Anhaltender Schlafmangel macht die Menschen dumm

Wissenschaftliche Untersuchungen bestätigen, dass anhaltender Schlafmangel dumm und dümmer macht – nur sie merken es nach kurzer Zeit nicht mehr. Peter Sport erklärt: „Die meisten Menschen versuchen den Schlaf, den sie unter der Wochen wegen des sozialen Jetlags versäumt haben, am Wochenende nachzuholen, was oft nicht reicht.“ Wenn das Leid zu groß wird, landen manche Überforderte irgendwann im Schlaflabor eines Krankenhauses. Chefarzt Dieter Kunz vom Berliner St.-Hedwig-Krankenhaus sagt: „Etwa ein Drittel meiner akademischen Patienten haben ein erhebliches chronisches Schlafdefizit, weil sie am Wochenende nicht ausreichend Schlaf nachholen. Die Betroffenen klagen über Müdigkeit sowie unerklärliche Einschlafattacken am Tage und verschulden zum Teil gefährliche Verkehrsunfälle. Dieter Kunz erläutert: „Die meisten dieser Leute haben keine Schlaflosigkeit. Sie können auch zehn bis zwölf Stunden am Stück schlafen. Sie tun das am Wochenende sogar, aber meist reicht es nicht.“ Der Neurobiologe Peter Spork ist Wissenschaftsjournalist.

Schlafmangel endet oft im Burnout

Selbst zwei Nächte mit jeweils zehn Stunden Schlaf sind nicht immer genug für eine vollständige geistige Erholung. Wie Schlafforscher herausgefunden haben, deutet vieles darauf hin, dass es ein Gedächtnis für Schlafmangel gibt. Wenn Menschen mehrere Nächte hintereinander zu wenig schlafen, führt das vermutlich zu längerfristigen Veränderungen im Gehirn. Klar ist hingegen, dass erschreckend viele Menschen aufgrund ihrer Biologie besonders rasch Gefahr laufen, chronisch zu wenig zu schlafen. Und das erhöht ihr Risiko für Burnout-Syndrom und Schlafstörungen.

Entweder verlernt das Gehirn bei Schlafmangel das Schlafen oder es reagiert auf den Dauerstress mit Burnout bis hin zu schweren Depressionen. Bernd Sprenger, Berliner Psychosomatiker, erklärt: „Schlafmangel ist ein elementarer Bestandteil der Abwärtsspirale, die im Burnout endet. Häufig auszuschlafen, bewusst früher zu Bett zu gehen oder tagsüber vermehrt Pausen mitsamt Nickerchen einzubauen sind zentraler Bestandteil der Burnout-Prophylaxe.“ Aus Sicht der Schlafforschung wäre eine Arbeits- oder Schulwoche mit nur vier Tagen ideal.

Jeder sollte zwischen fünf und zehn Stunden pro Tag schlafen

Denn dann hielten sich vermutlich das werktags angesammelte Schlafdefizit und der an den freien Tagen nachgeholte Schlummer halbwegs die Waage. Peter Sport weist darauf hin, dass Genies wie Johann Wolfgang von Goethe und Albert Einstein immer auf ausreichenden Schlaf geachtet haben: „Vielleicht das wahre Geheimnis ihrer Genialität und Schaffenskraft.“ Nach gängiger Meinung hängt das Schlafbedürfnis der Menschen größtenteils von den Genen ab. Die allermeisten Menschen benötigen eine durchschnittliche Menge Schlaf im Bereich um acht Stunden – Frauen einen winzigen Tick mehr als Männer.

Selbst Schlafforscher tun sich allerdings erstaunlich schwer damit, die Werte exakt zu ermitteln, wie viele Stunden ein Mensch schlafen muss. Peter Spork schreibt: „Die Unterschiede zwischen den Individuen sind zu groß, und es ist kaum möglich, Probanden ohne jedes Schlafdefizit zu finden.“ Alles zwischen fünf und zehn Stunden Schlafbedarf pro 24 Stunden gilt jedenfalls als normal. Dabei ist es sogar gleichgültig, ob man den Schlaf am Stück nimmt oder auf mehrere Etappen verteilt. Quelle: „Wake up!“ von Peter Spork

Von Hans Klumbies