Anfang 1948 befand sich die deutsche Wirtschaft in einer schwierigen Lage. Thomas Mayer weiß: „Infolge der umfangreichen Kriegsschäden betrug die Produktion weniger als 60 Prozent des Niveaus von 1936 und der reale Pro-Kopf-Verbrauch lag bei etwa zwei Dritteln des damaligen Niveaus; es herrschte ein schwerer Mangel an den meisten Grundgütern.“ Darüber hinaus hatte die Kriegsfinanzierung dazu geführt, dass die Staatsverschuldung des „Dritten Reiches“ bei Kriegsende fast 400 Prozent des Bruttosozialproduktes (BSP) on 1939 betrug und eine enorme Überschussliquidität entstanden war. Die Reichsmark (RM) hatte ihre Funktion als Tauschmittel verloren, und der Tauschhandel war an der Tagesordnung. Schwarzmärkte untergruben das System der Preis- und Lohnkontrolle sowie der Warenproduktion und -verteilung, es gab keinen Anreiz für Geld zu arbeiten. Thomas Mayer ist promovierter Ökonom und ausgewiesener Finanzexperte. Seit 2014 ist er Leiter der Denkfabrik Flossbach von Storch Research Institute.
Bruttosozialprodukt
Heutzutage lohnt sich das Unternehmertum manchmal nicht mehr
Reinhard K. Sprenger fordert: „Nehmt den Menschen, wie er ist: wir haben keinen universalethischen Therapievertrag.“ An der Freiheit des anderen kommt ohnehin niemand vorbei. Die Sollbruchstelle des gegenwärtigen Kapitalismus besteht für Reinhard K. Sprenger darin, dass es keine Antwort auf die Frage gibt, wie der Übergang von einem Managerkapitalismus zu einem neuen Eigentümerkapitalismus zu bewerkstelligen ist. Fest steht: In den letzten Jahrzehnten war es möglich, ohne Einsatz von eigenem Geld, also ohne eigenes Risiko, so wohlhabend zu werden, wie es früher nur Unternehmer wurden. Das ist ein extrem attraktives Lebensmodell, das viele zu verwirklichen trachteten – unter dem wohlgefälligen Nicken staatlicher Aufsichtsbehörden. Unter solchen Bedingungen lohnt sich das Unternehmertum nicht mehr. Reinhard K. Sprenger, promovierter Philosoph, ist einer der profiliertesten Führungsexperten Deutschlands.
Ständiges Wachstum macht die Menschen nicht zufriedener
Gerhard Schick stellt sich die Frage, ob die Menschen nicht immer mehr eingespannt sind in ein Hamsterrad wirtschaftlicher Entwicklung, das zwar mehr produziert, aber den Wohlstand des Einzelnen nicht mehrt, ihn nicht glücklicher macht, sondern ihm sogar schadet. In den letzten Jahrzehnten wurde den Menschen immer wieder eingebläut: „Wachstum schafft Wohlstand.“ Die meisten Deutschen konzentrieren sich voll auf Wachstum, Wachstum und noch einmal Wachstum und erheben damit ein Mittel zum Zweck. Gerhard Schick kritisiert: „Unsere Gesellschaft hat sich die Debatte über das „gute Leben“, die so alt ist wie die menschliche Philosophie, abgewöhnt. Diese Debatte schien irgendwann entbehrlich zu sein, weil bei wachsendem Wohlstand jeder auf seine Façon glücklicher werden kann.“ Der grüne Politiker Gerhard Schick zählt zu den versiertesten Ökonomen im Deutschen Bundestag.
Den Wohlstand zu messen ist eine knifflige Angelegenheit
Die meisten Ökonomen berechnen den Wohlstand eines Volkes vor allem an einer Größe, dem des Bruttosozialprodukts (BIP). Das BIP ist der Wert aller Güter und Dienstleistungen, die innerhalb eines Jahres hergestellt werden. Es bestimmt zudem, welchen Platz ein Staat in der Bestenliste der erfolgreichsten Wirtschaftsnationen einnimmt. Das Bruttosozialprodukt entscheidet auch über Lob oder Tadel für eine Regierung. Also ist es das Bestreben der Politiker, ein möglichst hohes BIP zu erzielen. Hinter diesem Ansinnen verbirgt sich folgende Annahme: nimmt die Wirtschaftsleistung zu, geht es den Bürgern besser. Doch immer mehr Ökonomen und Wissenschaftler aus anderen Fachbereichen stellen sich die Frage, ob diese Annahme noch richtig ist. Auch immer mehr Menschen in der deutschen Bevölkerung glauben nicht mehr daran, das Wachstum tatsächlich das richtige Maß für Wohlstand ist.
Hans-Werner Sinn benennt das wahre Schuldenproblem
Alle Länder der Eurozone wurden laut Hans-Werner Sinn im Verlauf der Krise wegen der Rettungsaktionen und auch wegen der wegbrechenden Steuereinnahmen in die Staatsverschuldung getrieben. Die Thesen indessen, dass sie in die Krise gerieten, weil sie sich zuvor zu stark verschuldet hatten, hält Hans-Werner Sinn für nicht generell richtig. Als Beispiele nennt der renommierte Ökonom die Länder Irland und Spanien, die das Defizitkriterium des Stabilitäts- und Wachstumspaktes von der virtuellen Einführung des Euro im Jahr 1999 bis zum Ausbruch der Krise im Jahr 2007 nie verletzt und in den letzten Jahren vor Kriseneruption sogar Budgetüberschüsse erzielt hatten. Hans-Werner Sinn ist seit 1984 Ordinarius in der volkswirtschaftlichen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München. Im Jahr 1999 wurde er Präsident des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung in München und Leiter des CESifo-Forscher-Netzwerks, weltweit eines der größten seiner Art.
Peter Bofinger erkennt in der Euro-Krise keinen Sonderfall
Peter Bofinger vertritt die These, dass sich die fundamentalen Probleme des Euro-Raums im Kern nicht wesentlich von denen der Vereinigten Staaten von Amerika unterscheiden. Nach einer Epoche exzessiver privater Verschuldung konnte das System seiner Meinung nach nur mit einer hohen öffentlichen Kreditaufnahme stabilisiert werden. Peter Bofinger schreibt: „Der teils von den Märkten, teils von der Politik erzwungene Versuch der Mitgliedsstaaten des Euro-Raums, ihre Defizite drastisch zu reduzieren, musste in die Rezession führen, da die Privatsektoren noch zu schwach waren, um ihrerseits wieder als Konjunkturlokomotive zu agieren.“ Peter Bofinger ist seit 1992 Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Würzburg. Seit März 2004 ist der Ökonom als sogenannter „Wirtschaftsweiser“ Mitglied im Sachverständigenrat der Bundesregierung zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung.
Die UNO veröffentlicht ihren ersten Weltglücksbericht
Obwohl sich das Bruttosozialprodukt in den USA vervielfacht hat, ist die Lebenszufriedenheit der Amerikaner ständig gesunken. Das ist eines der Ergebnisse des ersten Weltglücksberichts, den die UNO jetzt veröffentlicht hat. Für die Studie haben die Glücksforscher Richard Layard und John Helliwell sowie der UN-Sonderberater für die Milleniumsentwicklungsziele Jeffrey Sachs alle internationalen Glücksumfragen bis zum Jahr 2011 analysiert. Eine der wichtigsten Studien in der Glücksforschung ist der Gallup World Poll. Danach leben die glücklichsten Menschen in den Ländern Dänemark, Finnland, Norwegen und den Niederlanden und die unglücklichsten in Afrika: in Benin, in der Zentralafrikanischen Republik und in Togo.