Der Liberalismus orientiert sich am Ideal der Freiheit

Der Liberalismus sieht seine Hauptaufgabe in der Beschränkung der Zwangsgewalt jeder Regierung. Dementsprechend verantwortet er einen zuverlässigen Inhalt der Gesetze. In der Demokratie dagegen geht es im Grundsatz um das Verfahren, in dem man bestimmt, was als Gesetz zu gelten hat. Also geht es unter anderem um die Regierungsform der Herrschaft der Mehrheit. Friedrich A. Hayek versteht den Liberalismus als eine politische Lehre, die Ziele und Aufgaben des Staates vorschlägt. Dabei orientiert er sich am Ideal der Freiheit. Katia Henriette Backhaus ergänzt: „Demokratie ist für ihn hingegen ein politisches Verfahren, ein Mittel, um die Meinung der Mehrheit zur Geltung zu bringen.“ Katia Henriette Backhaus hat an der Universität Frankfurt am Main im Bereich der politischen Theorie promoviert. Sie lebt in Bremen und arbeitet als Journalistin.

Das Individuum möchte sein eigener Herr sein

Friedrich A. Hayek schreibt: „Die Demokratie bietet uns sicherlich keine Antwort auf die Frage, wie der Einzelne wählen oder was wünschenswert ist.“ Unter negativer Freiheit kann also auch die Orientierung an einem spezifischen politischen Ideal verstanden werden. Dabei steht die individuelle Freiheit als zentral für den Liberalismus. Katia Henriette Backhaus erklärt: „An diesem Ideal kann der zulässige Inhalt der Gesetze, aber auch der gebotene Umfang des privaten Raumes gemessen werden.“

Die negative Freiheit ist auf das Individuum fokussiert. Isaiah Berlin dagegen die positive Freiheit als kollektive Form, konkret als Wunsch nach kollektiver politischer Selbstbestimmung. Die Bedeutung der positiven Freiheit, schreibt Isaiah Berlin, „leitet sich aus dem Wunsch des Individuums ab, sein eigener Herr zu sein“. Dieser Wunsch ist reich an Facetten. Zu ihm gehören das Ideal der Selbstbestimmung und ein freier Wille. Dazu gehört auch die Motivation durch eigene, gute Gründe die Unabhängigkeit von äußeren Einflüssen zu erlangen.

Der Verstand unterscheidet Menschen von der übrigen Welt

Isaiah Berlin schreibt: „Ich will jemand sein, nicht niemand; ein Handelnder – einer, der Entscheidungen trifft, nicht einer, über den entschieden wird.“ Der Wunsch, Jemand zu sein, macht die Bedeutung deutlich, die Freiheit für die konkrete, persönliche Definition eines Menschen hat. Zugleich verweisen die Facetten dieses Wunsches auf eine bestimmte, grundlegende und allgemeine Bestimmung des Menschseins. Isaiah Berlin betont: „All dies meine ich zumindest auch, wen ich sage, dass ich vernunftbegabt bin und dass ich mich durch meinen Verstand als menschliches Wesen von der übrigen Welt unterscheide.“

Weil Menschen mit Verstand- und Vernunftbegabung auf die Welt kommen, sind sie in der Lage, freie Entscheidungen zu treffen. Wer über sich selbst bestimmen kann, also frei ist, nutzt diese spezifisch menschlichen Fähigkeiten. Positive Freiheit rekurriert also einerseits auf das, was Menschen allgemein gleich ist, ihre Vernunftbegabung, verweist aber zugleich auf ihre Besonderheit, die Individualität. Jemand zu werden ist das Ziel. Isaiah Berlin unterscheidet drei Deutungen, die seiner Ansicht nach verschiedene Schwierigkeiten der positiven Freiheit aufzeigen. Dabei handelt es sich um die Selbstbestimmung, die Selbstverleugnung und die Selbstverwirklichung. Quelle: „Nachhaltige Freiheit“ von Katia Henriette Backhaus

Von Hans Klumbies