Hermann Detering führt in seinem neuen Buch „Die Lust der Welt und die Kunst der Entsagung“ den Leser kenntnisreich und unterhaltsam in die Welt des Verzichts ein. Zuerst beleuchtet er dabei die Ursprünge des asketischen Lebens und seine modernen Ausprägungen, stellt dann frühe und moderne Aussteiger vor, widmet sich anschließend der christlichen Askese und macht auch vor der Mühe mit der Lust und der Lust an der Entsagung nicht Halt. Der Autor beleuchtet auf vielfältige Art und Weise die Möglichkeiten des Verzichts und bietet damit vor allem jenen Menschen Orientierung, die sich noch nicht ganz im Dschungel der heutigen Überflussgesellschaft verloren haben. Dr. Hermann Detering ist ein evangelischer Theologe, der Germanistik, Altphilologie und Theologie studiert hat. Er ist Mitglied des „Committee for the Scientific Examination of Religion“.
Die ganz persönliche Freiheit ist das wertvollste Gut im Leben eines Menschen
Hermann Detering spricht mit seinem Buch Menschen an, die offen sind für alternative Lebensentwürfe, für die Selbstfindung durch Distanzierung zur Welt, und wendet sich an diejenigen, die eine unbestimmte Sehnsucht nach etwas anderem in sich tragen. Diese Individualisten können auf ihrem Lebensweg seiner Meinung nach das Wertvollste überhaupt finden: ihre ganz persönliche Freiheit. Diese Menschen, die sich von der Sucht, nichts zu verpassen und alles auskosten zu wollen, befreit haben, zerstückeln nicht mehr ihre Tage und leben statt einem halben Leben ein ganzes.
Wer dagegen weiter in der Welt des Überflusses leben will, wird immer mehr überfordert sein durch die nahezu unendliche Anzahl der Möglichkeiten der Zerstreuung und sein Leben beginnt ihn krank zu machen. Hermann Detering stellt in der Einleitung auch klar, dass es in seinem Buch keineswegs nur um eine Kritik an der Konsumgesellschaft oder um eine Einladung zum Konsumverzicht geht. Wenn sich ein Leser dennoch dazu anregen ließe, wäre dies allerdings durchaus im Sinne des Autors.
Die Askese oder die Kunst der Entsagung ist eine freie Kunst
Hermann Detering weist in seinem Buch auch auf die umfassende Bedeutung der Askese und der Verzichts hin. Sie waren als Mittel zur Disziplinierung und Kontrolle menschlicher Bedürfnisse, nicht nur ein Weg zur Erlangung innerer Freiheit, sondern auch zur Selbst- und Gottfindung. Dabei sollte immer das persönliche Verhältnis des Einzelnen zur Welt im Vordergrund stehen. Es geht für Hermann Detering dabei nicht „nur“ um die Rettung der Welt, sondern schlicht um das Menschsein.
Die Askese oder die Kunst der Entsagung ist für Hermann Detering im Wesentlichen eine freie Kunst: „Sie ist es deswegen, weil das Ziel, um das es dabei geht, Freiheit ist. Nicht die freie Gesellschaft, sondern die persönliche Freiheit des Einzelnen.“ Die Kunst der Entsagung verlangt jedem Einzelnen die freie Entscheidung ab, die er jederzeit, auch unter den unfreiesten Bedingungen, für sich treffen kann. Insofern ist sie keineswegs ein Vergnügen an den Dingen, die man nicht bekommt. Schließlich gehört die Kunst der Entsagung auch deswegen zu den freien Künsten, weil wir sie kostenfrei bekommen und sie uns jederzeit verfügbar ist.
Die Lust der Welt und die Kunst der Entsagung
Hermann Detering
Verlag: Gütersloher Verlagshaus
Gebundene Ausgabe: 255 Seiten, Auflage: 2013
ISBN: 978-3-579-06629-5, 19,99 Euro
Von Hans Klumbies