Der Raum und die Ressourcen sind begrenzt

Warum fällt es vielen Menschen so schwer, das Richtige im Möglichen zu erkennen? Und selbst wenn sie es erkennen, warum tun sie es dann nicht einfach? Ina Schmidt erklärt: „Manche Dinge sind leichter richtig zu machen als andere. Wir übernehmen Verantwortung, wenn wir unsere Kinder pünktlich zur Schule bringen, unsere Arbeit gewissenhaft erledigen und das Billigfleisch im Supermarkt liegen lassen.“ Verantwortung kommt immer irgendwie darauf an – aber worauf eigentlich? Das Richtige ergibt sich oftmals aus dem Zusammenhang, so dass man nicht auf eine einfache Handlungsanweisung hoffen kann. Also braucht man als Individuum die Fähigkeit herauszufinden, worauf es ankommt, um verantwortlich zu handeln. Ina Schmidt ist Philosophin und Publizistin. Sie promovierte 2004 und gründete 2005 die „denkraeume“. Seitdem bietet sie Seminare, Vorträge und Gespräche zur Philosophie als eine Form der Lebenspraxis an.

Die Menschheit kann nicht so weitermachen wie bisher

Erkenntnis ist in vielen Fällen nicht das Problem. Die Einsicht, dass es im Hinblick auf eine ganze Reihe von Herausforderungen dringend an der Zeit ist, verantwortlich zu handeln, ist wahrlich nicht neu und alles andere als überraschend. Seit Jahrzehnten mahnen Forscher unterschiedlichster Disziplinen, dass die Menschheit auf begrenztem Raum mit begrenzten Ressourcen lebt. Und dieses Wissen hat inzwischen fast jeden Menschen erreicht. Kohle wächst nicht nach und Bienen fressen keine Steine.

Manche Dinge sind sehr einfach. Daten und Fakten sprechen eine eindeutige Sprache. Und man kann sich kam mit dem Hinweis auf die Komplexität eines Zusammenhangs herausreden. Denn so komplex die Antworten sein mögen, die man finden muss, um Lösungen für die globalen Probleme zu entwickeln, so einfach ist die Erkenntnis, dass die Menschheit nicht so weiter machen kann wie bisher. Also was ist zu tun und wer entscheidet darüber?

Verantwortung wird nur im Handeln sichtbar

Eben hier beginnt die Uneinigkeit. Verantwortungen werden willig übernommen oder hin- und hergeschoben. Europäische Lösungen sollen gefunden werden, während andere nationale Alleingänge anstreben. Und globale Einigungen sind oftmals in weiter Ferne oder unmöglich. Daran lässt sich wunderbar verzweifeln. Verantwortung scheint in solchen Situationen viel mit Ämtern, Rollen und Zuständigkeiten, mit gesetzlichen Vorgaben und Einzelinteressen zu tun zu haben.

Der Philosoph Karl Jaspers fand im letzten Jahrhundert mahnende Worte beim Aufbau der jungen Bundesrepublik. Er war sicher, dass Verantwortung nur im Handeln, in ganz konkreten Momenten der Entscheidung sichtbar wird. Dann also, wenn man sich in einem bestimmten Augenblick, aus gutem Grund für etwas entscheidet, das man für richtig hält. Allerdings – und dieser Einwand ist ebenso einfach wie richtig. Niemand weiß, ob das, was er für richtig hält, ihn auch an das Ziel führt, das er für notwendig hält. Quelle: „Die Kraft der Verantwortung“ von Ina Schmidt

Von Hans Klumbies