Ray Dalio erforscht die neue Ordnung der Welt

Die Weltordnung verändert sich derzeit rasant. Und zwar in so verschiedener maßgeblicher Hinsicht, wie es in der jüngsten Vergangenheit noch nie der Fall war, aber schon viele Male davor. Die Fallbeispiele und Mechanismen, die ihnen zugrunde liegen, hat Ray Dalio erforscht. Denn nur so kann er sich eine Vorstellung von der Zukunft bilden. Zuerst beschreibt er aber die Kräfte, die ihm über die letzten 500 Jahre aufgefallen sind bei der Analyse des Aufstiegs und Niedergangs der letzten drei Reservewährungsreiche. Zu ihnen zählt er das niederländische, das britische und das amerikanische Reich. Daneben existieren sechs weitere maßgebliche Reiche wie Deutschland, Frankreich, Russland, Indien, Japan und China. Zudem betrachtet er die großen chinesischen Dynastien bis hin zur Tang-Dynastie etwa um das Jahr 600. Ray Dalio ist Gründer von Bridgewater Associates, dem weltgrößten Hedgefonds. Er gehört mit zu den einflussreichsten Menschen der Welt.

Länder streben nach Wohlstand und Macht

Ray Dalio betrachtet es als seine Mission, herauszufinden, wie die Welt funktioniert. Und zeitlose, universelle Grundsätze abzuleiten, um sich möglichst gut darin zurechtzufinden. Bei seinen Recherchen wurde ihm immer klarer, wie Völker und Länder über lange Epochen erblühen und scheitern. Durch seine Analysen erfuhr er beispielsweise, was im Zeitverlauf den größten Effekt auf die meisten Menschen in den meisten Ländern hatte. Nämlich der Aufbau, die Übernahme und die Verteilung von Wohlstand und Macht.

Wenngleich man auch um andere Fragen rang, insbesondere um Ideologie und Religion. Ray Dalio stellt fest: „Diese Kämpfe vollzogen sich auf zeitlose, universelle Weise, hatten enorme Auswirkungen auf alle Aspekte menschlichen Lebens und entfalteten sich in Zyklen wie Ebbe und Flut.“ Ebenso erkannte er, dass seit jeher und in allen Ländern diejenigen Menschen Wohlstand besitzen, denen die Mittel gehören, ihn hervorzubringen. Um ihren Wohlstand zu wahren oder zu vergrößern, arbeiten sie mit denjenigen zusammen, die über die politische Macht verfügen.

Wenige Menschen verfügen über den größten Wohlstand

Denn diese können Regeln erlassen und durchsetzen. Deshalb stehen die Vermögenden in einer symbiotischen Beziehung zu ihnen. Wie Ray Dalio klar wurde, hatte sich dies in allen Ländern und zu allen Zeiten ganz ähnlich abgespielt. Die genauen Abläufe entwickeln sich ständig weiter – heute und auch in Zukunft –, doch die wichtigsten Kräfte sind mehr oder minder nach wie vor dieselben. Die Klassen der Reichen und Mächtigen haben sich mit der Zeit verschoben.

Etwa von Monarchen und Adeligen zu Kapitalisten und den gewählten oder autokratischen Amtsträgern der Gegenwart. Doch wie sie kooperieren und konkurrieren, ist im Großen und Ganzen gleichgeblieben. Ray Dalio erkannte, wie diese Dynamik mit der Zeit dazu führte, dass ein sehr kleiner Prozentsatz einen außergewöhnlich großen Anteil am gesamten Wohlstand und an der Macht auf sich vereinte. Irgendwann überspannte dann diese Gruppe den Bogen, und es traten schlechte Zeiten ein, die denjenigen am stärksten zusetzten, die über den geringsten Reichtum und Einfluss verfügten. Quelle: „Weltordnung im Wandel“ von Ray Dalio

Von Hans Klumbies