Auch normale Menschen genießen Grausamkeiten

Laut der Sozialpsychologen Roy Baumeister und Keith Campbell stellt der „Sadismus, definiert als das unmittelbare Erleben von Lust durch das Quälen anderer, den offensichtlichsten intrinsischen Anreiz zu bösen Taten dar“. Julia Shaw stellt fest: „Sie argumentieren, dass das Vorhandensein von Sadismus alle anderen Theorien oder Erklärungen des Bösen obsolet macht; sie meinen also, man brauche keine anderen Theorien des Bösen, Sadismus sei immer der Grund, warum Menschen Böses tun.“ Roy Baumeister und Keith Campbell schreiben: „Die Leute tun es, weil es sich gut anfühlt; mehr brauchen wir dazu nicht zu sagen.“ Erin Buckels und Kollegen argumentieren ebenfalls, dass Sadismus eigentlich ziemlich normal sei. Sie behaupten, dass „derzeitige Auffassungen von Sadismus selten über jene von sexuellen Fetischen hinausgehen.“ Julia Shaw forscht am University College London im Bereich der Rechtspsychologie, Erinnerung und Künstlicher Intelligenz.

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Die Pluralisierung verändert alle Menschen einer Gesellschaft

Kein Mensch kann heute seine ganz persönliche Kultur noch so leben, als ob es keine andere neben ihm gäbe. In gemischten Gesellschaften steht jede Kultur neben anderen. Das heißt: Es gibt keine selbstverständliche Kultur, keine natürliche Zugehörigkeit mehr. Die Außenperspektive – dass es nämlich immer anders sein könnte, dass man jemand anders sein, etwas anderes glauben, anders leben könnte – ist heute Teil einer jeden Kultur. Und diese Veränderung betrifft jeden Einzelnen. Sie verändert den Bezug zur Gemeinschaft, zur eigenen Identität. Die Philosophin Isolde Charim wendet ihre Thesen in ihrem neuen Buch „Ich und die Anderen“ auf verschiedene gesellschaftliche Themen an, von der Integrationspolitik über die Definition des Heimatbegriffs bis hin zu den Debatten um religiösen Zeichen. Die Philosophin Isolde Charim arbeitet als freie Publizistin und ständige Kolumnistin der „taz“ und der „Wiener Zeitung“.

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Ständiges Wachstum macht die Menschen nicht zufriedener

Gerhard Schick stellt sich die Frage, ob die Menschen nicht immer mehr eingespannt sind in ein Hamsterrad wirtschaftlicher Entwicklung, das zwar mehr produziert, aber den Wohlstand des Einzelnen nicht mehrt, ihn nicht glücklicher macht, sondern ihm sogar schadet. In den letzten Jahrzehnten wurde den Menschen immer wieder eingebläut: „Wachstum schafft Wohlstand.“ Die meisten Deutschen konzentrieren sich voll auf Wachstum, Wachstum und noch einmal Wachstum und erheben damit ein Mittel zum Zweck. Gerhard Schick kritisiert: „Unsere Gesellschaft hat sich die Debatte über das „gute Leben“, die so alt ist wie die menschliche Philosophie, abgewöhnt. Diese Debatte schien irgendwann entbehrlich zu sein, weil bei wachsendem Wohlstand jeder auf seine Façon glücklicher werden kann.“ Der grüne Politiker Gerhard Schick zählt zu den versiertesten Ökonomen im Deutschen Bundestag.

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Geldmangel führt in die Abhängigkeit und in die Ohnmacht

Kein Geld zu haben, bedeutet für einen Menschen den Verlust von Selbstständigkeit. Es bedeutet für ihn Abhängigkeit und Ohnmacht. Und der Geldmangel bringt laut Peter Bieri die ständige Gefahr der Demütigung mit sich. Geld bedeutet äußere Selbstständigkeit. Umgekehrt ist ein Mensch durch weniges so erpressbar wie durch Geld. Wenn diese Erpressung dazu führt, dass sich ein Mensch in dem, was er denkt und fühlt, verbiegen und verstecken muss, dann kann für Peter Bieri eine Bedrohung der Würde entstehen, die ihn ersticken lässt. Geld kann im Extremfall wie ein Gift wirken, dass die Würde zersetzt. Es gibt Menschen, die dadurch krank werden. Peter Bieri, geboren 1944 in Bern, studierte Philosophie und Klassische Philologie und lehrte als Professor für Philosophie in Bielefeld, Marburg und an der Freien Universität Berlin.

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