Die Globalisierung muss verbessert werden

Clemens Fuest vertritt die These, dass die Globalisierung nicht abgeschafft, sondern verbessert wird. Er erläutert: „Globalisierung ist ein Prozess, in dem die Länder der Welt durch politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Austausch zunehmend verbunden sind. Damit beeinflussen sie sich immer mehr gegenseitig.“ Die Corona-Pandemie selbst ist das beste Beispiel dafür, wie sehr die Welt durch Globalisierung verbunden ist. Leider im negativen Sinne. Der Flügelschlag einer Fledermaus in China hat die Weltwirtschaft in die Knie gezwungen. Zunächst muss man jedoch unterscheiden zwischen den Problemen während der Krise und den Perspektiven für die Globalisierung danach. Dass während der Coronakrise der Welthandel unterbrochen wurde, heißt nicht, dass er auch künftig gestört sein wird. Oder dass es sinnvoll ist, ihn einzuschränken. Clemens Fuest ist seit April 2017 Präsident des ifo Instituts.

Viele Menschen konnten sich aus Armut und Elend befreien

Gleichzeitig ist es gerechtfertigt zu fragen, wie man sich auf künftige Pandemien besser vorbereiten kann. Und welche Lehren für internationale wirtschaftliche und politische Beziehungen zu ziehen sind. Clemens Fuest betont: „Indessen sollten wir nicht vergessen, welche Vorteile die Globalisierung bis heute gebracht hat. Der weltweite Wohlstand ist in den letzten Jahrzehnten deutlich gestiegen, und große Teile der Menschheit konnten sich aus Armut und Elend befreien.“

Die Coronakrise macht noch einmal sehr deutlich, dass die Gestaltung der Globalisierung sich nicht auf die Öffnung von Märkten für Handel, Migration und Kapital- und Datenströme beschränken darf. Es gibt weltweite öffentliche Güter, die mehr internationale politische Kooperation erfordern als sie heute existiert. Dazu gehört neben dem Schutz vor Pandemien beispielsweise die Vermeidung bewaffneter Konflikte und die Eindämmung der Klimaerwärmung oder der Schutz der Weltmeere vor Überfischung.

Die Globalisierung hat sich verlangsamt

Die Globalisierung von Wirtschaft, Gesellschaft, Politik und Kultur gehörte zu den prägenden Entwicklungen der vergangenen Jahrzehnte. Dennoch ist die Vertiefung der internationalen Beziehungen kein Naturgesetz. Die Beschleunigung der Globalisierung ist vor allem im Zeitraum zwischen 1990 und 2008 zu beobachten, also dem Ende des Kalten Krieges und dem Ausbruch der globalen Finanzkrise. In diese Zeit fielen die schrittweise Öffnung und die marktwirtschaftlichen Reformen Chinas. Dazu kam die Transformation der ehemals kommunistischen Staaten Osteuropas und der Aufstieg der sogenannten Schwellenländer.

Clemens Fuest blickt zurück: „Diese Phase wir häufig kritisch als Zeit der Turbo- oder Hyper-Globalisierung bezeichnet. Es war aber auch eine Zeit weltweit wachsenden Wohlstands und sinkender Armut.“ Nach der globalen Finanzkrise hat sich etwas verändert, wie vor allem der De-jure-Globalisierungsindex erkennen lässt. Der Globalisierungsprozess ist nicht zum Stillstand gekommen, aber er hat sich verlangsamt. Die wichtigste Ursache für die Verlangsamung liegt für Clemens Fuest in politischen Entscheidungen. Quelle: „Wie wir unsere Wirtschaft retten“ von Clemens Fuest

Von Hans Klumbies