Die Intention gibt einer Handlung eine Richtung

Worauf gründet sich das Handeln eines Menschen? Der Karlsruher Philosoph Hans Lenk spricht von der Intention, die der Handlung eine bestimmte Richtung gibt. Sie ist damit entscheidend dafür, wie man seine Handlungen begründet. Menschen sind in der besonderen Lage, dies tun zu können, und werden so einer moralischen Würde gerecht, so Hans Lenk. Ina Schmidt erklärt: „In der Idee einer solchen Würde sind wir also mit der Gabe zur Verantwortung ausgezeichnet und gleichzeitig aufgerufen, eben weil wir unser Handeln von Gründen leiten lassen können.“ Manche dieser Gründe sind individuell und gelten nicht für jeden. Andere stehen in einem sozialen Kontext schlicht nicht zur Verhandlung. Ina Schmidt ist Philosophin und Publizistin. Sie promovierte 2004 und gründete 2005 die „denkraeume“. Seitdem bietet sie Seminare, Vorträge und Gespräche zur Philosophie als eine Form der Lebenspraxis an.

Menschen teilen einen gemeinsamen Moralkodex

Die unverhandelbaren Gründe haben einen unmittelbaren Bezug zu dem, was man als das Gute begreift. Hier tut sich nun für Ina Schmidt die schwierige Frage auf, ob man „das Gute“ als relativ oder universal auffassen kann. Dabei handelt es sich um einen Streit, der seit Jahrhunderten nicht beizulegen ist. Studien des Anthropologen Oliver Scott Curry haben ergeben: „Überall auf der Welt teilen Menschen einen gemeinsamen Moralkodex.“ Diese moralischen Verhaltensregeln haben sich überall dort etabliert, wo menschliches Zusammenleben gelingen soll.

Dabei gibt es einige Grundsätze, die Menschen immer als moralisch gut bewerten. Dazu zählen Unterstützung der Familie und der eigenen Gruppe. Des Weiteren gehört dazu, sich für Gefälligkeiten erkenntlich zu zeigen, sich zu revanchieren und mutig zu sein. Außerdem sollte man Respekt vor Vorgesetzten haben, Ressourcen gerecht verteilen und das Eigentum beziehungsweise den Besitzt anderer respektieren. Diese moralischen Verhaltensregeln gelten als eine grundsätzliche Orientierung am Guten.

Manche Handlungen sind unentschuldbar

Ina Schmidt weiß: „Diese Haltung findet sich auch in der Moralphilosophie.“ Der britische Philosoph Derek Parfit etwa ist davon überzeugt, dass es Sachverhalte gibt, über die man nicht unterschiedlicher Ansicht sein kann. So könne es beispielsweise keinen guten Grund für den Klimawandel geben oder für die Gewalt an unschuldigen Menschen. Hieraus ergeben sich laut Derek Parfit „Tatsachen“, die als Gründe für das Handel eines Menschen anzuführen sind.

Diese kann man nicht von den Werten oder gar Wünschen eines Einzelnen abhängig machen. Und diese Tatsachen gelten auch in sehr individuellen Entscheidungsmomenten, die nicht auf das große Ganze gerichtet sind. Die Gründe für eine Handlung müssen nicht zwingend dem menschlichen Verstand zugänglich sein. Ein Grund ist damit mehr als die Ursache eines Sachverhalts. Nämlich auch die nicht immer herzuleitende oder erklärbare innere oder äußere Motivation für das, was sich ein Mensch wünscht. Quelle: „Die Kraft der Verantwortung“ von Ina Schmidt

Von Hans Klumbies