Manfred Spitzer behauptet in seinem Buch „Digitale Demenz“, dass digitale Medien langfristig dem Körper und vor allem dem Geist schaden. Wer googelt, surft und chattet, lagert seiner Meinung nach geistige Arbeit aus. Die Gedächtnisleistung und das Konzentrationsvermögen nehmen ab. Bei Kindern und Jugendlichen wird laut Manfred Spitzer durch die Bildschirmmedien die Lernfähigkeit drastisch vermindert und eine Oberflächlichkeit erzeugt. Wenn soziale Online-Netzwerke mit virtuellen Freundschaften locken, besteht die Gefahr, dass das Sozialverhalten der User beeinträchtigt wird und es möglicherweise sogar zu Depressionen kommen kann. Deshalb fordert Manfred Spitzer Eltern, Lehrer und Politiker auf, objektive Informationen über die Risiken der Online-Medien zu verbreiten und deren Nutzung für Kinder und Jugendliche zu beschränken. Manfred Spitzer leitet die Psychiatrische Universitätsklinik in Ulm und das Transferzentrum für Neurowissenschaften und Lernen.
Die moderne Informationstechnik führt zu oberflächlichem Denken
Im Jahresbericht der Suchtbeauftragen der Bundesregierung steht geschrieben, dass etwa 250.000 Jugendliche und Erwachsene in Deutschland als Internetabhängige und 1,4 Millionen als problematische Internetnutzer gelten. Die Computer- und Internetsucht steigen dramatisch an. Manfred Spitzer wirft der Regierung in diesem Bereich Ratlosigkeit vor und fordert von der Gesellschaft endlich damit aufzuhören, die nächste Generation systematisch zu verdummen.
Manfred Spitzer behauptet, dass die schleichende Demenz der Bevölkerung durch Menschen verursacht wird, die mit digitalen Produkten sehr viel Geld verdienen und denen das Schicksal eines Individuums und insbesondere von Kindern, völlig egal ist. Für Manfred Spitzer gibt es keinen hinreichenden Beweis für die Behauptung, die moderne Informationstechnik würde das Lernen in der Schule verbessern. Ganz im Gegenteil. Er schreibt: „Sie führt zu oberflächlicherem Denken, sie lenkt ab und hat zudem unerwünschte Nebenwirkungen, die von bloßen Störungen bis zu Kinderpornographie und Gewalt reichen.
Viele Sozialkontakte sind im Internet zum Scheitern verurteilt
Die Anonymität des Internets bewirkt gemäß Manfred Spitzer, dass die Menschen sich weniger kontrollieren und sich entsprechend weniger um angemessenes Sozialverhalten bemühen müssen. Manfred Spitzer schreibt: „Das Internet ist voller scheiternder Sozialkontakte, die vom Vorgeben, dass man ein anderer sei, über Schummeln, Betrügen bis hin zur groben Kriminalität reichen. Es wird gelogen, gemobbt, abgezockt, aggressiv Stimmung gemacht, gehetzt und diffamiert, dass sich die Balken biegen!“
Manfred Spitzer vertritt die These, dass digitale Medien die Menschen dazu verleiten, ihr Gehirn weniger zu nutzen, wodurch seine Leistungsfähigkeit mit der Zeit abnimmt. Manfred Spitzer fügt hinzu: „Bei jungen Menschen behindern sie zudem die Gehirnbildung; die geistige Leistungsfähigkeit bleibt also von vornherein unter dem möglichen Niveau.“ Das betrifft seiner Meinung nach nicht nur das Denken, sondern auch die Willenskraft, die Emotionen und vor allem das Sozialverhalten der Menschen.
Digitale Demenz
Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen
Manfred Spitzer
Verlag: Droemer
Gebundene Ausgabe: 367 Seiten, Auflage: 2012
ISBN: 978-3-426-27603-7, 19,99 Euro
Von Hans Klumbies