Geschmack ist die weibliche Form des Genius

Geschmack bezeichnete F. Scott Fitzgerald – ganz Gentleman der alten Schule – als die weibliche Form des Genius. In diesem Sinne wäre die Boutiquisierung der Kultur – folgte man dem Machismo Fitzgeralds – auch ein Erfolg der weiblichen Emanzipation. Ulf Poschardt erklärt: „Die Kultur wird metrosexuell. Vielleicht überlebt das Buch am Ende nur am Coffeetable und das Tanztheater nur in Modeschauen.“ Die Organisation und Reproduktion von Lebensstilen verlangen als Mündigkeitsanstrengung vor allem „kulturelles Kapital“, wie das Pierre Bourdieu vermutet. Kurz vor dem Eintritt in die Zwanzigerjahre des 21. Jahrhunderts hat der Postmaterialismus die Mündigwerdung reidealisiert und dabei auch die Rollenbilder verschoben. Die Klimabewegung Fridays for Future trat 2019 als eine extrem weibliche Protestbewegung hervor. Seit 2016 ist Ulf Poschardt Chefredakteur der „Welt-Gruppe“ (Die Welt, Welt am Sonntag, Welt TV).

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Die Welt rückt enger zusammen

In den freiheitlichen Demokratien konnten die Menschen in der Corona-Krise den Eindruck gewinnen, zu viele widerstreitende Instanzen mit zu unterschiedlichen Interessen behindern einander gegenseitig. Hans-Jürgen Papier stellt fest: „Lange Zeit schien das Vorgehen der europäischen Staaten unkoordiniert und schlecht abgestimmt. Auch das bundesrepublikanische föderale System erweckte häufig den Eindruck, als sei es hauptsächlich damit beschäftigt, einen Flickenteppich aus unübersichtlichen Regelungen und jede Menge Streit und Unsicherheiten zu produzieren.“ Wie die Pandemie haben auch Klimawandel, Digitalisierung oder internationaler Terrorismus mit Prozessen zu tun, die man häufig unter dem Stichwort der Globalisierung zusammenfasst. Die Welt rückt in vieler Hinsicht enger zusammen. Die Dinge werden komplizierter, und Einflusssphären überlagern sich. Prof. em. Dr. Dres. h.c. Hans-Jürgen Papier war von 2002 bis 2014 Präsident des Bundesverfassungsgerichts.

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Europa soll bis 2050 klimaneutral werden

Die Klimaerwärmung war vor der Coronakrise ein dominierendes Thema auf der Agenda der internationalen Politik. Clemens Fuest nennt ein Beispiel: „In der EU wurde 2019 der „European Green Deal“ beschlossen.“ Es ist das zentrale politische Projekt der Europäischen Kommission unter der Präsidentschaft Ursula von der Leyen. Es soll Europa bis 2050 zum ersten klimaneutralen Kontinent machen. Die von Schülern getragene Bewegung „Fridays for Future“ erzielte hohe Aufmerksamkeit in den Medien. Kaum eine Woche verging, ohne dass Greta Thunberg irgendwo auf der Welt auftrat und die Regierenden für Untätigkeit beim Klimaschutz anklagte. Seit dem Ausbruch der Coronakrise hat sich das radikal geändert. Die Klimapolitik ist aus den Schlagzeilen verschwunden. Daher stellt sich die Frage, wie es nach der Krise mit der Klimapolitik weitergehen kann und soll. Clemens Fuest ist seit April 2017 Präsident des ifo Instituts.

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Die Menschheit zerstört ihre Lebensgrundlage

Das Thema, um das sich in der neuen Sonderausgabe des Philosophie Magazins alles dreht, ist die Klimakrise. Dass die Erde sich erhitzt, wissen Menschen, die ihren Verstand gebrauchen schon lange. Was aber bei Catherine Newmark, der Chefredakteurin des Sonderhefts offene Fragen hinterlässt, ist folgendes: „Dass aus diesem Wissen allerdings seit Jahrzehnten kein Handeln folg, dass wir anscheinend nicht fähig oder willig sind, etwas an unserem Verhalten zu ändern oder global zu kooperieren, ist ein mehr als mehr als irritierender Befund.“ Extrem schwer fällt es der Menschheit, die Rechte anderer Spezies oder gar der Natur oder des Planeten als Fragen in ihr Denken miteinzubeziehen. Denn ihr Naturverhältnis konzentriert sich seit Jahrhunderten vor allem darauf, die Natur nutzbar zu machen und sich ihre Bedrohlichkeit mittels Technik vom Leib zu halten.

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Disruption ist das Phänomen der Gegenwart

Disruption bedeutet „Bruch“, und überall sieht man heutzutage technologische Umbrüche. Alles wird digital, das ist neu und radikal. Viele Menschen denken bei Disruption an technologische Trends. Doch das ist zu kurz gedacht wie Andreas Barthelmess weiß: „Disruption ist viel mehr, sie ist das Phänomen unserer Zeit. Sie ist immer und überall und in allen Lebensbereichen: in Kultur und Konsum, Ökonomie und Gesundheit, Liebe und Ernährung – und vor allem in der Politik.“ Donald Trump und Greta Thunberg sind für Andreas Barthelmess zwei Seiten einer Medaille. Der Teufel mit Föhnfrisur, die Klima-Jeanne-d`Arc im Look von Pipi Langstrumpf. In einem haben die Hater und Spötter seiner Meinung nach recht: Chaoten und Heilsbringer, Narzissten und Autisten haben Konjunktur, und das global. Andreas Barthelmess ist Ökonom, Start-up-Unternehmer und Publizist.

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