Bei Gicht hilft auf Dauer nur eine Ernährungsumstellung

Ursache der Gicht ist eine Störung des Stoffwechsels, die angeboren ist. Die Nieren sind nur eingeschränkt dazu in der Lage, Harnsäure auszuscheiden. Der Gehalt der Harnsäure im Blut steigt deshalb solange an, bis sie sich in nadelförmige Kristalle verwandelt, die sich in den Geweben der Weichteile und den Gelenken ablagern. Bei einem typischen Gichtanfall lösen die Kristalle stark schmerzende Entzündungen der Gelenke aus, meist beginnt der Gichtschub im Grundgelenk einer großen Zehe. Die Gicht kann sich, wenn sie nicht von einem Arzt behandelt wird, in eine chronische Arthritis verwandeln, die zu dauerhaften Schäden an den Gelenken führen kann.

Falsche Ernährung und Alkohol treiben den Harnsäurewert in die Höhe

Harnsäure entsteht, wenn Purine abgebaut werden. Dies sind Bausteine der Nukleinsäuren, die unter anderem in der Erbsubstanz DNA vorkommen. Purine sind auch in bestimmten Lebensmitteln enthalten. Sehr viele Purine kommen in Fleisch, Fischen wie Sardine, Sprotte oder Hering vor und sind vor allem in Innereien enthalten. Wer für Gicht anfällig ist, sollte so wenig wie möglich Alkohol trinken, weil er die Ausscheidung der Harnsäure über die Nieren zusätzlich behindert.

Andreas Krause, der Ärztliche Direktor der Klinik für Innere Medizin am Immanuel-Krankenhaus in Berlin, erklärt: „Wer eine angeborene Schwäche hat, Harnsäure auszuscheiden, und sich dann noch falsch ernährt oder regelmäßig Alkohol trinkt, dessen Harnsäurewerte können leicht auf das 30-fache eines gesunden Menschen ansteigen.“ In der Regel wird eine akute Entzündung mit kortisonhaltigen Medikamenten oder kortisonfreien, so genannten nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) wie zum Beispiel Diclofenac kuriert.

Zwei Prozent der Deutschen leiden an Gicht

Andreas Krause schränkt allerdings ein: „Nicht alle Patienten sprechen jedoch auf diese bewährten und preiswerten Arzneimittel an.“ Für diese Betroffenen soll es in Kürze zwei neue Arzneimittel geben. Der Schweizer Hersteller Novartis bringt das Medikament Canakinumab auf den Markt, der Konkurrent Amgen aus München, das Heilmittel Anakinra. Beide Medikamente werden unter die Haut gespritzt und wirken direkt gegen Interleukin-1-beta. Andreas Krause ergänzt: „Noch sind beide Medikamente nicht für die Behandlung der Gicht zugelassen, doch die bisherigen Studienergebnisse sind sehr vielversprechend.“

In Deutschland leiden etwa zwei Prozent der Bevölkerung an Gicht. Von den schmerzhaften Entzündungen der Gelenke sind vor allem Männer betroffen. Bei einer erfolgreichen Gichttherapie kommt es darauf an, die Harnsäurewerte zu senken. Dies geschieht entweder durch Arzneimittel oder die Umstellung der Ernährung. Gichtpatienten sollten so gut wie kein Fleisch und keine Wurst essen. Empfehlenswerte Lebensmittel sind dagegen Eier, Käse und Milch sowie Äpfel, Kartoffeln und Vollkornbrot. In der Therapiephase ist es für die Betroffenen zudem wichtig, jeden Tag mindestens zwei Liter Wasser oder Kräutertee zu trinken.

Von Hans Klumbies