Die allermeisten Rückenoperationen sind überflüssig

Viele Menschen werden in Deutschland am Rücken operiert, obwohl das in den meisten Fällen gar nicht notwendig wäre. Der Wirbelsäulenspezialist Martin Marianowicz aus München verteidigt diese These in seinem neuen Buch „Warum 80% der Rücken-OPs überflüssig sind“, das im Goldmann Verlag erschienen ist. Der Arzt möchte sich allerdings nicht mit seinen Kollegen anlegen, sondern auf falsche Entwicklungen im deutschen Gesundheitssystem hinweisen. Denn die tägliche Praxis in den deutschen Kliniken ist für ihn schockierend. In Deutschland werden pro Jahr etwa 300.000 Menschen am Rücken operiert. Das sind drei Mal so viele wie in England und doppelt so viele wie in Frankreich.

40 bis 45 Prozent der Rücken-OPs bringen nicht den gewünschten Erfolg

Dr. Martin Marianowicz wünscht sich, dass sein Buch „Warum 80% der Rücken-OPs überflüssig sind“ dazu beiträgt, dass sich 20.000 Menschen weniger pro Jahr am Rücken operieren lassen. Dadurch würde das Gesundheitssystem enorm finanziell entlastet, wodurch die Zuzahlungen für die Kassenbeiträge entfallen könnten. Dr. Martin Marianowicz schreibt, dass die meisten Rückenschmerzen von selbst verschwinden würden.

Der Wirbelsäulenspezialist sagt: „40 bis 45 Prozent der Operationen bringen nicht den gewünschten Erfolg. Deshalb müssen wir umdenken. Die wichtigsten Verbündeten bei der Behandlung sind die Zeit und die Natur, denn 90 Prozent aller Bandscheibenvorfälle heilen folgenlos ab.“ Er ist der Meinung, dass ein Konzept, das ganz auf sanfte und minimal-invasive Therapiemethoden ausgerichtet wäre, 80 Prozent der Rückenoperationen überflüssig machen würde.

Selbst junge Menschen werden mehrfach am Rücken operiert

Krankenkassen raten dringend, sich vor einer Rückenoperation die Meinung eines zweiten Arztes anzuhören. Dennoch steigen die Operationszahlen. Dr. Martin Marianowicz sieht den Grund darin, weil in der Praxis die Rückenoperationen von den Krankenkassen klaglos bezahlt werden. Er hat Menschen gesehen, die erst 35 Jahre alt waren, aber schon vier Mal am Rücken operiert worden waren.

Obwohl Dr. Martin Marianowicz seine Krankenkassenzulassung zurückgegeben hat, kommen zu ihm dennoch sehr viele Kassenpatienten. Sie zahlen lieber selbst, als die schlechten Erfahrungen, die sie anderswo gemacht haben, noch einmal zu erleben. In den meisten Fällen wird mit den Patienten nicht geredet, sondern nur geröntgt, ohne dass hinterher etwas passiert. Das Gesundheitssystem ist schuld an dieser Misere, da es einem Kassenarzt nur knapp 30 Euro im Quartal für jeden Patienten genehmigt.

Röntgen bei degenerativen Rückenleiden ist Körperverletzung

Vom Röntgen und Kernspinaufnahmen hält Dr. Martin Marianowicz relativ wenig. Er sagt: „Röntgen bei degenerativen Rückenleiden ist Körperverletzung. Sie können damit Brüche erkennen, aber keine Schmerzen. Beim Kernspin ist es ähnlich, denn 45 Prozent aller 50-Jährigen haben altersbedingte Veränderungen der Wirbelsäule, bei 70-Jährigen sind es schon 90 Prozent.“ Wenn der Körper des Menschen nicht die Fähigkeit hätte, mit solchen Veränderungen zu leben, könnten die meisten Leute im Alter von 60 Jahren nicht mehr laufen.

Dr. Martin Marianowicz hält sehr viel von alternativen Behandlungsmethoden bei Rückenleiden. Seiner Meinung nach müssen die Schulmediziner zugeben, dass sie für die meisten Erkrankungen weder eine stichhaltige Erklärung noch eine wirklich therapeutische Antwort haben. Der Wirbelsäulenspezialist sagt: „Die Behauptung, Akupunktur helfe nicht, zeigt die westliche Arroganz gegenüber einem Heilverfahren, mit dem seit zweieinhalb tausend Jahren erfolgreich behandelt wird.“

Er selbst wendet alle Therapien an, die dem Patienten helfen, den Schmerz und letztendlich eine Operation zu vermeiden. Dazu gehören auch die Akupunktur und die Osteopathie. Er richtet sich dabei ganz nach Paracelsus, der schon vor 500 Jahre sagte: „Wer heilt, hat recht“.

Von Hans Klumbies