Wachsender Wohlstand verringert die Kinderzahl

Sobald Frauen Zugang zu Bildung und Beruf haben, erhalten sie einen größeren Einfluss auf die Familienplanung. Dirk Steffens und Fritz Habekuss wissen: „Sie bekommen später Kinder und vor allem: weniger. Wachsender Wohlstand entbindet Eltern außerdem von der Notwendigkeit, Kinder als Altersvorsorge zu betrachten.“ Entsprechend den sozioökonomischen Unterschieden ist das aktuelle Bevölkerungswachstum global sehr ungleich verteilt. Im Niger bekommt eine Frau durchschnittlich sieben Kinder, in Taiwan nur 1,1. Aber die Geburtenrate gleicht sich weltweit immer weiter an. Nur leider zu spät. Die Menschheit hat kein Jahrhundert mehr zur Verfügung, in dem sie abwarten kann, bis weniger Babys eine ökologische Entlastung bescheren. In ihrem Buch „Über Leben“ erzählen der Moderator der Dokumentationsreihe „Terra X“ Dirk Steffens und Fritz Habekuss, der als Redakteur bei der „ZEIT“ arbeitet, von der Vielfalt der Natur und der Schönheit der Erde.

Ein Werben für weniger Kinder ist absolut sinnvoll

Die Entscheidung, ob die Menschheit in eine schwere biologische Krise mit Hungersnöten und Verteilungskriegen schlittert oder nicht, fällt jetzt. In dieser Generation. Denn die heute etwa Fünfzigjähren sind Zeugen und Protagonisten eines welthistorisch einmaligen Moments: der Verdopplung der Weltbevölkerung. Niemals zuvor in den etwa 300.000 Jahren seiner Existenz konnte der Mensch seine Zahl innerhalb einer Generation verdoppeln. Und es kann auch nie wieder passieren, denn doppelt so viele Menschen wie heute könnte die Erde wohl kaum tragen.

Dirk Steffens und Fritz Habekuss betonen: „Ein Werben für weniger Kinder, so heikel das Thema auch sein mag, ist global betrachtet unbedingt sinnvoll. Bei zwei Kindern pro Frau bleibt die Bevölkerung in etwa stabil.“ Der Club of Rom hat 2016 sogar vorgeschlagen, Frauen, die bis zu ihrem 50. Geburtstag höchstens ein Kind bekommen haben, mit bis zu 80.000 Dollar zu entlohnen. Denn Fakt ist: Schon heute, mit fast acht Milliarden Menschen, bewegt sich die Menschheit außerhalb der ökologischen Belastungsgrenze der Erde. Und gefährdet damit die Zukunft der nächsten Generationen.

Weniger Menschen wären besser für die Menschheit

Weniger Nachkommen wären ein effizienter Weg, das Wohlergehen der Menschheit zu sichern. Denn ob die Erde dauerhaft zehn oder sogar elf Milliarden Menschen ein würdiges Leben bieten kann, bleibt offen. Rein rechnerisch scheint das zwar möglich zu sein. Doch dafür müssten die grauenhaften Verteilungsgerechtigkeiten überwunden werden, welche die Weltwirtschaft prägen. Die Reichen müssten verzichten, und ob sie dazu bereit sein werden, ist mehr als fraglich.

Gleichzeitig können bei den auf der Erde vorhandenen Ressourcen nicht alle Menschen auf einem Wohlstandsniveau leben, wie Nordamerikaner und Westeuropäer es aktuell genießen. Dirk Steffens und Fritz Habekuss stellen fest: „Die reichsten sieben Prozent der Welt sind für die Hälfte der gesamten Kohlenstoffemissionen verantwortlich. Sie beanspruchen gleichzeitig viel mehr Fläche für sich als der globale Durchschnitt.“ Weniger Menschen wären eindeutig besser für die Menschheit. Quelle: „Über Leben“ von Dirk Steffens und Fritz Habekuss

Von Hans Klumbies