Alles könnte auch anders sein

Nichts, buchstäblich nichts, ist mit absoluter Notwendigkeit so, wie es gerade ist. Daraus lässt sich ableiten, dass alles auch anders sein könnte. Armin Nassehi erklärt: „Der Fachbegriff dafür ist Kontingenz. Er meint: nichts ist notwendigerweise so, wie es ist, aber eben auch nichts ist zufällig so, wie es ist.“ Das sozialwissenschaftliche Denken beginnt also mit einer doppelten Erfahrung. Einerseits weiß man am besten von allen, wie arbiträr, bisweilen sogar fragil, in jedem Fall aber historisch relativ und damit konstruiert das Meiste ist. Andererseits weiß man mit am genauesten, wie wirkmächtig gesellschaftliche Muster sind und wie stark das menschliche Verhalten strukturiert ist. Das individuelle Verhalten wie auch der Zustand sozialer Aggregate sind sehr berechenbar. Armin Nassehi ist Inhaber des Lehrstuhls für Allgemeine Soziologie und Gesellschaftstheorie an der Ludwig-Maximilians-Universität München.

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Die Globalisierung ist weit vielfältiger als sie wahrgenommen wird

Die derzeitige Globalisierung ist weit vielfältiger, als sie üblicherweise wahrgenommen wird. Im Gegensatz zur verbreiteten ökonomistischen Verkürzung findet sie nämlich in drei Dimensionen statt, die Otfried Höffe als „globale Gewaltgemeinschaft“, als „globale Kooperationsgemeinschaft“ und als „globale Schicksalsgemeinschaft von Not und Leid“ bezeichnet. Längst lebt die Menschheit in einer Welt, in der das Netz wirtschaftlicher und sozialer, technischer und ökologischer, wissenschaftlicher und kultureller, nicht zuletzt rechtsmoralischer Kooperation immer enger geknüpft ist. Otfried Höffe ergänzt: „Leider trifft das auch auf das Netz krimineller und anderer Bedrohungen zu. In all diesen Bereichen taucht ein globaler Handlungsbedarf auf.“ Als Bespiele nennt Otfried Höffe den Umwelt- und Klimaschutz sowie den Kampf gegen den Terrorismus und die organisierte Kriminalität. Otfried Höffe ist Professor für Philosophie und lehrte in Fribourg, Zürich und Tübingen, wo er die Forschungsstelle Politische Philosophie leitet.

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Für den richtigen Lebensweg braucht man Orientierung

Warum sich Wahlfreiheit und Optionsvielfalt für viele Menschen überhaupt nicht gut anfühlen, lässt sich in erster Näherung recht einfach sagen. Aber wie das oft so ist bei den vermeintlich einfachen Dingen des Lebens – es wird komplexer, je genauer man es betrachtet. Es ist allerhöchste Zeit, darüber nachzudenken, welchen Gebrauch man von seiner Wahlfreiheit machen soll. Das erfordert eine Umorientierung. Anja Förster und Peter Kreuz erklärten: „Weg von der extrinsischen Ausrichtung „Wie soll ich funktionieren?“ hin zur intrinsischen „Welchen Wert kann uns will ich beitragen?“ Aber dazu müssen wir lernen, mit unserer Wahlfreiheit zurechtzukommen.“ Eine der wichtigsten Fragen überhaupt lautet: „Welcher der vielen Wege ist der richtige für mich?“ Für deren Beantwortung ist eine Sache essentiell: Orientierung. Anja Förster und Peter Kreuz nehmen als Managementvordenker in Deutschland eine Schlüsselrolle ein.

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Die Demokratie ist immer erheblichen Gefährdungen ausgesetzt

Wolfgang Merkel macht auf ein kleines Büchlein aufmerksam, dass im Jahr 2004 unter dem Titel „Postdemokratie“ erschienen ist. Der Autor, Colin Crouch, behauptet darin, dass der demokratische Moment, der sich in den USA noch vor und in Westeuropa unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelt hat, verschwunden ist. Die entwickelten Länder nähern sich laut Colin Crouch der „Postdemokratie“ an, die viele vordemokratische Züge trägt. Die Wortschöpfung von Colin Crouch hat vor allem in der Bundesrepublik Deutschland eine beachtliche Karriere gemacht. Wolfgang Merkel erläutert: „Sie gehört wie die Krisenrhetorik längst zum Alltag und hat sich zu einem anschwellenden Rauschen verdichtet. Nicht selten mutieren dabei präzise Begriffe zu leeren Worthülsen, normative Vorurteile lösten die werturteilsfreie Analytik ab.“ Professor Dr. Wolfgang Merkel ist Direktor der Abteilung „Demokratie“ am Wissenschaftszentrum Berlin und lehrt Politikwissenschaft an der Humboldt-Universität in Berlin.

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Nur eine politische Union kann den Euro stabilisieren

Für den weltberühmten deutschen Philosophen Jürgen Habermas ist bisher die europäische Einigung von den politischen Eliten mehr oder weniger über die Köpfe ihrer Bevölkerung hinweg betrieben worden. Zunächst waren seiner Meinung nach ja auch nur die Staaten handlungsfähig, obwohl es auf der anderen Seite schon lange ein europäisches Parlament gibt. Jürgen Habermas stellt fest: „Trotzdem haben die politischen Parteien bisher in allen Mitgliedsländern die europäischen Wahlen und Referenden so angelegt, dass die Wähler nur über nationale Fragestellungen und Personen abstimmen konnten. Es hat bisher keine europäische Wahl gegeben, die diesen Namen verdient hätte.“ Jürgen Habermas war bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1994 Professor für Philosophie in Frankfurt am Main. Er gilt as bekanntester Vertreter der so genannten „Frankfurter Schule“. Ende 2011 erschien im Suhrkamp Verlag sein Essay „Zur Verfassung Europas“.

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