Otfried Höffe fordert eine ökosoziale Marktwirtschaft

Zu den Menschenrechten gehören Rechte wie das Recht auf Eigentum und eine freie Entfaltung der Persönlichkeit. Diese schließen die freie Teilnahme am Wirtschaftsleben, dabei sowohl die Berufsfreiheit des Konsumenten als auch die Unternehmerfreiheit, ein. Otfried Höffe fügt hinzu: „Mit den negativen Freiheitsrechten nicht zufrieden, verlangt der Gedanke der Menschenrechte aber nach zusätzlichen Markteinschränkungen. Damit sich die Freiheitsvision des Marktes nicht in Unfreiheit verkehrt.“ Deshalb erweitert ein sensibles Gemeinwesen seine wirtschaftspolitische Verantwortung. Außerdem verpflichtet es sich auf das Leitbild der sozialen Marktwirtschaft. Dank dieses Leibildes ist die vor allem in West- und Nordeuropa vorherrschende Wirtschaftsgestalt zu einer Mischform von Privat- und Gemeinwirtschaft geworden. Otfried Höffe ist Professor für Philosophie und lehrte in Fribourg, Zürich und Tübingen, wo er die Forschungsstelle Politische Philosophie leitet.

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Deutschland hat sich einst nur über seine Kultur definiert

Wer eine deutsche Zeitung aufschlägt, landet mit großer Wahrscheinlichkeit bei einem Teil, über dem „Feuilleton“ steht. Oder eben „Kultur“. Hier meint „Kultur“ nicht mehr und nicht weniger als „Kunst“. Es ist Thea Dorn wichtig, darauf hinzuweisen, dass es möglicherweise doch einen Bereich gibt, in dem der Staat bestimmte Aspekte der Kultur besonders fördern und privilegieren, in diesem Sinne von „Leitkultur“ sprechen darf: „Eben wenn es um Kunst, wenn es um die geistig-kulturellen Fundamente unseres heutigen Selbstverständnisses geht.“ Kein anderes Land der Welt – außer vielleicht Italien, die zweite der „verspäteten“ europäischen Nationen, und Griechenland als Erbe des antiken Hellas – hat sich so stark, ja in einer bestimmten Epoche sogar ausschließlich über seine Kultur im Sinne von Kunst, Philosophie und Geisteswissenschaft definiert, wie Deutschland dies getan hat. Thea Dorn studierte Philosophie und Theaterwissenschaften. Sie schrieb eine Reihe preisgekrönter Romane, Theaterstücke und Essays.

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Die Kraft der Literatur verändert die Persönlichkeit

Die literarische Bildung lebt von der Fiktion, dass es Bücher gibt, deren Lektüre einen Menschen verändern kann, und dass dies nicht nur an einem selbst, der persönlichen Disposition und Situation liegt, sondern auch genau an diesen Büchern. Konrad Paul Liessmann schreibt: „Nur solch ein Denken legitimiert einen Kanon, und nur ein Kanon, wie umstritten und … Weiterlesen

Das ganzheitliche Denken des Ökonomen Edgar Salin

Als Wissenschaftler plädierte Edgar Salin in der Tradition von Alexis de Tocqueville, Friedrich List und Karl Marx für eine historisch, soziologisch, philosophisch ausgerichtete Ökonomie, die an der politischen Wirklichkeit ausgerichtet sein muss. Das nationalökonomische Hauptwerk von Edgar Salin trägt den Titel „Geschichte der Volkswirtschaftslehre“, das er in der fünften Auflage 1967 in „Politische Ökonomie“ umbenannte. In diesem Buch beschreibt er meisterhaft das Verhältnis von Geschichte und Ökonomie. Er lehrt darin kein Patentrezept oder Modell, noch eine Sehweise, woraus sich irgendein Ismus ableiten ließe. Es handelt sich dabei vielmehr um einen interdisziplinär angelegten Erkenntnisprozess, der die Unterscheidung von Gesamterkenntnis und Teilerkenntnis zur Grundlage hat.

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