Die Psychotherapie ist im Gesundheitswesen ein relativ neues Berufsfeld. Die kaum hundert Jahre alte Bezeichnung hat die Menschheit Sigmund Freud zu verdanken. Die Psychoanalyse war nach Sigmund Freud bis zur Hälfte des vorigen Jahrhunderts die vorherrschende Behandlungsform, wenn auch nur für ausgewählte Patienten. Der Durchbruch gelang der Psychotherapie in den Sechzigerjahren des vorigen Jahrhunderts, als völlig verschiedene psychotherapeutische Methoden nebeneinander, durcheinander und vor allem auch gegeneinander angeboten wurden. Paul Verhaeghe ergänzt: „Wenn die verschiedenen Therapeuten überhaupt etwas gemein hatten, dann war es ihre Ablehnung der bürgerlichen Gesellschaft, zu der sie übrigens auch die Psychoanalyse zählten.“ Ihr Ziel war es, die Patienten von bevormundenden Strukturen zu befreien, Gesundheitssystem inklusive. Paul Verhaeghe lehrt als klinischer Psychologe und Psychoanalytiker an der Universität Gent.
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Viele Wege führen vom Burn-Out zum Burn-In
In seinem Buch „Burn-In statt Burn-Out“ vertritt Klaus Biedermann die These, dass Arbeitsüberlastung und Tempodruck nicht zwangsläufig zu einem Zusammenbruch führen. Vielmehr sind es fehlende Sinnhaftigkeit und Fremdbestimmung im Privatleben und im Beruf sowie der Verlust an Werten. Daneben haben viele Menschen die Fähigkeit verloren, sich zu entspannen und positiv wahrzunehmen, was früher oder später zu einem Kollaps führt. Statt innerlich auszubrennen, gilt es, im positiven Sinn für etwas zu brennen. Dazu kann es hilfreich sein, das eigene Leben mit allem, was einen Menschen als Persönlichkeit ausmacht, infrage zu stellen. Klaus Biedermann rät die ausgetretenen Pfade zu verlassen, und neue Perspektiven zu entdecken und erstmalige Erfahrungen zu sammeln. Dr. phil. Klaus Biedermann leitet seit mehr als 30 Jahren Selbsterfahrungskurse und Burn-In-Seminare in seiner Sommerakademie auf der Insel Korfu.
Ein gutes Arbeitsklima verhindert Stress im Job
Dauerstress im Job macht krank. Doch er ist zum Teil auch eine Sache der Einstellung. Ein ausgezeichnetes Gegenmittel ist ein gutes Arbeitsklima. Und das kann jeder Mitarbeiter mitbestimmen. Laut einem Report der Krankenkasse DAK-Gesundheit haben sich die Fehltage wegen psychischer Leiden in den vergangenen zwanzig Jahren verdreifacht. Schuld an den steigenden Zahlen ist sicher nicht allein die Arbeitswelt. Psychische Erkrankungen werden heute auch deutlich öfter erkannt. Dennoch wird niemand bezweifeln, dass der Beruf eine mögliche Ursache für Dauerstress ist. Und der kann krank machen, schwer krank sogar. Arbeitsfrust ist aber nicht nur ein persönliches Schicksal. Jeder kann sein eigenes Anti-Stress-Programm starten. Die drei Grundregeln dabei lauten: akzeptieren, verändern – oder verlassen. Einen Weg gibt es fast immer. Hektik, Leistungsdruck, Arbeitsverdichtung: Spricht man über Jobs von heute, dann oft nur als Quelle von Belastungen.
Pausenloser Druck führt zu Erschöpfungskrankheiten
Das Berufs- und Privatleben vieler Menschen ist randvoll gefüllt, weswegen sie ihr Pensum nur knapp bewältigen können. Sobald etwas Unerwartetes in das fein austarierte System von Verpflichtungen und Aufgaben kommt, gerät es schnell außer Kontrolle. Ulrich Hemmeter, Chefarzt der Psychiatrischen Dienste St. Gallen, erklärt: „Meistens sind es Veränderungen im Beruf oder Familie, welches das Gleichgewicht in Schieflage bringen.“ Der Stress hat seiner Meinung nach aber auch seine guten Seiten. Denn er sorgt dafür, dass der Mensch in einen angeregten Zustand versetzt wird, ohne den er nichts leisten würde. Ulrich Hemmeter ergänzt: „Der gute Stress hat Auswirkungen auf unsere Biochemie.“ Wird die Belastung allerdings zu groß und der Stress zum Dauerzustand, dann fährt der Körper nicht mehr in den Ruhezustand zurück – die Werte der Stresshormone bleiben dauerhaft zu hoch.
Für Gesunde sind Produkte ohne Laktose völlig unnötig
Jeder zweite Deutsche glaubt inzwischen, dass er Laktose nicht verträgt. Zu diesem Ergebnis kam eine Studie der Landesvereinigung Milch in Nordrhein-Westfalen im August dieses Jahres. Ohne eine verlässliche Diagnose über ihre Laktoseunverträglichkeit ernähren sich immer mehr Bundesbürger mit Diätnahrung. In Wirklichkeit ist aber eine Ernährung ohne Laktose und Gluten nur in den seltensten Fällen notwendig. Wie die Deutsche Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten berichtet, leiden nur etwa zehn Prozent der Deutschen unter Laktoseintoleranz. Die Betroffenen können den Milchzucker wegen einer genetischen Mutation nicht gut verdauen. Schon nach einem Glas Kakao werden sie von Blähungen, Übelkeit, Schmerzen oder Durchfall heimgesucht.
Ulrich Schnabel will einen anderen Umgang mit der Zeit
Nach Ulrich Schnabel leben die Menschen der Gegenwart in einer Epoche der rasant zunehmenden Aufmerksamkeitsstörungen. Das Meinungsforschungsinstitut Forsa hat herausgefunden, dass fast 70 Prozent der Bundesbürger die ständige Hektik und Unruhe als den größten Stressauslöser betrachten. Die Menschen fühlen sich ständig getrieben, nicht nur in Deutschland. In ganz Europa sind es etwa 50 Prozent, die darüber klagen, dass sie mindestens in der Hälfte ihrer Zeit sehr schnell arbeiten müssten. Und es sieht nicht so aus, als wäre Besserung in Sicht. Ulrich Schnabel schreibt: „Und bei jeder Studie klagen mehr Menschen über ein zu hohes Arbeitstempo und eng gesetzte Termine.“ Ulrich Schnabel studierte Physik und Publizistik und arbeitet als Wissenschaftsredakteur der Wochenzeitung „DIE WELT“.
Die allermeisten Rückenoperationen sind überflüssig
Viele Menschen werden in Deutschland am Rücken operiert, obwohl das in den meisten Fällen gar nicht notwendig wäre. Der Wirbelsäulenspezialist Martin Marianowicz aus München verteidigt diese These in seinem neuen Buch „Warum 80% der Rücken-OPs überflüssig sind“, das im Goldmann Verlag erschienen ist. Der Arzt möchte sich allerdings nicht mit seinen Kollegen anlegen, sondern auf falsche Entwicklungen im deutschen Gesundheitssystem hinweisen. Denn die tägliche Praxis in den deutschen Kliniken ist für ihn schockierend. In Deutschland werden pro Jahr etwa 300.000 Menschen am Rücken operiert. Das sind drei Mal so viele wie in England und doppelt so viele wie in Frankreich.