Die Neue Rechte hängt an Rollenklischees

„Weiber weiblich, Männer männlich“, befand Effi Briests alter Vater. Roger de Weck betont: „Die Neue Rechte hängt an Rollenklischees. Diese amüsierten schon Theodor Fontane 1895.“ „Wehrhaftigkeit, Weisheit und Führung beim Mann. Intuition, Sanftmut und Hingabe bei der Frau“, so teilt der rechtsextreme Politiker Björn Höcke die Eigenschaften zu. Das Sprachrohr der Neuen Rechten, die „Junge Freiheit“ sieht sowohl die Unterlegenheit der Frau als auch den Untergang des Mannes. Man liest dort: „Frauen sind eben Frauen und können sich daher nur bedingt das Männliche aneignen. Indem sie es versuchen und sich mit Männern auf dem Gebiet des Männlichen messen, können sie nur verlieren.“ Ähnlich befindet Michel Houellebecq: „Der größte Feind, den unsere westliche Gesellschaft auszumerzen versucht, ist das männliche Zeitalter, ist die Virilität an sich.“ Roger de Weck ist ein Schweizer Publizist und Ökonom.

Der Anachronismus der Neuen Rechten ist zum Scheitern verurteilt

Roger de Weck stellt fest: „Die Neue Rechte versagt auf der ganzen Linie in ihrem Geschlechter- und Windmühlenkampf gegen den Feminismus. Ihr Anachronismus ist zum Scheitern verurteilt. In der reaktionären Welt war nicht vorgesehen, dass Frauen die Stärkeren sein könnten.“ Jetzt muss sich das Ancien Régime damit abfinden. Dieser ideale Mann – in guten alten faschistischen Zeiten war er noch männlich. Der ehemalige Donald Trump-Berater Steve Bannon schwärmt von Benito Mussolini, der mit vorgestrecktem Kinn die Herzen eroberte.

Die Feminität wiederum definiert auf seine Weise Steve Bannons Schweizer Vertrauter Roger Köppel. In seinem reaktionären Magazin „Die Weltwoche“ leitartikelte er: „Frauen wollen, ja sie müssen begehrt werden. Sie setzten alles daran, dass man sie begehrt. Man darf ihnen das nicht übelnehmen.“ Seinerseits meint der holländische Reaktionär Thierry Baudet, Frauen wollten „überrumpelt, beherrscht, ja: übermannt werden.“ Der bekannte deutsche Hass-Rapper Kollegah doppelt nach: „Frauen wollen Bosse.“

Der Feminismus ist unbezwingbar geworden

Roger de Weck weiß: „Entsetzt reagierte das männliche Ancien Régime auf #MeToo, diese unbotmäßige Bewegung wider das Machtgefälle und den Machtmissbrauch. #MeToo zog dem sexuellen Anspruchsdenken rote Linien und war somit eine Kränkung.“ Rechts ist männlich. Bei den Neuen Rechten findet „der bedrohte Mann“ die nötige Bestätigung seiner Maskulinität. Und die in bürgerliche Mitte sickert eine Verunsicherung, die reaktionäre Parteien aufgreifen.

Überhaupt habe „der weiße, alte, heterosexuelle Man die Arschkarte“ gezogen, flucht mitfühlend die „Neue Zürcher Zeitung“. Das Blatt spendet seinen Lesern immerhin etwas Trost und Selbstbewusstsein. Dieser Prügelknabe nämlich habe wenigstens „die Demokratie, die Menschenrechte, die Dampfmaschine und den PC erfunden“. Roger de Weck ergänzt: „Jawohl, auch wenn Demokratie, Grundrechte und Hochschulstudium ziemlich lang ein Männerprivileg blieben.“ Und jetzt verdirbt es offenbar die Laune, dass der verdammte Feminismus unbezwingbar geworden ist. Quelle: „Die Kraft der Demokratie“ von Roger de Weck

Von Hans Klumbies