Ostafrika und das südliche Afrika waren in diesem Jahr sehr stark von den Folgen El Niños betroffen. Vielerorts wurde durch Dürrekatastrophen der Ausnahmezustand ausgerufen, auch zum Beispiel in Malawi, einem der ärmsten Länder der Welt. Laut der Vereinten Nationen waren im Sommer 40 Prozent der Menschen in dem kleinen afrikanischen Land von einer Hungersnot bedroht. Hans Joachim Schellnhuber erklärt: „Das geht auch auf die gravierenden Auswirkungen des Klimaphänomens El Niño zurück, das durch Veränderungen der Wasser- und Luftströmungen im Pazifik auf dem ganzen Erdball Extremwetterereignisse bewirkt.“ Ostafrika und das südliche Afrika sind davon besonders betroffen und haben mit Trockenheit und Dürre, aber auch heftigen Regenfällen und Überschwemmungen zu kämpfen. Dr. Hans Joachim Schellnhuber ist Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK).
Die Folgen der globalen Erderwärmung spüren die Armen der Welt zuerst
Für die Ärmsten der Armen haben solche Wetterkatastrophen besonders große Folgen. Angefangen von der Unterversorgung mit Lebensmitteln über Trinkwassermangel bis hin zur Ausbreitung von Krankheiten wie Cholera oder Malaria. Missernten, Hitzewellen, Dürren und Überschwemmungen sind schon heute in Ländern wie Malawi eine bittere Realität, und diese Krisen werden durch den Klimawandel verstärkt. Für Hans Joachim Schellnhuber ist klar, dass der Klimawandel in den verwundbarsten Regionen zuerst schmerzhaft spürbar wird.
Die Folgen der globalen Erderwärmung werden auch in den nächsten Jahrzehnten wahrscheinlich vor allem diejenigen treffen, die am wenigsten zum Anstieg der Treibhausgas-Emissionen beigetragen haben: die Armen der Welt. Hans Joachim Schellnhuber erläutert: „Vor allem Entwicklungsländer werden die stärksten Klimafolgen zu spüren bekommen, besonders tropische. Und gerade hier fehlen oft die Mittel, sich auf die Konsequenzen der Erwärmung einzustellen.“ In diesen Ländern sind es wiederum vor allem die ärmsten Menschen, die besonders anfällig für zusätzliche Belastungen sind.
Ungebremste Kohlendioxid-Emissionen heizen den Klimawandel an
Die Herausforderungen des Klimawandels zu meistern ist für Hans Joachim Schellnhuber deshalb nicht nur eine Frage der Vernunft, sondern auch eine Frage der Gerechtigkeit. Der vom Menschen verursachte Klimawandel geht vor allem auf die Verbrennung fossiler Energieträger wie Kohle, Öl oder Gas und die daraus entstehenden Kohlendioxid-Emissionen zurück. Hans Joachim Schellnhuber rät deshalb zu weniger Flugreisen, nicht immer nur das Auto zu nutzen und öfter Gemüse statt Fleisch zu essen. Das alles hat am Ende auch eine Wirkung auf das Klima, und hier kann jeder einen Beitrag leisten.
Armut und Hunger lassen sich nicht besiegen, wenn alle paar Jahre Zerstörung durch Dürre, Fluten oder Stürme die Fortschritte wieder zunichtemachen. Der Klimawandel ist ein mächtiger Multiplikator dieser Risiken – deshalb lassen sich laut Hans Joachim Schellnhuber der Klimaschutz und die Bekämpfung der Armut nicht isoliert voneinander betrachten: „Die Ärmsten der Welt zu unterstützen bei dieser Herausforderung, das ist eine Frage von Vernunft, Gerechtigkeit, aber auch moralischer Verantwortung zum Wohle künftiger Generationen.“ Quelle: Passauer Neue Presse
Von Hans Klumbies