Naturverbundenheit wirkt sich positiv auf die Gesundheit aus

Mehr und mehr erkennt man, dass wichtige Zusammenhänge zwischen dem menschlichen Nervensystem, der Immunfunktion und der Stimmung gibt. Lucy F. Jones ergänzt: „Neueste Fortschritte auf dem Gebiet der Genetik zeigen, dass mit Depressionen assoziierte Gene auch Verbindungen zum Nerven- und Immunsystem haben.“ Naturverbundenheit wirkt sich positiv auf die Immunfunktion des menschlichen Körpers aus, sei es durch eine Entspannung des Nervensystems oder das Verfliegen von Ängsten und Sorgen. Sie verschafft den Menschen durch Phytonzide – die von Bäumen und Pflanzen ausgestoßenen Chemikalien, die das Immunsystem ebenfalls in Schwung bringen können – eine Atempause von verschmutzter Luft. Studien haben gezeigt, dass schon der Blick auf eine natürliche Landschaft zu einem Anstieg entzündungshemmender Zytokine führen kann. Lucy F. Jones ist Journalistin und schreibt regelmäßig zu wissenschaftlichen Themen, Gesundheit, Umwelt und Natur für die BBC, The Guardian und The Sunday Times.

Im entspannten Zustand steckt der Körper seine Kräfte ins Immunsystem

In der Natur verbrachte Zeit kann Menschen stressresistenter machen und so das Entzündungsrisiko senken. Laut einer führenden Expertin auf dem Gebiet von Natur und Gesundheit, Frances „Ming“ Kuo, ist die verbesserte Immunfunktion der zentrale Grund dafür, warum sich Kontakt zur Natur passiv auf die geistige und physische Gesundheit auswirkt, unterstützt von den Auswirkungen auf das parasympathische Nervensystem. Wenn sich ein Mensch völlig in Sicherheit wiegt, wendet der Körper Ressourcen auf, die sich längerfristig positiv auf die Gesundheit auswirken.

Frances „Ming“ Kuo schreibt: „Wenn wir in der Natur diesen entspannten Zustand erreichen und unser Körper weiß, dass er in Sicherheit ist, steckt er seine Kräfte in das Immunsystem.“ Die interessanteste und spannendste Forschung zu dieser Verbindung ist rund um die japanische Praxis des „shinrin-yoku“, oder Waldbaden entstanden. In den frühen 1980er-Jahren veröffentlichte die spanische Forstbehörde einen Vorschlag. Die Bürger sollten zur Verbesserung ihrer Gesundheit achtsame, alle Sinne ansprechende Waldspaziergänge unternehmen.

Die Balance von Mensch und Natur soll möglichst harmonisch sein

Im Januar 1982 taufte die Methode Tomohide Akiyama, Generaldirektor der Forstbehörde, shinrin-yoku. Das wurde kurz darauf in Zeitungen veröffentlicht. Lucy F. Jones erklärt: „Übersetzt bedeutet der Ausdruck Waldbaden, ihre Wurzeln hat diese Praxis im uralten Ideal einer harmonischen Balance von Mensch und Natur.“ Diese stammt aus dem Shinto und Buddhismus und soll alle fünf Sinne ansprechen. Man soll den Kiefernduft einatmen, den von Ahorn und Zypresse.

Ebenso soll man dem Ruf des Kuckucks lauschen oder auf das Rascheln eines Schwarzbären. Die flauschigen Glocken des japanischen Beifußes oder eine Baumrinde warten auf die Berührung des Waldbadenden. Man darf zusehen, wie sich die Blätter des Ginko-Baumes tiefgelb wandeln, während der Sommer vergeht und das frische Geosmin auf der Zunge kosten. Im Jahr 2006 erhielt der Liyama-Wald das erste Waldbade-Zertifikat. Seitdem erhielten es weitere 62 japanische Wälder. Quelle: „Die Wurzeln des Glücks“ von Lucy F. Jones

Von Hans Klumbies