Die Zuversicht und die Fröhlichkeit sind die wahren Reichtümer

Der ganze Unterschied im Leben zweier Menschen betrifft entweder ihre Leidenschaften oder deren Erfüllung. David Hume erklärt: „Unterschiede in diesen beiden Hinsichten genügen, um die weit auseinanderliegenden Extreme von Glück und Elend hervorzubringen. Um glücklich zu sein, darf die Leidenschaft weder zu hefige noch zu schwach sein.“ Im ersten Fall befindet sich die Seele ständig ein einer aufgeregten Umtriebigkeit; im zweiten Fall versinkt sie in eine lähmende Lethargie, die ein Unlustzustand ist.“ Um glücklich zu sein, muss die Leidenschaft zugleich mild und sozial, auf keinen Fall aber roh und ungebändigt sein. Außerdem sollte die Gemütsstimmung fröhlich und heiter und nicht düster und melancholisch sein. David Hume, der von 1711 bis 1776 lebte, gehört zu den Klassikern der europäischen Philosophie.

Tätigsein erfüllt jede gähnende Leere im Leben

David Hume stellt fest: „Zuversicht und Fröhlichkeit sind wahre Reichtümer; die Neigung zu Ängstlichkeit und Sorge ist wahrhaft Armut.“ Einige Leidenschaften oder Neigungen sind, wenn sie Erfüllung im Objekt ihres Strebens finden, weniger beständig und konstant als andere und gewähren auch nicht so dauerhaft Freude und Befriedigung. David Hume stellt folgende Behauptung auf: Ein bloß dem Lustgewinn gewidmetes Leben lässt sich nicht so lange durchhalten wie ein Leben der Arbeitssamkeit, denn es muss bald der Übersättigung und dem Ekel anheimfallen.

Alle Vergnügen, die sich am wenigsten abnutzen, stellen sich als eine Mischung aus Tätigkeit und gespannter Aufmerksamkeit dar wie bei Wettspielen oder der Jagd. Überhaupt gilt für David Hume, dass Tätigsein und Geschäftigkeit jede gähnende Leere im menschlichen Leben erfüllen. Häufig ist es jedoch so, dass das Gemüt zwar gestimmt ist, dass es aber keine Erfüllung findet, weil es an geeigneten Gegenständen mangelt. Und unter diesen Gesichtspunkten tragen Leidenschaften, die ihre Erfüllung in äußeren Gegenständen finden, weniger zum Glücklichsein als solche, die ihre Erfüllung im Menschen selbst verwirklichen.

Die glücklichste Gemütsverfassung ist eine Disposition zur Tugend

David Hume nennt den Grund dafür: „Denn weder können wir ganz sicher damit rechnen, äußere Güter zu erlangen, noch dessen ganz sicher sein, uns ihres Besitzes dauerhaft zu erfreuen. Das Streben nach Gelehrsamkeit ist daher unter dem Gesichtspunkt des Glücks besser als das Streben nach Reichtümern.“ Manche Menschen besitzen eine solche Unerschütterlichkeit des Gemüts, dass ihnen eine Enttäuschung ihres Strebens nach äußeren Gütern wenig anhaben kann und dass sie mit der größten Heiterkeit und mit erneutem Fleiß derselben Sache widmen.

Eine Disposition zur Tugend ist für David Hume die glücklichste Gemütsverfassung, mit anderen Worten eine Geisteshaltung, die zum Handeln und Tätigsein führt, die für soziale Gefühle empfänglich macht, die das Herz gegen Schicksalsschläge feit, die die Leidenschaften auf das rechte Maß reduziert, die den Menschen Unterhaltung an den eigenen Gedanken finden lässt und sie die Freuden der Gesellschaft und der Konversation der Sinnenlust vorziehen lässt. Was gut ist und was übel ist, ob im natürlichen oder moralischen Sinne, hängt ganz allein von den Gefühlen und Neigungen der Menschen ab. Quelle: „Vom schwachen Trost der Philosophie“ von David Hume

Von Hans Klumbies