Entzündungen der Nasennebenhöhlen sind eine Volkskrankheit

Die Rätsel des menschlichen Kopfes beschränken sich keineswegs nur auf das Gehirn. Zwischen den Gesichtsknochen liegt ein Universum verborgen, von dem nur die wenigsten eine klare Vorstellung haben. Kleine Knochenleisten teilen das Innere der Nase in drei Stockwerke. Von dort schlängeln sich winzige Tunnel weiter zum Kiefer, zur Stirn und zur Basis des Schädels, wo sie in Knochenräumen enden – den Nasennebenhöhlen oder Sinus. Viele Menschen kennen das Gefühl, wenn sich dort Eiter gebildet hat oder Druck ausgeübt wird. Rhinosinusitis, sprich die Entzündung der Nebenhöhlen, hat sich zu einer wahren Volkskrankheit entwickelt. Mehr als zwölf Millionen Mal im Jahr gehen Deutsche deswegen zum Arzt. Sie haben folgende Symptome: der Kiefer schmerzt, die Stirn drückt, die Nase ist dicht.  

Rund 2,5 Millionen Deutsche leiden an einer chronischen Sinusitis

In vielen Fällen steckt dahinter eine verschleppte Erkältung. Professor Boris Stuck vom Universitätsklinikum Mannheim erklärt: „Die Schleimhaut der Nebenhöhlen reagiert praktisch bei jedem banalen Schnupfen mit. Beschwerden bereitet das aber meist erst, wenn die Entzündung eitrig wird.“ Dann leiden die Betroffenen an dem typischen Druckgefühl, das allerdings innerhalb weniger Wochen mit dem Abklingen des Effekts wieder verschwinden sollte. Etwa 2,5 Millionen Bundesbürger plagen die Beschwerden jedoch dauerhaft.

Diese Menschen leiden an chronischer Sinusitis, also der Entzündung einer oder mehrerer Nasennebenhöhlen, die drei Monate oder länger anhält. Scheinbar liegt die Ursache aber nicht in einer bloßen Verzögerung der Heilung. Hals-Nasen-Ohren-Arzt Boris Stuck erläutert: „Es handelt sich um ein eigenes Krankheitsbild, das vermutlich Ausdruck einer besonderen Konstitution ist.“ Wie diese allerdings beschaffen ist, ist gar nicht leicht zu beantworten. Boris Stuck fügt hinzu: „Grob lässt sich sagen: Es kommen zwei Formen vor – mit Polypen und ohne.“

Ein chronischer Entzündungsprozess verändert die Schleimhaut

Polypen, also Wucherungen der Schleimhaut, sind bei chronischen Entzündungen der Nebenhöhlen offenbar ein Ausdruck einer besonderen Empfindlichkeit, denn sie treten häufig parallel zu Asthma und einer Unverträglichkeit von Schmerzmitteln auf. Dieses Krankheitsbild nennen Ärzte auch „Morbus Samter“. Wie diese Wucherungen aber im Detail zu erklären sind, wissen nicht einmal Experten. Bei der Form ohne Polypen vermuten Wissenschaftler verschiedene Zusammenhänge.

Ein naheliegendes Risikomerkmal scheinen verwinkelte anatomische Strukturen zu sein. Doch dies ist nicht die einzig mögliche Erklärung wie Professor Boris Stuck bestätigt: „Ein chronischer Entzündungsprozess verändert die Schleimhaut und lässt Engstellen entstehen. Deshalb kann man solche Bedingungen häufig bei Sinusitis vorfinden. Umgekehrt verhält es sich aber nicht so, dass enge anatomische Verhältnisse immer zu einer Sinusitis führen.“ Dr. Martin Wagenmann von der Universitätsklinik Düsseldorf ergänzt: „Vermutlich muss eine Kombination von Bedingungen vorliegen.“ Quelle: Apotheken Umschau

Von Hans Klumbies