Disruption ist das Phänomen der Gegenwart

Disruption bedeutet „Bruch“, und überall sieht man heutzutage technologische Umbrüche. Alles wird digital, das ist neu und radikal. Viele Menschen denken bei Disruption an technologische Trends. Doch das ist zu kurz gedacht wie Andreas Barthelmess weiß: „Disruption ist viel mehr, sie ist das Phänomen unserer Zeit. Sie ist immer und überall und in allen Lebensbereichen: in Kultur und Konsum, Ökonomie und Gesundheit, Liebe und Ernährung – und vor allem in der Politik.“ Donald Trump und Greta Thunberg sind für Andreas Barthelmess zwei Seiten einer Medaille. Der Teufel mit Föhnfrisur, die Klima-Jeanne-d`Arc im Look von Pipi Langstrumpf. In einem haben die Hater und Spötter seiner Meinung nach recht: Chaoten und Heilsbringer, Narzissten und Autisten haben Konjunktur, und das global. Andreas Barthelmess ist Ökonom, Start-up-Unternehmer und Publizist.

Extrembedingungen begünstigen Sonderlinge

Die Welt ist digital. Greta Thunberg hat circa 4 Millionen Follower auf Twitter, Donald Trump rund 70 Millionen, Kim Kardashian etwa 160 Millionen auf Instagram. Sie alle umgehen die Gatekeeper der alten Welt und brechen mit den Regeln von früher. Sie alle kommen durchs Netz zu ihren Fans, einfach so, bis ins Klassenzimmer. Der Narzissmus, der Donald Trump und Kim Kardashian antreibt, entspricht dem Rigorismus, mit dem Greta Thunberg auf die Welt blickt.

In ruhigen Zeiten ohne große Veränderungen sind die Angepassten im Vorteil. Extrembedingungen begünstigen ausgerechnet die schlecht angepassten Sonderlinge. Das nennt man „disruptive Selektion“. Heute ist überall Disruption. Nutella-Deutschland ist vorbei, die süße Sicherheit reihenhausbeheizter Gemütlichkeit, sie ist Geschichte. Mit Start-ups und digitaler Disruption hat Andreas Barthelmess Geld verdient. Um die Zukunft zu gestalten, muss man seiner Meinung nach die Gegenwart verstehen. Schon Shakespeares Hamlet klagt, die Zeit sei aus den Fugen, und ja, Krisen und Revolutionen gab es immer.

Disruption steht für eine explosionsartige Entwicklung

„Disruption“ heißt „Bruch“ oder „Zerstörung“. Obwohl es sich dabei um ein lateinisches Fremdwort handelt, hat es erst in der englischsprachigen Start-up und Tech-Welt Karriere gemacht. Heute ist das Wort Start-up cool. Allerdings ist der Gebrauch inzwischen dermaßen inflationär, dass er sogar bei den CEOs der alten Industrie zur Modephrase geworden ist. Dabei stehen diese Manager eigentlich für das Schritt-für-Schritt-Denken der Vergangenheit. Dabei meint Disruption gerade nicht eine, wie es im Tech-Jargon heißt, „inkrementelle“ Weiterentwicklung, etwa von der Vinylplatte zur CD.

Disruption ist dagegen eine ganz neue, plötzliche und schnelle, ja explosionsartige Entwicklung mit völlig neuen Ansätzen unter völlig neuen Bedingungen. Andreas Barthelmess nennt als Beispiele Napster und iTunes statt CD. In der Ökonomie bezeichnet der Begriff „Disruption“ radikale technologische Ablösungsprozesse in Industrien und Märkten. Der Wirtschaftswissenschaftler Clayton M. Christensen hat 1997 beschrieben, wie auf dem Markt immer wieder ausgereifte Produkte sowie gewachsene, marktbeherrschende Strukturen und Unternehmen zerstört und von neuen Firmen und Produktion vollständig verdrängt werden. Quelle: „Die große Zerstörung“ von Andreas Barthelmess

Von Hans Klumbies

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