Die UNO veröffentlicht ihren ersten Weltglücksbericht

Obwohl sich das Bruttosozialprodukt in den USA vervielfacht hat, ist die Lebenszufriedenheit der Amerikaner ständig gesunken. Das ist eines der Ergebnisse des ersten Weltglücksberichts, den die UNO jetzt veröffentlicht hat. Für die Studie haben die Glücksforscher Richard Layard und John Helliwell sowie der UN-Sonderberater für die Milleniumsentwicklungsziele Jeffrey Sachs alle internationalen Glücksumfragen bis zum Jahr 2011 analysiert. Eine der wichtigsten Studien in der Glücksforschung ist der Gallup World Poll. Danach leben die glücklichsten Menschen in den Ländern Dänemark, Finnland, Norwegen und den Niederlanden und die unglücklichsten in Afrika: in Benin, in der Zentralafrikanischen Republik und in Togo.

Ein sicherer Arbeitsplatz macht glücklicher als ein hohes Einkommen

Die Autoren des Weltglücksberichts fassen ihre Ergebnisse wie folgt zusammen: „Es ist nicht primär Reichtum, der Menschen glücklich macht, sondern politische Freiheit, starke soziale Netzwerke und die Abwesenheit von Korruption.“ Mehr Geld macht Menschen nur dann glücklicher, wenn sie zuvor in Armut gelebt haben. Ab einer gewissen Einkommensgrenze droht eher das Gegenteil: Konsumismus macht unglücklich, vor allem in Ländern mit großen Einkommensunterschieden, weil sich die Wohlhabenden ständig mit den noch Reicheren vergleichen.

Bei der Frage, welche Faktoren es sind, die das individuelle Glück fördern, nennt der Report die Erwerbsarbeit an vorderer Stelle: „Arbeitslosigkeit führt nicht nur zu Armut, sondern auch zu Ausgrenzung und Statusverlust, macht Menschen krank und depressiv. Ein sicherer Job wird von Befragten weit mehr geschätzt als hohes Einkommen.“ Ebenfalls für das Glück förderlich sind die Ehe und die Religion. Stabile Partnerschaften machen Menschen glücklicher. Und vor allem in unterentwickelten Ländern mit unsicheren Lebensumständen trägt der Glaube offenbar zu größerer Zufriedenheit bei.

Altruismus und Vertrauen steigern das Glück in einer Gesellschaft

Sehr positiv auf das Glücksgefühl wirken sich auch geistige und körperliche Gesundheit aus, eine grüne Umgebung sowie Altruismus. Menschen die ein Ehrenamt ausüben, sind in der Regel glücklicher als Materialisten, die eher zum Unglücklichsein neigen. Die Schlussfolgerung der Autoren lautet: „Solange es kein hohes Niveau von Altruismus und Vertrauen untereinander gibt, kann eine Gesellschaft nicht glücklich sein. Deshalb riet schon Aristoteles, dass Glück hauptsächlich durch tugendhafte Akte angestrebt werden sollte.“

Die Autoren fordern, dass die Regierungen nicht länger allein das Wirtschaftswachstum, sondern das Wohlbefinden der Regierten fördern und regelmäßig überprüfen sollten. Sie erklären: „Nichts macht glücklicher, als gemeinsam für ein höheres Ziel zu arbeiten – für die Umweltbalance der Erde, das Wohlergehen kommender Generationen und das Überleben aller Spezies, kurz: Nachhaltigkeit.“ Deutschland belegt im Glücksranking des Gallup World Poll nur den 30. Platz. Zwar ist das deutsche Bruttosozialprodukt in drei Jahrzehnten um etwa 60 Prozent gestiegen, das Glücksniveau sank im gleichen Zeitraum jedoch um zehn Prozent.

Von Hans Klumbies