regional an die jeweiligen Umstände angepasst erfolgen. Ressourcen werden in dem einen Land verbraucht, um Waren zu produzieren, die in einem anderen Land konsumiert werden. Menschen reisen oder wohnen hier wie dort und nehmen an einem globalen Wirtschafts- und Rohstoffkreislauf teil. Da ist es schwer für den Einzelnen, da noch den Überblick zu behalten. Der Referent und Buchautor Dr. Malte Rubach hat Ernährungswissenschaften in Deutschland, der Türkei und den USA studiert.

Das Klima ist komplexer als jedes Wirtschaftssystem

Der berühmte Nationalökonom Adam Smith hat den Begriff der „unsichtbaren Hand“ geprägt. Denn er ging davon aus, dass, wenn jeder Mensch oder Unternehmer für sich nur das Beste im Sinn hat, dann am Ende für alle das Bestmögliche herausspringt. Diese Theorie zweifeln Teile der Gerechtigkeits-Debatte inzwischen gehörig an, vor allem der Club of Rome. Die Natur des Klimas ist ein noch um Lichtjahre komplexeres Gebilde als jedes Wirtschaftssystem.

Das Klima lässt sich nicht nur anhand von Treibhausgasen beschreiben, sondern unterliegt vielfältigen Rückkopplungsschleifen, sogenannten „Rebound-Effekten“. Diese existieren natürlicherweise und lassen sich dazu auch noch durch die menschengemachten Aktivitäten verstärken oder abschwächen. Man kann also davon ausgehen, dass nicht nur bei der Wirtschaftsgerechtigkeit ein Umdenken stattfinden muss. Sondern man muss auch bei der Klimagerechtigkeit andere Wege beschreiten, wenn die Menschheit die Konsequenzen ihres Tuns noch einigermaßen unter Kontrolle haben will.

Vulkanausbrüche sorgten für Missernten und Hunger

Bereits vor fast 2.000 Jahren waren Teile Südeuropas bestens geeignet, um hohe landwirtschaftliche Erträge zu erzielen. Es war relativ warm, und es gab ausreichend Niederschlag sowie fruchtbare Böden. Das römische Reich entwickelte sich prächtig. Doch zwischen dem 2. Jahrhundert nach Christus bis etwa zum 7. Jahrhundert veränderten sie die klimatischen Bedingungen schleichend, aber merklich. Malte Rubach erklärt: „Die damalige Abkühlung war allerdings nicht auf menschengemachte Treibhausgase zurückzuführen, sondern vermutlich auf Vulkanausbrüche.“

Gigantische Staubschleier führten dazu, dass die Energie der Sonnenstrahlen so stark absorbiert wurden, dass sich die Temperatur um ein bis zwei Grad abkühlte. Missernten und Hunger waren die Folge, die Zivilisation geriet aus den Fugen. Das Römische Reich war dem Untergang geweiht. Auch heute lassen sich geopolitische Umschwünge, bei aller Komplexität der Ursachenforschung, zum Teil auf die Verknappung von Nahrungsmittel zurückführen. Die Nahrungssicherheit war und ist schon immer ein wesentlicher Faktor für gesellschaftliches Fortkommen und Stabilität gewesen. Quelle: „Die Ökobilanz auf dem Teller“ von Malte Rubach

Von Hans Klumbies