Thomas Nagel stellt den Skeptizismus vor

Man kann auf der Grundlage der Inhalte des eigenen Bewusstseins nicht wissen, dass es außerhalb seiner eigenen keine andere Welt gibt. Vielleicht ist die richtige Schlussfolgerung eine bescheidenere. Nämlich dass man über seine Eindrücke und Erlebnisse hinaus nichts weiß. Es mag eine Außenwelt geben oder auch nicht geben. Und wenn es eine solche gibt, so mag sie völlig anders sein als sie einem erscheint – oder wiederum auch nicht. Thomas Nagel stellt fest: „Wir können dies in keiner Weise entscheiden. Diese Auffassung nennt man „Skeptizismus“ in Bezug auf die Außenwelt.“ Selbst eine stärkere Form des Skeptizismus ist möglich. Ähnliche Argumente scheinen zu zeigen, dass man nichts über seine Existenz und seine Erlebnisse in der Vergangenheit weiß. Der amerikanische Philosoph Thomas Nagel lehrt derzeit unter anderem an der University of California, Berkeley und an der Princeton University.

Sicher sind nur die Inhalte des eigenen Bewusstseins

Denn man kann sich jeweils einzig aus seine gegenwärtigen Bewusstseinsinhalte stützen, die gegenwärtigen Gedächtniseindrücke inbegriffen. Man kann also nicht sicher sein, dass eine Welt außerhalb des eigenen Bewusstseins existiert. Wie kann man dann also sicher sein, dass man selbst in der Vergangenheit existiert hat? Woher weiß man, dass man nicht mit allen seinen gegenwärtigen Erinnerungen ausgestattet vor einigen Minuten zu existieren begonnen hat?

Man scheint an nichts anderem hängen zu bleiben, dessen man sich sicher sein kann, als den Inhalten des eigenen Bewusstseins im gegenwärtigen Augenblick. Und offenbar ist jedes Argument, mit dem man versuchen kann, sich aus dieser Verlegenheit herauszudiskutieren, zum Scheitern verurteilt. Denn dieses Argument muss die Existenz der Außenwelt außerhalb des eigenen Bewusstseins unterstellen. Manche Menschen folgern, dass es eine Außenwelt geben muss, weil es nicht glaubhaft ist, dass sie all diese Erlebnisse haben können, ohne dass sich dieser Umstand überhaupt durch äußere Ursachen erklären lässt.

Es gibt nicht für alles eine Erklärung

Der Skeptiker hat hier zwei Antworten zur Verfügung. Erstens: Selbst wenn es äußere Ursachen gibt, wie kann ein Mensch aufgrund seiner Erfahrungsinhalte entscheiden, von welcher Art diese Ursachen sind? Dieser Mensch hat keine einzige von ihnen jemals direkt beobachtet. Zweitens: Worauf gründet sich die Vorstellung des Menschen, dass es für alles eine Erklärung geben muss? Es trifft zwar zu, dass es in seiner normalen Auffassung von der Welt Vorgänge wie jene gibt, die sich in seinem Bewusstsein abspielen.

Diese werden zumindest teilweise von anderen Dingen außerhalb seiner verursacht werden. Der Mensch kann jedoch nicht unterstellen, dass dies wahr ist, wenn er zu ermitteln versucht, wie er überhaupt etwas über die Welt außerhalb seines Bewusstseins wissen kann. Und es gibt nicht die Möglichkeit, ein solches Prinzip allein aufgrund des Inneren des eigenen Geistes zu beweisen. Selbst die Naturwissenschaften können laut Thomas Nagel bei diesem Problem nicht weiterhelfen, auch wenn es den gegenteiligen Anschein hat. Quelle: „Was bedeutet das alles?“ von Thomas Nagel

Von Hans Klumbies