Aristoteles:"Das höchste von allen Gütern ist das Glück"

Der griechische Philosoph Aristoteles vertritt die Auffassung, dass jedes praktische menschliche Können und jede wissenschaftliche Untersuchung, ebenso alles Handeln und Wählen nach einem bestimmten Gut strebt. Für den großen Denker der griechischen Antike gibt es dabei verschiedene Ziele: das eine Mal ist es das reine Tätigsein, das andere Mal darüber hinaus das Ergebnis des Tätigseins. Wo es übergeordnete Ziele gibt, die über das reine Tätigsein hinausragen, da ist das Ergebnis für Aristoteles naturgemäß wertvoller als das bloße Tätigsein. Da es aber viele Formen des menschlichen Handelns, des praktischen Könnens und des Wissens gibt, ergibt sich für den griechischen Philosophen Aristoteles auch eine Vielzahl von Zielen.

Das Wesen des Glücks

Ziel der Heilkunst ist die Gesundheit, der Schiffsbaukunst das Schiff, das Ziel der Kriegskunst der Sieg sowie das Ziel der Ökonomie der Wohlstand. Über allem steht aber laut Aristoteles ein Endziel „das Gut“ und zwar das oberste Gut. Aristoteles antwortet auf die Frage: „Was ist das Ziel der Staatskunst und welches das höchste von allen Gütern, die man durch Handeln erreichen kann?“ mit der Antwort: das Glück.

Aber bei der Definition des Wesens des Glücks unterscheiden sich die Ansichten des normalen Volkes stark von denen eines Philosophen. Die Masse der Menschen stellt sich unter dem Glück etwas Handgreifliches und Augenfälliges vor – jeder etwas anderes, sei es Lust, Wohlstand oder Ehre. Bisweilen wechselt sogar ein und derselbe Mensch seine Meinung: wird er krank, so sieht er das Glück in der Gesundheit, ist er arm, sieht er es im Reichtum.

Die drei Hauptformen des Glücks

Einige Denker, zu denen auch Aristoteles zählte, dachten aber, dass es neben den vielen greifbaren Gütern noch ein Gut geben müsse, von selbstständiger Existenz, das zugleich für all die genannten Güter die Ursache dafür wäre, dass die Güter existieren. Aristoteles unterscheidet verschiedene Hauptformen des Glücks: die Masse der Menschen bekunden ganz und gar ihren knechtischen Sinn, indem sie sich dem animalischen Dasein des Genusses hingeben. Edle und aktive Menschen entscheiden sich dagegen für die Ehre. Denn das ist im Ganzen gesehen das Ziel des Lebens für den Staat.

Die dritte Lebensform ist für den legendären griechischen Philosophen die Hingabe an die Philosophie. Das Leben der Geldmenschen hat für ihn dagegen etwas Forciertes an sich und im Reichtum sieht Aristoteles gewiss nicht das oberste Gut. Der Reichtum ist nur ein Nutzwert, ein Mittel für andere Zwecke. Daher kann man noch eher die Lust und die Ehre als Endziele auffassen, denn sie werden von den Menschen um ihrer selbst willen geschätzt. Und dennoch sind auch sie für einen Denker keine echten Ziele.

Von Hans Klumbies