Hannah Arendt lehrt die „menschliche Bedingtheit“

Hannah Arendts Texte enthalten eine Art Grundkurs in Politik. Er basiert auf einigen Tatsachen, die man mit den fünf Sinnen und dem gesunden Menschenverstand begreifen kann. Ned O’ Gorman erläutert: „Zunächst fordert Arendt uns auf, unsere Grundsituation als Menschen in den Blick zu nehmen. Insbesondere die erste und wichtige Tatsache: dass nämlich du und ich und andere zusammen auf dieser Erde leben.“ Hannah Arendt bezeichnet dies als „menschliche Bedingtheit“. Es ist bedeutsam, dass Arendt ihr Nachdenken über Politik mit der conditio humana beginnt und nicht etwa mit der sogenannten „Natur des Menschen“. Viele andere bekannte Namen der politischen Philosophie der Moderne sahen das anders. Sie nahmen an, Politik sei in der einen oder anderen Weise eine Antwort auf und ein Umgehen mit dem Problem der „menschlichen Natur“. Ned O’ Gorman ist Professor für Kommunikationswissenschaften an der University of Illinois.

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Die Ästhetik konkurriert mit der Philosophie

Was heißt es, ein Mensch zu sein? Und insbesondere was heißt es in der heutigen Zeit ein Mensch zu sein? Das sind Fragestellungen, die typisch für Philosophen sind. Aber die Philosophie hat in ihrem Versuch, die großen Fragen nach dem Menschen und seinem in der Welt sein zu beantworten, durchaus auch Konkurrenz. Lambert Wiesing stellt fest: „Der zweifellos bekannteste Mitbewerber ist die Religion.“ Man sollte seiner Meinung allerdings folgendes nicht übersehen. Nämlich dass es noch einen weiteren wichtigen Mitbewerber für die Zuständigkeit für die großen Fragen gibt. Denn es ist keineswegs so, dass sich nur die Philosophie und die Religion mit der Frage nach der „conditio humana“ befassen. Prof. Dr. Lambert Wiesing lehrt an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena Bildtheorie und Phänomenologie. Außerdem ist er geschäftsführender Direktor des Instituts für Philosophie.

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Die Kultur hat ihren Ausgangspunkt in den Gefühlen

Antonio Damasio möchte in seinem neuen Buch „Im Anfang war das Gefühl“ folgende Frage klären: „Wie ist all das entstanden, was wir Kultur nennen?“ Seine scheinbar verblüffende Antwort lautet, dass dabei nicht Verstand und Intellekt, sondern die Gefühle dabei die entscheidende Rolle gespielt haben. Zudem war es seiner Meinung nach das ständige Wechselspiel zwischen Körper und Geist, das die Evolution des Menschen geprägt hat. Dabei spannt der Autor einen großen Bogen von den evolutionären Anfängen des Lebens bis hin zur Hirnforschung der Gegenwart und eröffnet seinen Lesern dabei einen neuen, aufregenden Blick auf den biologischen Ursprung der menschlichen Zivilisation. Antonio Damasio ist Professor für Neurowissenschaften, Neurologie und Psychologie an der University of Southern California und Direktor des dortigen Brain and Creative Institute.

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Mittels Erziehung betritt der Mensch das Reich der Handlungsfreiheit

Der Mensch lebt nicht nur mit einer äußeren, sondern auch mit einer inneren Natur. Unter ihr versteht Otfried Höffe den noch nicht sozial und kulturell geformten, insofern „natürlichen“ Anteil an der Conditio humana. Da aber alle wirklichen Menschen sozial und kulturell geformt sind, ist die Rede von einem natürlichen Menschen eine Abstraktion. Sie hilft aber, die Faktoren zu bestimmen, die individuell der Neugeborene und kollektiv die Menschheit braucht, um dort zu einer eigenverantwortlichen Person, hier zu einer verantwortlichen Gesellschaft zu werden. Der dafür notwendige Prozess der Erziehung, der individuell im Fortschreiten der Biographie und kollektiv in der Menschheitsgeschichte die Selbsterziehung einschließt, ergänzt die externe und interne Kultivierung. Otfried Höffe ist Professor für Philosophie und lehrte in Fribourg, Zürich und Tübingen, wo er die Forschungsstelle Politische Philosophie leitet.

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