Timothy Garton Ash stellt fest: „Pornografie ist seit einem halben Jahrhundert eines der umstrittensten und meistdebattierten Themen in der westlichen Literatur über die Redefreiheit.“ Was ist Pornografie? Ist sie Kunst? Ist sie „Masturbationsmaterial“, wie die feministische Schriftstellerin Catharine MacKinnon verkündete? Ist sie Meinungsäußerung? Ist sie Hassrede? Übernimmt man die Definition von Ogi Ogas: „Alles, was die sexuellen Regionen in unserem Gehirn stimuliert“, dann erstreckt sie sich wahrscheinlich über den Großteil eines täglichen Männerlebens und über eine ordentliche Portion Kunstgeschichte. Im Gegensatz dazu definieren Catharine MacKinnon und Andrea Dworkin den Begriff enger als „die grausame, sexuell explizite Unter-Ordnung von Frauen durch Bilder und/oder Worte. Timothy Garton Ash ist Professor für Europäische Studien an der Universität Oxford und Senior Fellow an der Hoover Institution der Stanford University.
Masturbation
Beim Orgasmus entlädt sich große sexuelle Erregung
Das Gefühl des Orgasmus und seine körperlichen Begleiterscheinungen lassen sich auch in der Sprache der Wissenschaft beschreiben. Weitgehende Einigkeit besteht, dass es sich um die plötzliche Entladung großer sexueller Erregung handelt, die als extrem lustvoll und entspannend empfunden wird. Thomas Junker erklärt: „Beim Mann ist damit meist eine Ejakulation verbunden, bei der Frau kommt es zu Kontraktionen von Vagina und Uterus.“ Begleitet wird der Orgasmus bei beiden Geschlechtern von rhythmischen Muskelkontraktionen im ganzen Körper, unwillentlichen Lautäußerungen wie Stöhnen oder Schreien, Bewusstseinseintrübung und einem Gefühl der Euphorie. Hauptsächlicher Auslöser ist die Stimulation des Penis beziehungsweise der Klitoris bei der Masturbation, beim Geschlechtsverkehr oder bei anderen erregenden Aktivitäten. Worin besteht der Zweck eines so komplexen Vorgangs? Thomas Junker ist Professor für Biologiegeschichte an der Universität Tübingen.
Der Begriff der Sünde ist aufgegeben worden
Heute hat das Wort „Sünde“ seine Macht und furchteinflößende Eindringlichkeit verloren. Es wird heute vor allem in Verbindung mit dick machenden Nachspeisen verwendet. David Brooks erläutert: „Die meisten Menschen sprechen in der alltäglichen Unterhaltung kaum über individuelle Sünden. Wenn sie überhaupt über das Böse sprechen, dann verorten sie dieses gewöhnlich in den Strukturen der Gesellschaft – in Ungleichheit, Unterdrückung, Rassismus und so weiter –, nicht im Einzelnen.“ Die Menschen haben den Begriff der Sünde aufgegeben, weil sie, erstens, die Auffassung, die menschliche Natur sei verdorben, hinter sich gelassen haben. Zweitens wurde das Wort „Sünde“ zu vielen Zeiten und an vielen Orten dazu verwendet, der Lust den Krieg zu erklären, selbst den gesunden Freuden der Sexualität und der Unterhaltung. David Brooks arbeitet als Kommentator und Kolumnist bei der New York Times. Sein Buch „Das soziale Tier“ (2012) wurde ein internationaler Bestseller.
Regelmäßige Ejakulation ist gut für die Gesundheit des Mannes
Eine aktuelle Studie aus Kanada ergab, dass Männer, die mindestens 20 verschiedene Sexualpartnerinnen hatten, um 28 Prozent weniger oft an Prostatakrebs erkrankten als der Durchschnitt. „Die Häufigkeit der Ejakulation hat durchaus Einfluss auf das Risiko, Prostatakrebs zu entwickeln. Das ist durch Studien belegt. Allerdings hängt das nicht von der Anzahl der Sexualpartner ab – der positive Nebeneffekt zeigt sich auch bei der Masturbation“, erklärt der Sexualmediziner Georg Pfau. Für die männliche Gesundheit ist es jedenfalls wesentlich, regelmäßig zu ejakulieren. Georg Pfau fügt hinzu: „Frauen werden körperlich nicht krank, wenn sie keinen Geschlechtsverkehr und keinen Orgasmus haben.“ Dr. Georg Pfau ist Arzt und Sexualmediziner. Er ist Mitglied der „Deutschen Akademie für Sexualmedizin“ in Berlin sowie Vorstands- und Gründungsmitglied der „Österreichischen Akademie für Sexualmedizin“ in Salzburg.
Georg Pfau kritisiert die antiquierte Sexualerziehung der Mädchen
Die fehlende Lust der Frau ist laut Georg Pfau ein häufiges Thema in der Sexualmedizin. Hier gibt es seiner Meinung nach viele Faktoren zu bedenken, allen voran die Methoden zur hormonellen Verhütung. Jede Gabe eines Sexualhormons, in welcher Form auch immer, beeinflusst die weibliche Sexualität. Georg Pfau erklärt: „Sie verändern nicht nur die Libido, das sexuelle Verlangen, sondern auch die sexuelle Präferenz, die sexuelle Vorliebe. Inzwischen gibt es genügend Studien, die beweisen, dass selbst die Partnerwahl durch hormonelle Kontrazeption beeinflusst wird.“ Das heißt: Frauen finden unter Hormongabe manchmal andere Männer begehrenswert als unter den eigenen Hormonen. Dr. Georg Pfau ist Arzt und Sexualmediziner. Er ist Mitglied der „Deutschen Akademie für Sexualmedizin“ in Berlin sowie Vorstands- und Gründungsmitglied der „Österreichischen Akademie für Sexualmedizin“ in Salzburg.