„Wenn mein Herz mit mir einig ist und die Seele auf mich hört, so werde ich glücklich sein.“ Das ist der Sinn eines alten ägyptischen Papyros, das vielleicht 2000 v. Chr. entstanden ist. Das „Herz“ war im alten Ägypten sowohl Sitz der Gefühle als auch des Verstandes. Albert Kitzler erklärt: „Man hatte offenbar schon eine Vorstellung davon, dass es neben der rationalen auch eine emotionale Intelligenz gibt.“ Was sich genau hinter dem Ausspruch verbirgt, dürfte jedoch nicht mehr aufzuklären sein. Anscheinend will der Autor sagen, dass das Glück von der Authentizität und Wahrhaftigkeit der Person abhängt. Das heißt, von der Übereinstimmung seines Denkens, Wollens, Handelns und Fühlens, von der Kohärenz und Stimmigkeit der gesamten Lebensführung. Der Philosoph und Jurist Dr. Albert Kitzler ist Gründer und Leiter von „MASS UND MITTE“ – Schule für antike Lebensweisheit.
Die Weisheit ist Glück
In einem platonischen Dialog sagt Sokrates: „… die Weisheit ist Glück, denn sie lehrt uns in jeder Lage das Richtige zu treffen.“ Weisheit ist nach Sokrates das Wissen von dem, was einem Menschen dauerhaft guttut. Und zwar ein Wissen, dass so stark im eigenen Inneren verankert ist, dass man auch danach handelt. Immer wieder handeln Menschen jedoch gegen ihre Überzeugung, weil Begierde, Trieb, Prägung oder Unbewusstes stärker sind un die Oberhand behalten.
Das geschieht leider sehr häufig. Nach Sokrates haben solche Menschen noch gar kein Wissen. Sein Begriff von ethischem Wissen meint ein solches Durchdrungen-Sein von der Einsicht in das, was richtig und falsch ist. Wer ein solches Wissen besitzt, kann gar nicht anders handeln, als dem Richtigen zu folgen. Sokrates erweist sich hier als der erste große Vertreter des Eudämonismus, welcher das höchste Ziel des Menschen in der Glückseligkeit sieht.
Vorsicht ist die Wurzel jedes Glückes
Der Eudämonismus blieb von da an in der antiken Ethik mit wenigen Ausnahmen die herrschende Anschauung. Dasselbe Ziel verfolgen auch fernöstliche Weisheitslehren. In den „Schulgesprächen“ des Konfuzius heißt es: „Stets Vorsicht üben ist die Wurzel jeden Glückes.“ Ohne Vorsicht, also ohne Besonnenheit, Behutsamkeit und Achtsamkeit, kann es kein dauerhaftes Glück geben. Jeder muss auf sich, sein Denken, Reden, Handeln, Wollen und Werten achtgeben.
Dabei sollte man stets die Folgen im Blick haben und sich fragen, was zu einem dauerhaften Wohlbefinden führt. Albert Kitzler erläutert: „Vorsicht in diesem Sinne ist Sorgfalt im Umgang mit sich, den anderen und der Welt.“ Als verinnerlichte Denk- und Verhaltensweise ist eine solche Sorgfalt der Nährboden, aus dem die Blumen des Glücks erwachsen. Platon scheint folgender Auffassung gewesen zu sein: „Dass wir sterblich sind, ist unser Glück.“ Die Annahme, dass das Glück vor allem etwas mit der Sterblichkeit und der Vergänglichkeit der Menschen zu tun hat, war in der Antike weit verbreitet. Quelle: „Weisheit to go“ von Alber Kitzler
Von Hans Klumbies