Prognosen sind ein Stochern im Nebel der Zukunft

Sogar die Wirtschaftswissenschaften beruhen auf der Vorstellung „offenbarter Präferenzen“. Was Leute denken, spielt für Nassim Nicholas Taleb keine Rolle, denn er will es sich ersparen, in die matschweiche, in sich selbst verschlungene Fachrichtung der Psychologie vorzudringen. Die „Erklärungen“, die Leute für das abgeben, was sie tun, sind nur Worte, Geschichten, die sie sich selbst erzählen und haben seiner Meinung nach mit eigentlicher Wissenschaft nichts zu tun. Andererseits ist das, was Menschen machen, dinghaft und messbar, und darauf sollte man sich konzentrieren. Dieses Axiom – womöglich könnte man es sogar ein Prinzip nennen – ist äußerst wirkmächtig, allerdings wird es von Forschern nicht sonderlich eifrig befolgt. Nassim Nicholas Taleb ist Finanzmathematiker, philosophischer Essayist, Forscher in den Bereichen Risiko und Zufall sowie einer der unkonventionellsten Denker der Gegenwart.

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Die eigenen Handlungen wirken sich direkt auf die Welt aus

Rituale beantworten einem Menschen die Frage, „Was soll ich als nächstes tun?“ und nehmen ihm damit die Bürde der Entscheidung und Überlegung ab. In einem früheren Buch mit em Titel „Ich schraube, also bin ich“ hat sich Matthew B. Crawford mit dem Verlust von Fähigkeiten im Alltagsleben beschäftigt. Das zentrale Thema das Buchs ist die individuelle Handlungsmacht – die Erfahrung, dass sich die eigenen Handlungen direkt auf die Welt auswirken, und das Wissen, dass diese Handlungen tatsächlich einem selbst gehören. Matthew B. Crawfords These lautete, dass echte Handlungsmacht nicht einfach auf freien Entscheidungen beruht, sondern paradoxerweise auf der Unterwerfung unter Dinge, die ihr eigens, unergründliches Wesen haben, ob dieses Ding nun ein Musikinstrument, ein Garten oder eine Brücke ist. Matthew B. Crawford ist promovierter Philosoph und gelernter Motorradmechaniker.

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Forscher bezweifeln die Freiheit des menschlichen Willens

Seit einigen Jahren erhitzt eine auch in Deutschland zwischen einigen Neuronenwissenschaftlern und Philosophen heftig geführte Debatte die Gemüter. Unter anderem geht es um die Frage, ob der menschliche Wille wirklich frei ist. Einige neuere Befunde aus der Hirnforschung schienen eine Zeitlang nahezulegen, dass selbst Entscheidungen, die man bewusst fällt und die dann das Handeln bestimmen, bereits unbewusst im Gehirn vorbereitet werden. Markus Gabriel ergänzt: „Es sieht so aus, als ob unsere Entscheidungen damit nicht in unserer Hand lägen. Hierher rührt die Idee, unser Gehirn könnte uns steuern.“ Diese Debatte ist nicht neu. Sie wurde vorwiegend schon im neunzehnten und frühen zwanzigsten Jahrhundert geführt. Markus Gabriel hat seit 2009 den Lehrstuhl für Erkenntnistheorie und Philosophie der Neuzeit an der Universität Bonn inne und ist dort Direktor des Internationalen Zentrums für Philosophie.

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Die Kriterien der Zumutbarkeit von Nebenwirkungen

Für den Philosophen Robert Spaemann stellen moderne Technologien auf physikalischem und biologischem Gebiet, insbesondere die Atomspaltung und die genetische Manipulation, moralische Probleme dar. Deren Lösung mit traditionellen philosophischen und theologischen Argumenten kann seiner Meinung nach nur gelingen, wenn man sie in ihren abstraktesten und allgemeinsten Formen heranzieht. Robert Spaemann schreibt: „Das gilt insbesondere dort, wo die moralischen Probleme sich mit den politisch-rechtlichen überschneiden, das heißt mit der Frage nach der Verantwortlichkeit des Staates für die möglichen Folgen und Nebenfolgen der Anwendung dieser Technologien.“ Er liegt zufolge von Robert Spaemann im Wesen menschlicher Handlungen, dass sie Nebenwirkungen hervorbringen und Handeln auf Zwecke ausgerichtet ist.

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