Die Kerngröße für Wohlstand und Macht entspricht in etwa dem Durchschnitt aus 18 Messgrößen für die Stärke eines Landes. Zu den zentralen Werten zählt Ray Dalio Bildung, Wettbewerbsfähigkeit, Innovation und Technologie, Wirtschaftsleistung, Anteil am Welthandel, militärische Stärke, Bedeutung als Finanzzentrum und Reservewährungsstatus. Die gängige Reservewährung – ebenso wie die Weltsprache – hatte in aller Regel noch Bestand, als der Niedergang eines Imperiums bereits eingesetzt hatte. Denn man verwendete sie auch noch weiter, als die Stärken, die zu dieser breiten Verwendung geführt hatten, schon geschwunden waren. Ray Dalio hebt noch einmal hervor, dass all diese Messgrößen für Stärke eines Imperiums erst zu- und dann abnehmen. Ray Dalio ist Gründer von Bridgewater Associates, dem weltgrößten Hedgefonds. Er gehört mit zu den einflussreichsten Menschen der Welt.
Drei Phasen prägen den Aufstieg und Niedergang eines Imperiums
Grob gesagt kann man sich den Aufstieg und Niedergang eines Imperiums in drei Phasen vorstellen: Aufstieg, Höhepunkt und Niedergang. Ray Dalio erklärt: „Unter dem Aufstieg ist die blühende Aufbauphase zu verstehen, die sich anschließt, wenn eine neue Ordnung eingetreten ist.“ Die Phase des Höhepunkts ist unter anderem durch Exzesse in Form von hoher Verschuldung, großen Unterschieden bei Wohlstand, Werten und politischen Überzeugungen geprägt. Am Ende wackelt das Imperium und neue Rivalen stellen es infrage.
Der Niedergang bezeichnet die schmerzhafte Phase der Kämpfe und Umstrukturierungen, die zu großen Konflikten und gewaltigen Umwälzungen sowie zur Errichtung einer neuen innen- und außenpolitischen Ordnung führen. Er bereitet den Boden für die nächste neue Weltordnung und eine neue Phase des Aufbaus von Wohlstand. Ray Dalio schaut sich die Phase des Aufstiegs noch einmal genauer an. Die Aufstiegsphase setzt ein, wenn die Führung stark und fähig genug ist, um Macht zu erlangen und ein herausragendes System zur Steigerung des Wohlstands und der Stärke des Landes entwickelt haben.
Die Niederländer waren enorm erfinderisch
Ein Blick von Ray Dalio auf die großen Imperien der Vergangenheit verrät ihm, dass zu so einem System in aller Regel Folgendes gehört. Erstes ein gutes Bildungswesen, das nicht nur Wissen und Kompetenzen vermittelt, sondern auch Charakterbildung, Umgangsformen und Arbeitsmoral. Wenn alles gut läuft, sorgen sie für gesunden Respekt vor Recht, Gesetz und Ordnung in der Gesellschaft und für geringe Korruption. Zudem bewirken sie effektiv, dass die Menschen zusammenarbeiten, um die Produktivität zu steigern.
Ray Dalio weiß: „Je besser das einem Land gelingt, desto eher findet eine Verlagerung von der Produktion von Grunderzeugnissen hin zu Innovation und zur Erfindung neuer Technologien statt.“ So waren beispielsweise die Niederländer enorm erfinderisch. Auf dem Höhepunkt ihres Imperiums stammte ein Viertel aller maßgeblichen Erfindungen aus diesem Land. Dazu gehörten Schiffe, die in der Lage waren, die Welt zu umsegeln und große Reichtümer heimzuholen. Quelle: „Weltordnung im Wandel“ von Ray Dalio
Von Hans Klumbies