Carl Benz baute Autos im industriellen Stil

Carl Benz wurde 1844 in Karlsruhe geboren. Der Vater starb, als Carl zwei Jahre alt war. Dennoch ermöglichte seine Mutter ihrem Sohn trotz bescheidener Mittel eine solide Ausbildung. Carl Benz besuchte das Lyzeum, experimentierte mit Chemikalien und baute optische Geräte. Sein erstes Einkommen verdiente er mit Fotografien und der Reparatur von Uhren. Von 1860 bis 1864 studierte Carl Benz am Polytechnikum in Karlsruhe. Nachdem er in verschiedenen Maschinenfabriken gearbeitet hatte, machte sich Carl Benz im Jahr 1871 selbstständig, indem er mit August Ritter eine mechanische Werkstätte gründete.

Carl Benz gründet die OHG Benz & Co., Rheinische Gasmotorenfabrik

Im Verlauf einer Wirtschaftskrise wurde 1877 ein großer Teil seines Besitzes gepfändet. Der Autopionier machte sich nun auf die Suche nach einer zukunftsträchtigen Erfindung und konstruiere einen Motor für den stationären Betrieb, der um die Jahreswende 1879/80 zum ersten Mal nach den Vorstellungen von Carl Benz so richtig rund lief. 1883 gründete er mit zwei Partnern die OHG Benz & Co., Rheinische Gasmotorenfabrik. Pro Jahre wurden dort anfangs vierzig Zweitaktmotoren hergestellt. Carl Benz beschäftigte sich daneben mit der Konstruktion eines selbst fahrenden Motorwagens.

Dafür brauchte er einen kleinen, leichten und schnell laufenden Motor sowie ein passendes Fahrgestell. Er erfand eine Dreiradkonstruktion, in dessen Mitte sich ein Viertaktmotor befand, der 0,75 PS leistete und das Gefährt bis zu einer Geschwindigkeit von 16 Kilometer pro Stunde beschleunigte. Die Bauweise hatte noch mehr mit einem Fahrrad als mit einer Kutsche zu tun, was nicht verwunderlich war, da Teile des Rahmens und die Räder aus Fahrradfabriken stammten.

Carl Benz erfindet die Achsschenkellenkung

1886 meldete Carl Benz sein „Fahrzeug mit Gasmotorenbetrieb“ zum Patent an. Im Juni 1886 unternahm der Erfinder eine erste Probefahrt auf der Mannheimer Ringstraße. Im gleichen Jahr baute Gottlieb Daimler einen Viertaktmotor in einen Wagen mit vier Rädern ein. Das Jahr 1886 gilt gemeinhin als das Geburtsjahr des Automobils. Carl Benz verkaufte in den folgenden Jahren im Durchschnitt lediglich acht von seinen Fahrzeugen. 1890 traten zwei neue Teilhaber in seine Firma ein: der Exportkaufmann Friedrich von Fischer und der Handelsvertreter Julius Ganß.

Julius Ganß überredete Carl Benz dazu, die Produktion zu erhöhen. Bisher waren die Fahrzeuge von Carl Benz nur auf drei Rädern unterwegs gewesen. Um auch Automobile mit vier Rädern zuverlässig steuern zu können, entwickelte Carl Benz eine neuartige Achsschenkellenkung, für die er 1893 ein Patent erwarb. Diese Erfindung ermöglichte die Drehung der Vorderräder, ohne dass dabei die Achse bewegt werden musste. Dadurch wurde die Stabilität und Lenkbarkeit seiner Fahrzeuge deutlich erhöht.

1914/15 arbeiten schon 6.500 Menschen bei Benz & Cie.

1894 verkaufte Carl Benz immerhin schon 67 Automobile – fünf Jahre später steigerte er die Zahl der verkauften Wagen auf 572. Im selben Jahr bekam seine Firma den Namen Benz & Cie. Rheinische Gasmotoren AG. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte das Unternehmen 2.300 Fahrzeuge hergestellt und beschäftigte jetzt schon etwa 400 Mitarbeiter. 1909 wurde im Mannheimer Stadtteil Luzenberg eine neue Fabrikanlage eröffnet. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte das Unternehmen rund 5.000 Fahrzeuge gebaut. In den nächsten fünf Jahren sollte die Produktion fast auf die doppelte Anzahl hochschnellen.

1914/15 beschäftigte das schnell wachsende Unternehmen rund 6.500 Arbeiter, was einem Anteil von etwa 16 Prozent aller Beschäftigten der deutschen Autoindustrie entsprach. Benz & Cie. bauten nicht nur Automobile, sondern auch Omnibusse und Lieferwagen. 1912 fusionierte das Unternehmen mit der süddeutschen Automobilfabrik Gaggenau GmbH.

In den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg produzierte das Unternehmen auch Motoren für Flugzeuge und Großschiffe, die im Krieg für das Militär von großer Bedeutung waren. 1914 erhielt Carl Benz die Ehrendoktorwürde der TU Karlsruhe verliehen. Nach dem Krieg lief das Geschäft schlecht und 1926 kam es zum Zusammenschluss mit der ebenfalls rote Zahlen schreibende Firma Daimler zur Daimler-Benz AG. Carl Benz starb am 4. April 1929 in Ladenburg.

Von Hans Klumbies