William MacAskill fordert ein radial neues Denken beim Thema Nachhaltigkeit

Der britische Philosoph William MacAskill fordert in seinem Buch „Was wir der Zukunft schulden“ ein radikal neues Denken beim Thema Nachhaltigkeit. Das Handeln der heute lebenden Menschen muss nicht nur die Konsequenzen für die nächsten Generationen miteinbeziehen, sondern auch die Folgen für die Menschheit in einer weit entfernten Zukunft. William MacAskill schreibt: „Es reicht nicht aus, den Klimawandel einzudämmen oder die nächste Pandemie zu verhindern. Wir müssen sicherstellen, dass sich die Menschheit nach einem Kollaps auch wieder erholt.“ In seinem Buch geht es William MacAskill vor allem um langfristiges Denken. Nämlich um den Gedanken, dass es die oberste moralische Priorität unserer Zeit ist, positiven Einfluss auf die Zukunft zu nehmen. Das langfristige Denken nimmt die Tatsache ernst, dass die Zukunft sehr groß sein kann und bei ihrer Gestaltung sehr viel auf dem Spiel steht. William MacAskill ist außerordentlicher Professor für Philosophie an der Universität Oxford.

Das Schicksal der Menschheit hängt zum Teil von heutigen Entscheidungen ab

In der neueren Philosophie gibt es eine ganze Denkschule, die sich mit dem langfristigen Denken beschäftigt: der „Longtermism“. Die Argumente des Longtermism gehen von einfachen Überlegungen aus. Künftige Menschen zählen aus moralischer Sicht genauso viel wie die heute lebenden. Ihre Zahl könnte riesengroß und ihr Leben außergewöhnlich gut oder außergewöhnlich schlecht sein. Und die heute lebenden Menschen haben heute einen großen Einfluss auf die Welt, in der sie einmal leben werden.

Inzwischen ist William MacAskill davon überzeugt, dass das langfristige Schicksal der Menschheit zum Teil von den Entscheidungen abhängig ist, welche die heute lebenden Menschen treffen. In seinem Buch verwendet der Autor drei wiederkehrende Metaphern. Die erste ist das Bild der Menschheit als leichtsinnige Jugendliche. Die zweite Metapher ist das Bild der Geschichte als geschmolzenes Glas. Die heute Gesellschaft ist noch geschmeidig und lässt sich in viele Formen bringen. Die dritte Metapher vergleicht den Weg in langfristige Zukunft der Menschheit mit einer gefahrenvollen Expedition ins Unbekannte.

Spenden an gemeinnützige Organisationen können sehr viel Gutes bewirken

William MacAskill schreibt: „Wenn ich richtigliege, tragen wir eine große Verantwortung. Im Vergleich zu all den Menschen, die nach uns kommen werden, sind wir nur eine winzige Minderheit. Und doch haben wir die gesamte Zukunft der Menschheit in der Hand.“ Die Ethik hat es nur selten mit solchen Maßstäben zu tun. Die Menschheit benötigt eine moralische Weltsicht, die sich darüber im Klaren ist, was auf dem Spiel steht. Wenn die heute lebenden Menschen weise Entscheidungen treffen, können sie ihren Beitrag dazu leisten, die Menschheit auf den richtigen Kurs zu führen.

Egal, was ein Mensch sonst unternimmt, mit Spenden für gemeinnützige Organisationen hat er die Möglichkeit, sehr viel Gutes zu bewirken. Abgesehen von Spenden sind für den Moralphilosophen drei persönliche Entscheidungen von besonderer Bedeutung: politisches Engagement, die Weitergabe von guten Ideen und Kinder. William MacAskill zieht folgendes Fazit: „Also: Künftige Menschen zählen. Es könnten sehr viele sein. Und wir können dazu beitragen, dass sie ein gutes Leben führen. Wir haben keine Zeit zu verlieren.“

Was wir der Zukunft schulden
Warum wir jetzt darüber entscheiden, ob wir die nächste Million Jahre positiv beeinflussen
William MacAskill
Verlag: Siedler
Gebundene Ausgabe: 444 Seiten, Auflage: 2023
ISBN: 978-3-8275-0179-0, 26,00 Euro

Von Hans Klumbies