Nadav Eyal kennt die Vorboten der Revolte

Die aktuelle Globalisierung schritt schnell voran und der Einfluss globaler Beziehungen auf das Leben der Menschen nahm zu. Gleichzeitig wuchs auch die Opposition dagegen. Nadav Eyal erklärt: „Diese hat viele Gesichter: Anarchisten, Umweltschützer, Marxisten, Populisten und zahlreiche andere. Der härteste und älteste Kern der Revolte ist der Fundamentalismus.“ Manchmal kämpft er gegen die wissenschaftliche Revolution, und stets wettert er gegen die Ideen der Aufklärung und bedauert die Folgen der industriellen Revolution.“ Er schöpft seine Kraft nicht nur aus Ignoranz und Armut. Sondern er bezieht sie auch aus einem stark empfundenen Bedeutungs- und Identitätsverlust, aus der Entfremdung in der globalen Welt. Im Herbst 2008 begann die Weltwirtschaft zusammenzubrechen. Es war ein Kollaps mit lautem Getöse. Nadav Eyal ist einer der bekanntesten Journalisten Israels.

Terror und Verbrechen bilden eine Einheit

Der permanente dschihadistische Kampf wird häufig auf ideologische Gründe zurückgeführt, aber in der realen Welt steht nicht allein die Ideologie dahinter. Organisierter Terror ist nicht nur eine Lebensweise, sondern auch eine Tätigkeit, ein Beruf, ein Geschäft. Ein Erfolg bringt die Urheber nicht dazu, sich friedlich auf ihren Lorbeeren auszuruhen, sondern macht ihnen noch mehr Appetit. Auch das Zusammenspiel zwischen Terror und Verbrechen ist kein Zufall, sondern ein etabliertes Muster.

Ein Fundamentalist schreckt nicht davor zurück, Verbrechen zu begehen oder den Familienzusammenhalt zu zerschlagen. Denn er ist ein Feind des gesellschaftlichen Konservatismus – nicht ihr Bundesgenosse. Manche Menschen sehen einen wirksamen Zusammenhang zwischen Terror und der Gewaltkultur Hollywoods, der Welt der Computerspiele und der Popkultur im Allgemeinen. Das hält Nadav Eyal für oberflächlich. Wissenschaftliche Untersuchungen haben keinen Kausalzusammenhang von Gewalttaten und Videospielen oder brutalen Filmen nachweisen können.

Videospiele sind eine Verkörperung der Globalisierung

Eher sollte man auf die moralische Distanz, die Entfremdung zwischen dem Handelnden und den Auswirkungen seines Tuns abheben. Der Blick auf die Welt ist imaginär, spielerisch, gesäumt von Höllenszenarien. Es gibt Subjekt und Objekt, Opfer und unverwundbare Spieler. „Der Andere“ ist nur ein Ziel, ein Punkt im Visier der Schusswaffe. Die Ästhetik des Tötens ist gewollt, die Entfremdung für die Erfüllung der Mission notwendig. „Schlechter Geschmack führt zum Verbrechen“, hat Stendhal geschrieben.

Videospiele sind eine unmittelbare Verkörperung der Globalisierung. Sie werden in vielen Ländern entwickelt und sind weltweit verbreitet. Sie lassen sich überall und im Internet mit jedem anderen spielen. Das Medium trägt zum endlosen Widerhall der Bilder bei. Und dieser Widerhall ist außerordentlich wichtig für den Terror. Der französische Philosoph Jean Baudrillard gilt als einer der größten Vertreter des postmodernen Denkens. Er sah voraus, wie Terroranschläge zu Spektakeln werden und die Medien daran eifrig mitwirken würden. Quelle: „Revolte“ von Nadav Eyal

Von Hans Klumbies