Populisten sind auf der ganzen Welt auf dem Vormarsch

In der Türkei ist mit Recep Tayyip Erdoğan ein Staatspräsident an die Macht gelangt, der zwar demokratisch gewählt wurde, aber die Demokratie mit Füßen tritt, um seinen Anspruch auf Alleinherrschaft zu zementieren. Auch in Deutschland sammelt die AfD alle jene ein, die sich maßlos ärgern, dass es zur „Alternativlosigkeit“ Angela Merkels keine Alternative geben soll. Dass diese Bewegung so eine Dynamik erlangt hat, ist nach Erkenntnissen von Experten auch auf den Einfluss der Massenmedien zurückzuführen, in deren Berichterstattung fast nur noch das Negative dominiert. Die Wirklichkeit werde als gigantisches Versagen dargestellt und die Strukturen dieser nach oben offenen Pleitenskala prägten schon seit langem den öffentlichen Diskurs. Wie die Populisten verfolgten auch die Massenmedien im Grunde nur ein Ziel: Aufmerksam um jeden Preis.

Die Politiker sind in vielen Bereichen nur noch eingeschränkt handlungsfähig

Für seriöse Printmedien, die sich noch die Mühe machen, die komplexen Sachverhalte in einer global vernetzten Welt wahrheitsgemäß darzustellen, ist es daher nicht einfach, diese Verzerrungen der Wirklichkeit zu korrigieren. Zum einen, weil sich wegen der komplexen Materie viele Menschen gar nicht für die Details eines Problems interessieren und daher umso leichter den vereinfachenden Schwarzmalern auf den Leim gehen. Zum anderen, weil die Politiker die bittere Erfahrung machen mussten, dass sie in vielen Bereichen nur noch eingeschränkt handlungsfähig sind.

Weder konnten die Politiker die global zirkulierenden Geldströme regulieren noch die bisweilen umstrittenen Entscheidungen supranationaler Behörden in ihrem Sinne beeinflussen. Das Bashing der Politiker, wie es die Populisten betreiben, haben sie nicht verdient. Damit wird nicht nur das Vertrauen in die Repräsentanten des Volkes ramponiert, sondern auch der politische Diskurs verroht. Was dabei verkümmert, ist die demokratische Kultur. Welche Folgen es hat, wenn diese populistischen Scharfmacher mit ihren Parolen, Drohungen und Lügen obsiegen, zeigt der Ausgang des Brexit-Referendums in Großbritannien.

Donald Trump verletzt mit seinen Auftritten sämtliche Regeln des Anstands

Populisten wie Nigel Farage flohen aus ihrer Verantwortung und ließen im Vereinigten Königreich einen Scherbenhaufen mit schweren wirtschaftlichen Folgen zurück. Das Chaos, das sie hinterlassen haben, dürfen nur andere ausbaden. Die Europäische Union wäre nach diesem Schock des Austritts gut beraten, sich wieder mehr auf die gemeinsamen Wurzeln zu besinnen und mehr Transparenz statt Bürokratie walten zu lassen. Aber nicht nur Europa ist vom Bazillus des Populismus befallen, sondern auch die Vereinigten Staaten von Amerika.

Mag der Präsidentschaftskandidat der Republikaner Donald Trump mit seinen polternden Auftritten aus sämtliche Regeln des Anstands verletzen, so hat er doch ein feines Gefühl für die Millionen „Loser“, die in ihm die Verkörperung des amerikanischen Traums sehen. Sein Wählerreservoir liegt bei den um ihre Jobs fürchtenden Kumpeln der Kohlereviere, bei der Landbevölkerung und bei den Arbeitslosen in verwaisten Industriezentren, deren Werkbänke längst nach Asien abgewandert sind. Was sich Donald Trump zunutze gemacht hat, ist allerdings genau das, was die Gründerväter der amerikanischen Demokratie gefürchtet haben: die entfesselten Gefühle der breiten Masse, die Herrschaft des Mobs, an deren Ende ein Tyrann stehen könnte. Quelle: Abendzeitung

Von Hans Klumbies