Das schöpferische Denken ist unberechenbar

Stefan Klein erzählt in seinem neuen Buch „Wie wir die Welt verändern“ von der Macht der Gemeinschaft, der Zukunft des Denkens und den unbegrenzten Möglichkeiten der menschlichen Kreativität: „Wir können lernen, das Undenkbare zu denken. Erst unser Einfallsreichtum macht uns zu dem, was wir sind.“ Jede Veränderung beginnt mit einer neuen Idee. Stefan Klein führt seine Leser auf eine spektakuläre Zeitreise. Sie führt von der Steinzeit bis in die Ära künstlicher Intelligenzen und folgt dabei der erstaunlichen Geschichte des schöpferischen Denkens. Dabei wird deutlich: Innovation und Fortschritt verdankt die Menschheit nicht den Einfällen einsamer Genies, sondern sie entwickeln sich im geistigen Austausch. Stefan Klein zählt zu den erfolgreichsten Wissenschaftsautoren der deutschen Sprache. Er studierte Physik und analytische Philosophie in München, Grenoble und Freiburg.

Seine Vorstellungskraft formt den Menschen

Was heute unvorstellbar erscheint, kann morgen Wirklichkeit sein. Das menschliche Denken wurzelt tief in der Vergangenheit. Erst die Ideen der Menschen haben sie zu denen gemacht, die sie sind. Stefan Klein erläutert: „Unsere Vorstellungskraft formt unser Wesen. Darin unterscheiden wir uns von jedem anderen Geschöpf der Natur.“ Das schöpferische Denken erscheint geheimnisvoll, weil es unberechenbar ist. Ideen gehen, oft zum Leidwesen der Menschen, ihre eigenen Wege.

Wer lesen und ganz allgemein mit Symbolen umgehen kann, sieht anders, fühlt anders, denkt anders und handelt anders. Ist das menschliche Gehirn erst einmal auf sie programmiert, wirken Zeichen als ein Gegengewicht zur Wirklichkeit, welche die Augen und die Ohren wahrnehmen. Einmal in Gang gebracht, kann ein Mensch den symbolischen Verstand nicht mehr abschalten. Symbole sind Werkzeuge für den Verstand und verstärken die Möglichkeiten des Geistes.

Kreativität ist eine Lebenseinstellung

Durch die Erfindung der Druckerpresse durch Johannes Gutenberg war die Alleinherrschaft der Mächtigen über das Wissen der Menschheit beendet. Vorher war es leicht gewesen, unerwünschte Meinungen zu unterdrücken. Der Buchdruck veränderte grundlegend, wie Menschen Informationen sammelten, aufnahmen, weitergaben und speicherten – und damit ihr Denken. Mit der neuen Technik stand nicht nur mehr, sondern auch bessere Information zur Verfügung. Auf gedruckte Texte konnte man sich verlassen, wenn nur die Quelle glaubwürdig war.

Kreativität ist für Stefan Klein kein Talent, sondern eine Lebenseinstellung: „Die Geschichte der Menschheit begann, als unsere Vorfahren lernten, voneinander zu lernen. Sie überlebten, indem die Erfahrenen ihr Wissen an die nächste Generation weitergaben.“ Doch wenn die Menschheit die Herausforderungen der Gegenwart meistern will, wird es nicht reichen, auf das Bewährte zurückzugreifen. Die Menschen müssen lernen, die Welt wieder wie ein Kind zu sehen. Denn schöpferische Menschen sehen die Welt mit den Augen eines Kindes, das nichts für gegeben nimmt und bereit ist, mit allem zu experimentieren.

Wie wir die Welt verändern
Eine kurze Geschichte des menschlichen Geistes
Stefan Klein
Verlag: S. Fischer
Gebundene Ausgabe: 269 Seiten, Auflage: 2021
ISBN: 978-3-10-002492-3, 21,00 Euro

Von Hans Klumbies