Michelangelo schuf aus Marmorblöcken wahre Weltwunder

Das Autorentrio Frank Zöllner, Christof Thoenes und Thomas Pöpper präsentieren im dem überwältigenden Bildband „Michelangelo. Das vollständige Werk“ das Leben und Wirken des Jahrtausendkünstlers detailreicher als jemals zuvor. Ein reich illustrierter biographischer Essay beschreibt seinen künstlerischen Werdegang und sein Privatleben. Michelangelo-Experte Frank Zöllner schildert darin nicht nur Michelangelos Persönlichkeit und Lebensverhältnisse. Er nennt auch seine Einsamkeit, seine Gier nach Geld und Aufträgen, seinen Geiz und immensen Reichtum und sein Geschick als Immobilieninvestor beim Namen. Seinen Gemälden, Skulpturen, Bauwerken und Zeichnungen ist jeweils ein eigenes Kapitel gewidmet. Ganzseitige Reproduktionen und vergrößerte Darstellungen von Details bringen dem Leser die einzigartigen Kunstwerke näher. Zudem diskutieren die Autoren die strittige Frage der Zuschreibung von Michelangelo-Zeichnungen, die bis in die Gegenwart von den Interessen des Kunstmarktes und der großen Kunstsammlungen bestimmt ist.

Die sixtinische Decke macht Michelangelo auch als Maler weltberühmt

Obwohl Michelangelo in allen Kunstsparten herausragende Werke schuf, gab es doch ein Material, dass er bearbeiten konnte wie keiner vor ihm und keiner nach ihm. Carl Justi schreibt: „Der Marmor war gewissermaßen das Schicksal Michelangelos. Nur in Marmor mochte er seinen Gebilden Dasein geben, nur in Marmor arbeitet er mit Lust, Feuer und Ausdauer.“ Eine ganz besondere Ästhetik strahlt dabei die römische Pietà aus, von deren Schönheit noch kein Betrachter ungerührt geblieben ist. Michelangelo schuf sie in den Jahren 1498/99.

Weltberühmt ist auch die Sixtinische Decke, die Michelangelo in gleichnamiger Kapelle schuf. Johann Wolfgang von Goethe sagte über das geniale Kunstwerk folgendes: „Ohne die Sixtinische Kapelle gesehen zu haben, kann man sich keinen anschauenden Begriff machen, was ein Mensch vermag. Als Motive verwendete Michelangelo unter anderem die Geschichte Noahs und Erzählungen der Makkabäer. Das am häufigsten kommentierte Einzelbild des Gewölbespiegels ist allerdings die „Erschaffung Adams“.

Michelangelos David zählt zum künstlerischen Welterbe der Menschheit

Der zweite Teil des phantastischen Bildbands „Michelangelo. Das vollständige Werk“ besteht aus einem Skulpturen- und Gemäldekatalog. Dort liegen die Schwerpunkte auf Zusammenfassungen der relevanten Informationen zu den Kunstwerken Michelangelos sowie auf historischen, gattungsgeschichtlichen und inhaltlichen Fragestellungen. Frank Zöllner ergänzt: „Ausführliche Quellenzitate, Formanalysen und eigene Deutungen zu den im Katalog besprochenen Werken befinden sich in der Regel im Haupttext.“

Zu den Kunstwerken, die in das Welterbe der Menschheit eingegangen sind, zählt auch ohne Zweifel Michelangelos Marmor-David. Aufgrund der spektakulären Größe und künstlerischen Qualität der Figur gehört der David zu den am besten dokumentierten Kunstwerken der Frühen Neuzeit. Michelangelos Skulptur zeigt David, den König Israels, in seiner Rolle als jugendlicher Hirte, der allein mit seiner Steinschleuder bewaffnet den physisch überlegenen Goliath aus den Reihen der Philister besiegt. Schon allein die David-Statue hat Michelangelo unsterblich gemacht.

Michelangelo

Das vollständige Werk

Herausgeber und Autor: Frank Zöllner, Co-Autoren: Christof Thoenes, Thomas Pöpper

Verlag: Taschen

Gebundene Ausgabe:  736 Seiten, Auflage: 2014

ISBN: 978-3-8365-3932-6, 49,99 Euro

Von Hans Klumbies