Die Evolution des Menschen beginnt vor rund fünf Millionen Jahren

Die Evolutionsgeschichte der ersten „Hominini“ ist die Geschichte der frühesten protomenschlichen Vorläufer nach der Abspaltung von dem Vorfahren, den die Menschen der Gegenwart mit den anderen heute noch lebenden Menschenaffen teilen. Hanno Sauer erläutert: „Diese kritische erste Phase unserer Evolution lässt sich ungefähr auf die Zeit vor fünf Millionen Jahren eingrenzen.“ Die erhaltenen Fossilien finden sich hauptsächlich im östlichen Afrika, Äthiopien, Kenia und Tansania. Die zweite Hauptkonfrontation von Fossilienfunden liegt in Südafrika. Heute sind die versteinerten Überbleibsel in paläoanthropologischen Forschungsinstituten auf der ganzen Welt zerstreut. Die Geschichte der Menschwerdung, die diese Funde erzählen, ist vorläufig. Sie bleibt in der „Geiselhaft empirischer Daten“ und droht jederzeit durch neue Entdeckungen revidiert, korrigiert oder überholt zu werden. Hanno Sauer ist Associate Professor of Philosophy und lehrt Ethik an der Universität Utrecht in den Niederlanden.

Im Pleistozän ist die Erde von bizarrer Megafauna bevölkert

Das ist auch gut und richtig so, denn nur Dogmen bleiben unverändert. In der Wissenschaft ist für dauerhafte Erkenntnisse nur ausnahmsweise Platz. Der Zugriff auf die tiefste Vergangenheit der Menschheit bleibt immer spekulativ. Die Wiege der Menschheit könnte nach Ostafrika verlegt worden sein, weil die geologischen Bedingungen dort Gesteinsschichten zutage förderten, die anderswo unter Dutzenden Metern von Geröll, Sand und Lehm vergraben blieben.

Erste Zeichen von Kultur und intelligenten Problemlösen finden sich vor circa 2,5 Millionen Jahren. Es handelt sich dabei um primitive Steinwerkzeuge, welche die tansanische Olduvai-Schlucht berühmt gemacht haben. Hanno Sauer ergänzt: „Auch damals war es schon warm, aber nicht zu warm, weil unser Lebensraum häufig in Höhen über 1.000 Metern lag. Vor zwei Millionen Jahren beginnt das Pleistozän, und damit eines für die menschliche Evolution entscheidendes Erdzeitalter. Die Erde ist bevölkert von bizarrer Megafauna: Mammuts, Wollnashörner, Säbelzahntiger und Riesengürteltiere streifen durchs Land.

Schon die frühen Menschen mussten den sozialen Zusammenhalt sichern

Die Menschen lebten im Pleistozän in einer rauen, gefährlichen Welt. Die neuen Lebensbedingungen außerhalb dichter Wälder unterstützten zudem eine bipedale Lebensweise. Hanno Sauer fügt hinzu: „Wir blieben zwar noch lange kompetent Kletterer, waren aber zunehmend darauf angewiesen, größere Strecken zu Fuß zurückzulegen. In diesen flach bewachsenen, weiten Ebenen lohnten sich ein besserer Überblick und ein zügigerer Schritt.“

Das Sozialleben dieser Gruppe früher Homininen lässt sich mit Zeitbudgetmodellen untersuchen, die man erst in allerjüngster Zeit ausbuchstabierte. Um in ihrer Umwelt überleben zu können, mussten die frühesten Menschen letztlich drei Dinge tun: Nahrungsmittel beschaffen, Ruhepausen einlegen und den sozialen Zusammenhalt sichern. Aber warum war das Sozialleben für die Vorfahren der heute lebenden Menschen so wichtig? Die erste fundamentale Transformation des Menschen bestand in der Entdeckung der Moral überhaupt. Quelle: „Moral“ von Hanno Sauer

Von Hans Klumbies