Immanuel Kant sucht eine widerspruchsfreie Welt

Immanuel Kant formulierte den kategorischen Imperativ: „Handle so, dass die Maxime deines Handelns Grundlage eines allgemeinen Gesetzes sein könnte.“ Der Philosoph glaubt damit ein moralisches Gesetz formuliert zu haben. Diesem müsse jedes vernünftige Wesen auf alle Zeiten entsprechen. Axel Braig erklärt: „Er war der Ansicht, durch sein Lebenswerk wieder eine zusammenhängende und widerspruchsfreie Weltsicht zu bieten. Diese gebe den Menschen klare Richtlinien für ihr Handeln.“ Immanuel Kant war überzeugt, dass die durch die kopernikanische Wende ausgelösten existenziellen Verunsicherungen mittels der Physik Isaac Newtons und seiner eigenen Philosophie befriedigt werden können. Doch dieser Friede währte nicht lange. Die allgemeine Relativitätstheorie Albert Einsteins relativierte die Physik Isaac Newtons. Axel Braig wandte sich nach Jahren als Orchestermusiker und Allgemeinarzt erst spät noch einem Philosophiestudium zu.

David Hume baut auf das menschliche Mitgefühl

Und nur wenig später ergaben sich Widersprüche durch die bisherige Physik im Bereich des Mikrokosmos. Man musste sie mit der neu entwickelten Quantentheorie beseitigen. Auch Immanuel Kants Universalanspruch in Bezug auf das „moralische Gesetz“ ist nicht alternativlos. David Hume hatte sich bemüht, seine Moralphilosophie auf das menschliche Mitgefühl zu bauen. Axel Braig erläutert: „Er war der Ansicht, dass die empirisch erfassbare Wirklichkeit nicht primär gut oder schlecht beziehungsweise schön oder hässlich sein könne.“

Diese Bewertungen und erst recht die Urteile darüber, was für den einzelnen Menschen erstrebenswert ist, können für David Hume nur auf der Basis von Gefühlen gefällt werden.“ Aus dem Sein lässt sich logisch kein Sollen schließen, so seine Überzeugung. Er vergleicht die Bewertung der Dinge als gut, schön und wünschenswert mit einer nachtäglichen Färbung oder Vergoldung der Wirklichkeit. Diese leistet jeweils das betreffende Subjekt. Diese Sichtweise David Humes war mit Immanuel Kants Zielen jedoch unvereinbar.

Menschen sehnen sich nach einer natürlichen Ordnung

Nur indem es gelänge, besonders auch die ethischen Bewertungen als logisch zwangsläufig und damit als quasi objektive Tatsachen darzustellen, sah Immanuel Kant die Möglichkeit, eine für alle Menschen verbindliche Sicht der Welt zu begründen. Er wusste um die Sehnsucht der Menschen nach einer natürlichen Ordnung der Welt. Diese hatte auch eine ethische Ordnung zu sein. Und er glaubte mit der Vernunft auch ein Werkzeug entdeckt zu haben, um dieses Ziel zu erreichen.

Axel Braig sieht sich in diesem Konflikt auf der Seite von David Hume, auch wenn damit die Hoffnung auf eine verallgemeinerbare Weltsicht nicht mehr verwirklichbar erscheint: „Mich überzeugt Humes Position, welche das Gute und Schöne als nicht objektiv bestimmbar, sondern in der Tradition Epikurs zunächst als Ausdruck individueller Vorlieben ansieht.“ Dementsprechend ist allerdings damit zu rechnen, dass andere Menschen in vielerlei Hinsicht andere Vorstellungen haben. Quelle: „Über die Sinne des Lebens und ob es sie gibt“ von Axel Braig

Von Hans Klumbies