Die Arbeitslosigkeit kann in Deutschland jeden treffen

Günter Ogger erscheint der Niedergang der Arbeiterklasse harmlos im Vergleich mit dem Drama, in dem die rund 18 Millionen Angestellten die Hauptrolle spielen. Der Autor geht davon aus, dass die Flexibilisierung des Arbeitsmarktes Deutschland gründlicher verändern wird als die Wiedervereinigung. Entlassen Firmen wie Deutsche Bank, Siemens und Co. Angestellte wird das auf dem Aktienmarkt mit Kursgewinnen belohnt. Die Angestellten sind nur noch ein Kostenfaktor in der Bilanz. 2006 hatten nur noch 50 Prozent der Beschäftigten eine Vollzeitstelle. 4,6 Millionen Menschen stecken bereits in Teilzeitjobs. Arbeitsverhältnisse, deren Lohn nicht zum Leben reicht, nehmen massiv zu.

Günter Ogger: „Kein Job ist mehr sicher“

Günter Ogger beschreibt den Ist-Zustand der Arbeitswelt in Deutschland mit drastischen Worten: „Kein Job ist mehr sicher, die Kündigung kann täglich jeden treffen. Statt überschaubarer Hierarchien und planbarer Laufbahnen erwartet sie (die Angestellten) das Chaos und der Kampf ums Überleben.“ Der Autor ist der Meinung, das Deutschland vor einem radikalen Wertewandel steht: die Arbeit verwandelt sich von Last und Pflicht zu einem erstrebenswerten Luxusgut.

Denn die Unternehmen nutzen konsequent die Möglichkeiten zur Kostensenkung in Osteuropa, in Indien oder China. In den Zeiten der Globalisierung hat es jeder einzelne selbst in der Hand, ob er zum Gewinner oder zum Verlierer wird. Zu den Siegern werden die zählen, die keine Scheu vor Flexibilität und Selbstständigkeit haben, die ihre beruflichen Fähigkeiten erweitern, Sprachen lernen und auf internationalen Märkten agieren.

Die Gesellschaft in Deutschland zerfällt in zwei Klassen

Der Bestsellerautor plädiert dafür, dass es ein Grundrecht auf Arbeit nicht geben kann, denn der Staat ist nicht für die Beschäftigung seiner Bürger zuständig. Er ist lediglich für die Rahmenbedingungen verantwortlich. Außerdem vertritt er die These, dass es in der Angestelltenwelt von morgen nur darauf ankommen wird, was einer kann und über wie viel Energie er verfügt.

Die Zwei-Klassen-Gesellschaft ist in Deutschland heute Realität. Angestellte mit unbefristeten Vollzeitjobs und vollem Kündigungsschutz stehen den Unterprivilegierten gegenüber, die mit weniger Geld, weniger Rechten und weniger Schutz auskommen müssen. Zufrieden ist die Erste Klasse aber auch nicht. Sie beklagt das ständige Umorganisieren die unsichere Zukunft und ist genervt von flexiblen Arbeitszeiten und stagnierenden Löhnen.

Günter Ogger: „Hilf dir selbst, dann wird dir geholfen!“

Der homogene Block der deutschen Angestellten wird sich in den kommenden Jahren weiter auflösen. Es wird mehr befristete und Teilzeitjobs geben, viele Menschen werden einer freiberuflichen Tätigkeit nachgehen müssen. Die Differenzierung nach Qualifikation und Einkommen wird zunehmen.

Der feste Arbeitsplatz ist tatsächlich in Gefahr. Aber die „Abgestellten“ von heute können die Zukunftsarbeiter von morgen sein, wenn sie das Motto beherzigen, das Günter Ogger an den Schluss seines Buches stellt: „Hilf dir selbst, dann wird dir geholfen!“

Die Abgestellten
Ein Nachruf auf den festen Arbeitsplatz
Günter Ogger
Verlag: C. Bertelsmann
Gebundene Ausgabe: 320 Seiten, Auflage: September 2007
ISBN: 978-3-570-00960-4, 19,95 Euro

Von Hans Klumbies