Das Grundeinkommen ist keine bequeme Hängematte

Der Unternehmer Götz Werner hat vor 39 Jahren seinen ersten dm-Drogeriemarkt gegründet. Heute kämpft er für eine fairere Einkommensverteilung. Er propagiert das bedingungslose Grundeinkommen für alle Bürger. Eine Folge davon wäre, dass die Löhne für schwere, unattraktive Jobs deutlich steigen würden. Das Grundeinkommen in einer Höhe von 1.500 Euro im Monat wäre der Ersatz für alle anderen Sozialleistungen und an keine Bedingungen und keinen Arbeitswillen verknüpft. Hartz VI würde abgeschafft. Finanzieren will Götz Werner das bedingungslose Grundeinkommen über höhere Konsumsteuern. Die Idee ist nicht neu und hat viele prominente Anhänger. Einer von ihnen ist der amerikanische Ökonom Milton Friedman, der durch das Grundeinkommen die Bürokratie in seiner Heimat abbauen und den Markt entfesseln wollte.

Die Arbeitsbedingungen werden sich verbessern

Götz Werner sagt: „Mit einem Grundeinkommen, da könnten sie Lebensunternehmer werden.“ Wenn die Menschen einen bestimmten Betrag vom Staat ohne Vorbedingungen ausbezahlt bekommen würden, könnten sie jene Arbeit ausüben, in der sie einen Sinn erkennen können. Niemand müsste mehr arbeiten, nur um seine Existenz zu sichern. Sinnstiftende Arbeit müsste nicht mehr hoch entlohnt werden, da sie sehr begehrt wären. Bei unattraktiver und körperlich schwerer Arbeit sind große Lohnsteigerungen unvermeidlich, da sich sonst keine Arbeitnehmer für diese Jobs mehr finden ließen.

Der Verfechter des bedingungslosen Grundeinkommens erklärt: „Sicher steigt auch der Anreiz für Unternehmen, einen möglichst großen Anteil dieser Arbeit von Maschinen erledigen zu lassen. Die Drecksarbeit würde bald von intelligenten Maschinen erledigt, um die hohen Löhne für menschliche Arbeit einzusparen. Die Arbeit würde sich also weiter verbessern.“ Die Menschen hätten dann den Kopf frei, um über den tieferen Sinn des Lebens und der Arbeit nachzudenken.

Das Grundeinkommen wird den Arbeitsanreiz nicht deutlich senken

Für Götz Werner ist das Grundeinkommen allerdings keine Einbahnstraße. Er fordert einen kategorischen Imperativ für jeden Einzelnen in der Gesellschaft. Er sagt: „Die Gemeinschaft gibt, nach dem Motto: Jetzt zeig` mal, was du kannst. Grundeinkommen ist nicht die Hängematte.“ Laut einer Studie des Wirtschaftswissenschaftlers Friedrich Schneider würden 31 Prozent der Bürger nach der Einführung eines Grundeinkommens gleich viel arbeiten wie zuvor. 45 Prozent würden weniger arbeiten.

Götz Werner geht dennoch nicht davon aus, dass durch ein Grundeinkommen der Anreiz zur Arbeit zu gehen, deutlich sinken würde. Er erklärt: „Alle sozialen Berufe würden sehr bald einen Boom erleben, und die Entlastung bei personalintensiven Aufgaben wäre dramatisch. Die vielbeschworene Dienstleistungsgesellschaft könnte endlich kommen.“ Götz Werner ist fest davon überzeugt, dass auch viel mehr Menschen in Bereichen wie Kultur, Bildung und Pflege arbeiten würden. Das wird auch nötig sein, da ein Großteil der klassischen Erwerbsarbeit aufgrund von deutlichen Fortschritten in der Produktivität einfach nicht mehr vorhanden sein wird.

Von Hans Klumbies