Führende Weltmächte bestimmten die Weltordnung

Seit Menschengedenken gelangten verschiedene Gruppen von Menschen, zum Beispiel Stämme, Königreiche, Länder et cetera, zu Wohlstand und Macht. Sie erarbeiteten sich diese entweder selbst, jagten sie anderen ab oder sie fielen ihnen durch Bodenschätze zu. Ray Dalio fügt hinzu: „Hatten sie erst mehr Wohlstand und Macht auf sich vereint als jede andere Gruppe, avancierten sie zur führenden Weltmacht, was es ihnen erlaubte, die Weltordnung zu bestimmen.“ Verloren sie ihren Wohlstand und ihre Macht – und das passierte ausnahmslos allen –, so kam es zu tiefgreifenden Veränderungen der Weltordnung und aller Lebensbereiche. Fast alle Imperien verzeichneten Perioden des Aufstiegs, gefolgt von Zeiten des Niedergangs. Ray Dalio ist Gründer von Bridgewater Associates, dem weltgrößten Hedgefonds. Er gehört mit zu den einflussreichsten Menschen der Welt.

Die USA schwang sich zur globalen Supermacht auf

Die vier bedeutendsten Weltreiche sind das niederländische, das britische, das US-amerikanische und das chinesische. Diese Reiche verfügten mindestens über drei Reservewährungen. Ray Dalio erklärt: „Heute ist das der US-Dollar, davor war es das Pfund Sterling und noch davor der niederländische Gulden.“ China ist zum zweitmächtigsten Imperium aufgestiegen, weil es vor etwa 1850 in den meisten Jahren durchgehend eine Machtposition bekleidete. China war jahrhundertelang führend und stellte Europa wirtschaftlich und auch in anderer Hinsicht beständig in den Schatten. Im 19. Jahrhundert setzte jedoch ein drastischer Niedergang ein.

Mit den Niederlanden stieg ein relativ kleines Land um 17. Jahrhundert zum Reservewährungsreich der Welt auf. Einen ganz ähnlichen Kurs schlug das Vereinigte Königreich ein und erreichte im 19. Jahrhundert seinen Höhepunkt. Schließlich schwangen sich die USA in den letzten 150 Jahren zur globalen Supermacht auf, vor allem im und nach dem Zweiten Weltkrieg. Inzwischen befinden sich die USA im relativen Niedergang, während China wieder aufsteigt.

Frieden und Lebensfreude ist wertvoller als Wohlstand und Macht

China war im Zeitraum vor 1500 durchgehend das größte Machtzentrum, wobei die Kalifate im Nahen Osten, die Franzosen, die Mongolen, die Spanier und die Osmanen ebenfalls eine Rolle spielten. Ray Dalio stellt fest: „Während die meisten Menschen zwar nach Wohlstand und Macht streben und darum kämpfen, ist das manchen Völkern und Ländern schlichtweg nicht so wichtig und sie würden nie auf die Idee kommen, dafür zu den Waffen zu greifen.“ Manche halten Frieden und Freude am Leben für wichtiger als großen Reichtum und Macht.

Manchen von ihnen wurde weit mehr Frieden zuteil als jenen, die um Macht und Reichtum rangen. Persönlich meint Ray Dalio übrigens, dass einiges dafür spricht, Frieden und Lebensfreude vor Wohlstand und Macht zu stellen. Interessanterweise besteht nämlich nur ein schwacher Zusammenhang zwischen dem Wohlstand und der Macht einer Nation und dem Glück ihrer Bevölkerung. Die Schweiz und Singapur bezeichnet Ray Dalio als „Boutiqueländer“. Diese schneiden bei Wohlstand und Lebensstandard zwar ausgesprochen gut ab, sind aber zu klein, um zu den größten Imperien zu zählen. Quelle: „Weltordnung im Wandel“ von Ray Dalio

Von Hans Klumbies