Die intensive Landwirtschaft verursacht irreparable Schäden

Moderne Bewässerungstechniken können buchstäblich die Wüste ergrünen lassen. Dirk Steffens und Fritz Habekuss warnen: „Aber oft führen solche Innovationen langfristig zu einer Minderung der Ökosystemleistungen.“ Zu viel Kunstdünger zerstört die Fruchtbarkeit der Böden und tötet Regenwürmer. Zu viel Bewässerung senkt den Grundwasserspiegel und fördert die Versalzung der Böden. Manchmal sind die Schäden irreparabel. Europas größte Gemüsefabrik in der spanischen Region Almeria ist ein besonders krasses Beispiel dafür. Die Gegend rund um das Örtchen El Ejido ist zu trocken, um durstige Pflanzen wie Tomaten, Paprika oder Avocado unter freiem Himmel anzubauen. In ihrem Buch „Über Leben“ erzählen der Moderator der Dokumentationsreihe „Terra X“ Dirk Steffens und Fritz Habekuss, der als Redakteur bei der „ZEIT“ arbeitet, von der Vielfalt der Natur und der Schönheit der Erde.

Bei Übernutzung gehen fruchtbare Böden verloren

Sie werden unter Plastikfolien großgezogen, um die Feuchtigkeit zu erhalten, und so können sie auch im Winter wachsen. Die Gewächshäuser haben die Ausmaße von Flughafenterminals. Sie stehen dicht an dicht und bilden das „mar de plástico“, das weltweit größte Plastikmeer, dreimal so groß wie Paris. Auf Satellitenaufnahmen sieht es so aus, als habe sich ein Riesengletscher ans Mittelmeer verirrt. Der immense Wasserverbrauch lässt den Grundwasserspiegel immer weiter fallen, die Wüste breitet sich aus.

Dirk Steffens und Fritz Habekuss wissen: „Selbst wenn der Gemüseanbau in El Ejido morgen gestoppt würde, bliebe das Problem bestehen. Die Böden blieben salzig, der Grundwasserspiegel stiege in absehbarer Zeit nicht mehr an.“ Das ist kein regionales Problem: Ob in Nordchina, Nordindien, dem Iran oder dem kalifornischen Central Valley, überall dort, wo die Böden übernutzt werden, drohen sie verloren zu gehen. Viele Milliarden Tonnen Muttererde, die ohne schützende Pflanzenschicht daliegen, verschwinden jedes Jahr. Denn der Wind trägt sie davon. Auf der Erde wird die Erde knapp.

Nichts auf der Welt funktioniert ohne Natur

Doch der fruchtbare Mutterboden ist die Haut unseres Planeten. Einmal zerstört, ist sie kaum wieder zu reparieren. Dirk Steffens und Fritz Habekuss erklären: „Um nur einen Zentimeter Humus aufzubauen, dauert es je nach Region viele Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte. Dabei bildet er zusammen mit den Meeren buchstäblich den Nährboden des Lebens, das Zentrum der Biosphäre.“ Nichts auf der Welt funktioniert ohne Natur. Selbst kalifornische Konzerne im Silicon Valley hängen von Ressourcen ab, weil sie Rohstoffe und Elektrizität benötigen.

Die Produktion der Natur ist für Apple genauso existenziell wie für einen norddeutschen Apfelbauern. Doch inzwischen gerät ein wichtiger Kreislauf nach dem anderen durcheinander. Insgesamt entnimmt die Menschheit ihrem Heimatplaneten schon seit vier Jahrzehnten mehr Ressourcen, als dieser erneuern kann, vor allem Kohle, Öl und Gas. Weil das Tempo der Entnahme dauerhaft höher ist als die Regeneration, droht der ökologische Ruin. Die Erde ist zu klein für den aktuellen Lebensstil. Quelle: „Über Leben“ von Dirk Steffens und Fritz Habekuss

Von Hans Klumbies