Glück und Pech liegen nahe beieinander

Glück und Pech sind Geschwister. Sie beide offenbaren, dass alle Ereignisse im Leben von Kräften mitbestimmt werden, die kein Mensch steuern kann. Dann gelingt selbst dann nicht, wenn man sich noch so sehr bemüht. Professor Scott Galloway von der Universität New York sagt: „Nichts ist so gut oder schlecht, wie es scheint.“ Morgan Housel rät: „Dies gilt es bei der Beurteilung von Erfolgen – eigenen wie fremden – zu beachten.“ Bill Gates besuchte eine der wenigen High-Schools dieser Welt, die seinerzeit über einen Computer verfügten. Er ist außerordentlich intelligent, enorm fleißig und sah schon als Teenager klarer voraus, wie es mit Computern weitergehen würde, als selbst erfahrene Manager der Branche es vermochten. Morgan Housel ist Partner bei der Risikokapitalgesellschaft The Collaborative Fund.

Kent Evens war ein Freud von Bill Gates

Morgan Housel möchte aber auch die Geschichte von Kent Evens, einem Freund von Bill Gates, erzählen. Kent Evans hatte Pech, wo Bill Gates Glück hatte. Dank des Erfolgs von Microsoft kennt alle Welt die Namen von Bill Gates und Paul Allen. Doch die Gang der Computer-Ausnahmetalente an der Lakeside-School bestand aus drei Jungs. Kent Evens und Bill Gates wurden in der achten Klasse beste Freunde. Evens war, wie Gates berichtet, der beste Schüler seiner Klasse.

Evans verstand sich ebenso gut auf Computer wie Gates und Allen. Einmal versuchte die Schule vergeblich, den Stundenplan der vielen hundert Schüler so auszutüfteln, dass keine Veranstaltungen kollidierten. Schließlich beauftragte das Rektorat Bill und Kent – praktisch noch Kinder –, ein Computerprogramm zur Lösung dieses Problems zu schreiben. Es funktionierte. Anders als Paul Allen und genau wie Bill verfügte Kent über einen ausgeprägten Geschäftssinn und gewaltigen Ehrgeiz.

Kent Evens starb als Schüler bei einem Bergunfall

„Kent trug immer dieses Aktenköfferchen mit sich herum, wie ein Anwalt“, erinnert sich Gates. Während er über seine Freundschaft mit Kent sinniert, schweift Gates ab: „Wir hätten weitergearbeitet. Bestimmt wären wir zusammen zur Uni gegangen.“ Kent hätte wie Gates und Allen ein Gründungsmitglied von Microsoft werden können. Aber daraus wurde nichts. Kent starb noch als Schüler bei einem Bergunfall. In den USA verunglücken jedes Jahr etwa drei Dutzend Menschen beim Bergsteigen tödlich.

Die Wahrscheinlichkeit, während seiner High-School-Jahre in den Bergen zu sterben, liegt demnach in den USA bei etwa eins zu einer Million. Ken Evens hatte das Riesenpech, nie vollenden zu können, was er und Gates angefangen hatten. Morgan Housel stellt fest: „Glück und Pech ähneln einander so, dass man nicht an das eine zu glauben vermag, ohne das andere ebenso zu achten. Beide existieren, weil die Welt zu komplex ist, als das 100 Prozent deiner Handlungen das Ergebnis zu 100 Prozent bestimmen könnten.“ Quelle: „Über die Psychologie des Geldes“ von Morgan Housel

Von Hans Klumbies