Seit 1921 hat Kurt Tucholsky immer wieder mit dem Gedanken an Tod und Selbstmord gespielt, seit 1932 häuften sich diesbezügliche Briefstellen und Buchwidmungen. Als er in der Nacht des 21. Dezember 1935 im Sahlgrenschen Krankenhaus in Göteborg starb, deutete denn auch alles auf einen Suizid hin. Seither ist aber auch das Gerücht nie ganz verstummt, Kurt Tucholsky sei von den Nazis ermordet worden. Für beiden Thesen gibt es allerdings keine haltbaren Beweise. Für Selbstmord sprechen allerdings ein früherer Suizidversuch und seine wiederholten Klagen, dass alles keinen Sinn habe. Die Möglichkeit eines „Selbstmords aus Versehen“, ein in der medizinischen Literatur seit vielen Jahren unter dem Namen „Tablettenautomatismus“ bekanntes Phänomen, wurde bislang nicht in Betracht gezogen, obwohl dadurch viele der offenen Fragen zu erklären wären.
Kurt Tucholsky beging vielleicht Selbstmord aus Versehen
Kurt Tucholskys Klagen über seine Schlafstörungen ziehen sich durch viele Briefe, seit einem Krankenhausaufenthalt im Oktober 1935 konnte er ohne Medikamente überhaupt nicht mehr einschlafen. Hat sich der Körper aber einmal an die Einnahme von Barbituraten gewöhnt, muss die Menge in der Regel immer weiter erhöht werden, und der Abstand zwischen einer den Schlaf herbeiführenden und der tödlichen Dosis wird gefährlich eng. Eine Kombination mit Alkohol ist sogar extrem gefährlich und kann zu einer tödlichen Kettenreaktion führen.
Es ist also durchaus möglich, dass Kurt Tucholsky in den frühen Stunden des 21. Dezember auch mit der üblichen Menge Schlafmittel nicht einschlafen konnte: Durch Alkohol und Veronal schon müde und benebelt, nahm er eine weitere Dosis, die dann allerdings tödlich wirkte, ohne das er dies wollte. Als Kurt Tucholsky gegen 18 Uhr im Sahlgrenschen Krankenhaus in Göteborg eingeliefert wurde, befand er sich bereits im tiefen Koma. Um 21 Uhr 55 starb Kurt Tucholsky. Quelle: „Kurt Tucholsky“ von Michael Hepp
Von Hans Klumbies