Konstantin Paustowskij, der am 31. Mai 1892 in Moskau geboren wurde, verdankt seinen literarischen Ruhm seinem anschaulichen, tief menschlichen Erzählstil. Er steht in der Tradition des Epikers Lew Nikolajewitsch Tolstoi und des Meisters der russischen Kurzgeschichte, Anton Pawlowitsch Tschechow. Vor allem ist Konstantin Paustowskij ein Schriftsteller, der in besonderer Weise dem irdischen Leben zugewandt ist. Er schreibt über Dinge, die dem flüchtigen Blick der Menschen normalerweise entgehen, will ihn zum Verweilen einladen. Vor allem die Schönheit der Natur versteht er in genialer Weise in Sprache zu verwandeln. Aber allem seinem Schreiben liegt immer die sorgsame Beobachtung des Lebens zugrunde, sei es, wenn er seelische Regungen im Menschen andeutet oder das Schicksalhafte hinter menschlichten Begegnungen deutet.
Konstantin Paustowskij kann die Stille zum Sprechen bringen
Für Konstantin Paustowskij ist das Sehen eine Kunst und er betont, dass der Mensch sich bei allem was er sieht, bemühen sollte, es so aufzunehmen, als sähe er es zum ersten Mal. Er weiß um den Zauber des ersten Mals und kennt die Gefahr der Gewöhnung. Dem Leser der Erzählungen von Konstantin Paustowskij kann es durchaus passierend, dass er nach dessen Lektüre die Natur mit anderen Augen viel intensiver wahrnimmt. Es gibt bei ihm auch immer wieder Passagen der Stille, in denen ihm das Paradox gelingt, dem Schweigen eine Stimme zu geben.
Konstantin Paustowskij war ein Dichter der kleinen Prosaform. Die kurzen, aber bis ins letzte Detail ausgearbeiteten Erzählungen zeichnen sich durch ihre sprachliche Dichte und Knappheit aus, in denen die Handlung eine nur untergeordnete Rolle spielt. Eine Auswahl seiner Erzählungen erschien unter dem Titel „Erzählungen vom Leben“ 1978 im Suhrkamp Verlag. Konstantin Paustowskij glaubte an die Humanität im Menschen, er suchte danach im Alltag und schuf Erzählungen, die noch über das Gute im Menschen hinauswiesen.
Das Ideal der lyrischen Prosa
Für den russischen Schriftsteller Konstantin Paustowskij war das Schreiben ein innerer Zwang. Er bemerkte die zartesten seelischen Regungen und sah in der Natur Dinge, die andere nicht wahrnehmen konnten. Da sein Gedächtnis hervorragend war, füllte sich sein Gehirn wie ein Stausee mit Erlebnissen, wie er es selbst einmal formulierte. Konstantin Paustowskij hat in seinen Erzählungen bestimmte Vorlieben. So variiert er immer wieder das Motiv der menschlichen Begegnung und des Abschieds. In einer Vorstudie zu seiner Erzählung „Schnee“ heißt es zum Beispiel: „Hunderte von Wegen kreuzen sich, und zufällig treffen sich Menschen, ohne zu wissen, dass ihr ganzes früheres Leben eine Vorbereitung für diese Begegnung war.“
In irgendeiner Form kommen menschliche Begegnungen in allen Geschichten Konstantin Paustowskijs vor. Dem Ideal, das er von der lyrischen Prosa forderte, ist er in seinen Erzählungen recht nahe gekommen. Er schreibt: „Je durchsichtiger die Luft, desto klarer ist das Sonnenlicht. Je durchsichtiger die Prosa, desto vollendeter ist ihre Schönheit, und desto stärker hallt sie im menschlichen Herzen wider.“ Konstantin Paustowskij starb am 14. Juli 1968 in Moskau.
Von Hans Klumbies